RE: In Rebellions Name - 3

Als sich etwas im Augenwinkel bewegte, ging mein Blick kurz zu Safran, allerdings nur als Überprüfung. Einen Moment sah ich wieder auf meine Prothese. Dann wanderte mein Blick wieder zu Safran und blieb dort verweilen. Ich atmete ruhig ein und aus. "Kopfschmerzen?", fragte ich leise nach einer Weile und sah wieder auf mein Bein. All diese Kabel, von denen ich nicht wusste, welches an welches gehörte oder wie ich sie wieder verknüpfen konnte.
Ich lehnte gegen eine Wand und schloss die Augen. Das würde wieder ewig dauern zum heilen.
Ich lehnte frustriert den Kopf gegen die Wand und atmete aus. Ich war nicht gut in solchen Dingen und gab schnell auf. Ich legte das halbe Bein ab und biss einen Fetzen Haut von meiner Unterlippe. Ich hasste diese weißen Räume und nur zu gern würde ich in diese perfekte, virtuelle Welt flüchten. Doch wieder einmal was dies der falsche Augenblick.
Ich sah zu Safran, der an die Decke starrte. Ich konnte es mir nicht einmal mehr vorstellen, wie sehr so etwas für ihn schmerzen musste.
Auch mein Blick ging wieder Richtung Decke. Ob sie nun beide von uns erledigen würden?

Ich legte irgendwann einen Arm über mein Gesicht, sodass er zur Hälfte in meiner Ellenbeuge verschwand, während ich auf dem Rücken lag. Die Frage bekam ich mit und nickte nur schwach. Ich hatte zwar noch weitere Schmerzen, doch ich musste es nicht weiter ausführen. Wahrscheinlich waren die des Blonden ebenso schlimm und es brachte keinem von uns etwas, über sie zu jammern.
Ich brauchte eine Weile, um im Hier und Jetzt anzukommen. Alles fühlte sich anders an: Die Gravitationskraft zog mich fester nach unten, alles wirkte ein wenig schwerer. Ich musste kräftiger atmen, um genug Sauerstoff in meinen Körper zu saugen, ich spürte überall Schmerzen, ich hörte keinen Wind mehr, nicht das Meer. Alles war klein und beengt in diesem Raum, stickig und kalt. Das schlimmste aber war, dass mein Körper ein vollkommen anderer war und ich mich wieder damit arrangieren musste.
So lag ich einige Minuten still dort und versuchte mich wieder zu finden und nicht die Nerven zu verlieren, dass ich mich erneut hierher getraut hatte.
Ich konnte die Menschen verstehen, weshalb sie sich dauerhaft ins Pegasus flüchteten. Kaum jemand konnte es besser begreifen als ich. Und doch war es nicht richtig.
Meine Lunge saugte einmal tief die Luft ein, ehe ich dann den Arm von den Augen nahm und mich langsam aufrichtete. Dann blickte ich wieder zu Hollow, wie er da saß und an die Decke starrte. Wortlos erhob ich mich und ging zu ihm, um mir die Prothese anzusehen. Sie war grob heraus gerissen worden, die Kabel hatten ihre Verbindung verloren, doch man könnte sie am Verschlussmechanismus im Fleisch wieder einrasten. "Ich habe kein Werkzeug. Aber mit ein wenig Zeit könnte ich einige der Drähte zusammen flicken", murmelte ich leise vor mich hin.

Ich bewegte meinen Kopf nicht, aber folgte ihm mit meinem Blick. Er sah sich meine Prothese an und damit auch die Wunde an meinem Bein. Meine Haut bestand quasi nur noch aus Narbengewebe, an der Stelle, wo die Prothese normalerweise saß, sah die 'Haut' eher nach blankem, blassen Fleisch aus. Die Kabel stakten raus und selbst ich fand, dass das kein schöner Anblick war.
Ich nickte leicht. "Zeit hast du jetzt erstmal viel.", sagte ich leise. Ich schloss die Augen und atmete durch die Nase ein und aus. "Ich werde dich nicht davon abhalten.", versicherte ich ihn dann noch.
Und selbst wenn ich ihn angreifen wollte, in diesem kleinen Raum könnte er vor mir weglaufen, da ich ja grade nicht laufen kann.
An der Außenseite dieses Beins war eine große, fast schon blitzförmige Narbe, die nicht zu übersehen war. Auch die sah aus, als hätte da das Fleisch freigelegen und wäre einfach so geheilt.
Ich fragte mich, ob er schließen konnte, dass ich mein Bein verloren hab, weil es gehäutet wurde und amputiert werden musste. Solche Narben sind zumindest sehr markant.
Er hingegen schien keine großen Narben zu haben, bis auf die von vorhin. Dafür hatte er ein Tattoo. Was war es noch gleich, eine Schildkröte? Elefant? Ich hatte es schon wieder vergessen und machte mir Vorwürfe. Ich konnte wirklich nichts ausser Befehlen zu folgen, und offenbar konnte ich nicht einmal das.

Während ich mir die Kabel genauer ansah, um die Mechanik zu begreifen - welche sich sehr von der eines Computers unterschied - dachte ich darüber nach, ob ich ihm wirklich helfen sollte. Immerhin war er ein Mörder und hatte viele Leben auf dem Gewissen. Andererseits war ich jedoch jemand, der den Menschen viele, zu viele Chancen gab. Und er hatte sich für mein Leben eingesetzt.
Mit der Prothese kam ich gut zurecht. Was jedoch schwieriger war, war nun die Wunde, die entstanden war, als man die Prothese abgerissen hatte. Die Kabel guckten blutverschmiert heraus. Ich hatte so etwas noch nie getan und machte mich ein wenig nervös an mein Werk. Es war eine schwierige Aufgabe, die Drähte miteinander zu verbinden und wieder in die richtigen Gummikabel zu schieben. Doch ich kam nicht einmal bis zu dem zweiten Draht, denn je länger sich der Geruch des Blutes in meiner Nase sammelte und die fleischige Wunde sich vor meinen Augen darstellte, desto merkwürdiger wurde mir. Das was in mir vorging konnte ich kaum beschreiben. Eine Mischung aus Panik und Appetit überschüttete mich. Meine Finger wurden zittriger, Speichel sammelte sich in meinem Mund, ich zuckte zusammen. "Ich kann das nicht", meinte ich dann, bevor mich schlimmeres befiel. Ich stand auf und trat zurück, lehnte mich mit dem Rücken an die gegenüberliegende Wand und hielt mir den Mund zu.

Ich machte nach einer Weile die Augen auf und sah ihn an. Ich runzelte die Stirn etwas, da ich aus seiner Reaktion nicht schlau wurde. Als er dann förmlich wegsprang, wurde mir klar, das zumindest eines seiner Gefühle Ekel sein musste.
Ich zucke leicht mit den Schultern und schloss die Augen wieder, nur um sie direkt wieder zu öffnen, da ein metallisches Kratzen von der Tür zu hören war. Nach einigen Sekunden sprang die Tür auf und Stalker trat herein. Er schloss die Tür hinter sich und steckte den Dietrich weg. Der dürre Japaner musterte Safran für eine Weile, bis er nach seinem anderen Werkzeug griff und sich an meiner Prothese zu schaffen machte. Er war nicht schlecht darin.
"Sie werden dich nicht umbringen.", sagte er leise mit seiner recht hohen Stimme, die ein etwas ge-autotuned klang. Er trug hauptsächlich schwarz und hier und da waren neongrüne LEDs zu sehen. Als er fertig war, drehte er sich mit einem nahezu besessenem Blick zu Safran. "Bei dir arbeite ich noch dran."
Er stand auf und bewegte sich langsam zu Safran. Stalker war kleiner als er und definitiv dünner. "Du kannst dich gut verstecken, aber ich hab dich gefunden.", erklärte Stalker stolz.
Ich schmunzelte etwas und testete die reparierte Prothese aus.

Es war kein Ekel gewesen, doch ich wollte nicht darüber reden. Mit niemandem. Und es war gut, dass ich mich von Menschen fern hielt, so weit es eben möglich war. Denn sie wussten nichts über mich, und nichts über sich selbst. Und wir hatten uns entfremdet. Ich war nicht mehr der, der ich einst war.
Als der Japaner hinein kam, beobachtete ich ihn genau. Uns verband etwas, und das war das Netz. Er war anscheinend derjenige aus der Gruppe, der noch die meisten technischen Fähigkeiten besaß. Er war überheblich, und ich traute auch ihm nicht. "Wenn du so gut bist, wozu braucht ihr mich dann noch?", fragte ich ihn leicht provozierend. Vielleicht war er im Aufspüren von Menschen sehr gut, im Nachverfolgen von Codes und Daten. Er mochte andere Stärken haben als ich. Ich konnte sehr gute Firewalls knacken. Und noch immer glaubte ich nicht, dass er meine innersten Mauern brechen würde. Das durfte einfach nicht geschehen, denn es war alles, was noch von mir übrig war.
Er flickte den Blonden innerhalb weniger Minuten wieder zusammen, wofür ich vermutlich Stunden gebraucht hätte. "Wie wird es nun weiter gehen?", fragte ich ihn schließlich, da ich diesen Menschen in diesem Kerker nichts bringen würde.

Ich rieb mir die Schläfen etwas. Was brachte ihm es jetzt, uns ans Bein zu pissen?
"Weil ich kein Hacker bin.", sagte Stalker ganz einfach. Er streckte einen Finger aus in Richtung Safrans Brust. "Ich kann finden, nicht ausschalten.", fügte er noch hinzu. Sein Blick flatterte kurz und es war eindeutig, dass er ihn unbedingt berühren wollte. Ich stand unterdessen auf und hielt seinen Arm fest. Durch große Klamotten konnte er meistens verstecken, wie dünn er wirklich war, aber meine Hand passte fast ganz um seinen Arm. Er war wirklich nur Haut und Knochen. "Stalker ist eben ein Stalker.", sagte ich, während Stalker mich entsetzt ansah. Wie konnte ich es bloß wagen, ihn davon abzuhalten, diesen Jungen zu berühren. "Kannst du uns hier raus holen?"
"Ich bin dabei, der Cap ist aber stur dieses mal.", sagte er leise. "Ihr sitzt ganz schön tief in der Scheiße."
Ich nickte nachdenklich. Ich lehnte mich an eine Wand und dachte nach. Stalker hampelte ganz schön rum. Er war nervös, erregt und aufgeregt. Stalking war nicht nur seine Berufung, sondern auch sein Fetisch wie es schien. Stalker war seltsam.

Ich lehnte noch immer gegen die Wand, hatte die Hand mittlerweile von meinem Mund genommen und beobachtete beide. Es ging mir miserabel. Eingesperrt auf engem Raum mit zwei Fremden, noch immer überall diese Schmerzen und die Ungewissheit, was mit mir passieren würde. Dann kam der Japaner näher und hob die Hand in meine Richtung. Ich sah wie die dürren Finger versuchten jede Distanz zu verringern, und ich hätte ihm fast die Hand weg geschlagen, wäre Hollow nicht dazwischen gegangen. Ich hörte ihnen zu. Anscheinend hatten sie alle hier Decknamen und waren auf ihre persönliche Art und Weise gestört. Ich passte perfekt in diese Truppe, doch ich wollte das nicht. Stattdessen nahm ich lieber Abstand von dem Japaner und ging in eine andere Ecke. Ich fragte mich, weshalb der Captain nicht einfach mein Angebot, ihnen bei der Mission zu helfen, annahm. Lieber machte er ein solches zeitraubendes Theater. Es leuchtete mir nicht ein und mir gingen auch die Ideen aus. Zwar konnte ich mich gerne in ihre Systeme hacken und hier alles lahm legen, doch gegen bewaffnete Männer und Frauen hatte ich keine Chance. Es half also nichts, ich musste warten. "WIe lange hast du mich gesucht, Stalker?", fragte ich ihn schließlich und interessierte mich dafür, wie lange er schon das Interesse an mir hegte.

Stalker fing teuflisch an zu grinsen. "Du hast es mir nicht leicht gemacht, du bist gut, aber vor mir ist keiner sicher, keiner. Dich zu finden war nicht das Problem, zwei Tage und du warst da. Nur deine Rhythmen zu studieren, die Zeit zu finden, in der du angreifbar bist, das war die wirkliche Challenge. Es hat mich fast einen Monat mit verfolgen und studieren gebraucht aber dann hatte ich dich. Ich weiß, was du am 27ten 9ten um 23:32 getan hast, Safran. Das einzige was ich nicht weiß, ist dein Name. Dein echter Name. Und du hast mich die ganze Zeit nicht bemerkt, nicht bemerkt.", brabbelte er vor sich hin. Ich schüttelte leicht den Kopf. "Er ist beim Geheimdienst rausgeflogen, weil er zu viel Interesse an bestimmten Personen hegte.", sagte ich leise. Eigentlich sollte das keiner wissen, aber in Anbetracht der Situation war das nun auch egal.
Ich tippte langsam nervöser werdend mit dem Fuß. Stalker sah kurz auf sein Handgelenk. Er war einer der wenigen voll gemoddeten Menschen. Fast schon komplett eine Maschine. Dennoch hatte er Fehler. Aber eine LED blinkte auf und er wurde nervös. "Ich muss gehen.", sagte er schnell und holte wieder seinen Dietrich raus, um die Tür aufzuspüren. Dann verschwand er. Ich runzelte kurz die Stirn, tat es aber unter 'Stalkers seltsames Verhalten' ab.

Dieser Typ war merkwürdig, wirklich. Und es wunderte mich nicht, was der Blonde mir über ihn berichtete. Jeder hatte seine Macken, und nach all den Kriegen und Verbrechen auf diesem Planeten, hatten diese sich schlimmer ausgeprägt. Psychisch gesunde Menschen gehörten der Minderheit an. Ich verurteilte ihn nicht. Es war ein wenig unangenehm, mehr jedoch auch nicht. Und so lange er nicht meine Firewalls durchbrach, konnte er mir nichts anhaben, selbst körperlich war er mir unterlegen. Es sei denn, er hatte statt Knochen Stahl und war durch technische Modifikationen unnatürlich stark. Oder er trug eine Waffe.
Ich setzte mich wieder auf den Boden. "Bitte sag dem Captain, dass ich meine Tabletten brauche", rief ich dem Japaner noch hinterher, ehe er verschwand. Es war mir noch im letzten Moment eingefallen. Ich wusste nicht genau, wie lange ich nun im Verzug war und wann die ersten Symptome wieder auftreten würden. Mein Zeitgefühl hatte ich vollkommen verloren, konnte nicht einmal sagen, ob es nachts oder tagsüber war.
Nun blieb ich erneut alleine mit dem Blonden. Zumindest war er bisher nicht so auffällig krank wie die anderen Personen hier. Weder wollte er mich töten, noch anfassen. "Dein Bein, wie hast du es verloren?", fragte ich schließlich interessiert, aber mitleidslos, als würde ich nach seiner Lieblingsfarbe fragen. Ich konnte emotional sein, es jedoch auch unterdrücken, wenn ich wollte.

Ich hob die Augenbraue bei dem Wort Tabletten. Ob das wohl ein körperliches oder psychisches Leiden war?
Ich dachte nach und schloss die Augen. Als er mich dann tatsächlich etwas fragte, öffnete ich überrascht die Augen. Ich dachte kurz nach, wie ich so etwas am besten formulierte, aber seufzte nur. "Ist eine lange Geschichte.", antwortete ich schließlich. Ich war mir auch nicht sicher, ob er die Geschichte in seinem Zustand verkraften könnte. Dazu kam die ganze Situation, die dem ganzen ein wenig ähnelte.
Ich seufzte und setzte mich hin. Ich musterte ihn wieder und versuchte rauszufinden, was ihm wohl fehlte, dass er Tabletten brauchte. Ich dachte an Mercury. Obwohl sie verschwunden war, hatte niemand ihren Platz angerührt. Vielleicht konnte Stalker dort die passenden Tabletten finden, sonst würde das wahrscheinlich schwieriger.
Aber irgendwie hatte er immer etwas zu tun. Manchmal fragte ich mich, was genau, aber dann war es mir doch wieder egal. "Hast du Bodymods?", fragte ich ein wenig gleichgültig, denn eigentlich spielte das keine Rolle. Natürlich hatte er ein Chip wie alle anderen, aber vielleicht hatte er ja noch etwas. So wie Stalker. Stalker hatte irgendwie alles, selbst seine Stimme war nicht mehr seine Originale.
Ich zog beim Denken die Lippe etwas hoch, angewidert von dem, was mein Gehirn an Erinnerungen hoch holte.

Die Antwort war eher ernüchternd. Geschichten zu hören schockierte mich nicht mehr. Sie zu sehen schon eher. Doch ist stocherte nicht weiter nach, wollte den Anderen nicht unter Druck setzen und ihn dazu bringen, seine schlimmsten Ereignisse einem Fremden wie mir offen zu legen. Er musste es nicht, wenn er es nicht wollte, und so nickte ich nur verständnisvoll.
Ich lehnte mich gegen die Wand und beantwortete seine Frage ebenfalls mit einem Nicken. "Unfreiwillig", fügte ich noch hinzu. "Meine Augen und meine Haut. Eigentlich... mein gesamtes Erscheinungsbild." Ich atmete einmal tief durch. Ich hatte schon seit Ewigkeiten mit niemandem mehr Gesprächen, und auch schon sein Wochen kein Gespräch mehr mit einem Menschen geführt, welches um persönliche Themen ging. Mein Gesicht hatte einen etwas bitteren Ausdruck, und als ich zu Hollow rüber blickte, erkannte ich, dass auch er an etwas nagte. "Meine Haut ist aber nicht besser als eine natürliche. Eher schlechter. Allerbilligstes Zeug." Sie war ebenso verletzlich wie echte Haut, sah nur hübscher und narbenfreier aus. Doch sie hatte ihre Tücken.

Ich nickte langsam und begann, meine Handschuhe aus zu ziehen. Sie störten nicht sonderlich, aber sie wurden mir ungemütlich. Meine Hände waren mit Narben übersäht und die Unterarme ebenfalls. An denen jedoch nicht nur durch kämpfe zugefügte Narben.
Ich schmunzelte etwas. "Bei dir haben sie sich wenigstens gelohnt.", sagte ich recht leise und beäugte ihn wieder. Es war ein Wunder, dass ich kaum Narben im Gesicht hatte, nur eine am Haaransatz. Ich fuhr mir durch die Haare und atmete aus. Gern würde ich jetzt rauchen, aber das galt als altmodisch und 'gefährlich'. Warum wusste ich nicht genau, aber das war mir auch egal. Tabak holte mich in die Realität zurück. Das war sogar relativ angenehm manchmal.
Allerdings kam ich im Moment nicht an Zigaretten, geschweige denn ein Feuerzeug.
Ich dachte nach, worüber man reden konnte. Ich könnte ihm erzählen, warum Ghost noch da war. Oder die Anderen. Warum sie überhaupt beigetreten waren. Aber ob er das überhaupt wissen wollte, wusste ich nicht. Daher hielt ich die Klappe.

"Gelohnt?", fragte ich ungläubig. Gut, er wusste nicht, weshalb ich diese Modifikationen hatte. Viele hatten sie, um schöner, stärker, besser zu werden. Der perfekte Mensch. Die, die es sich leisten konnten, blieben weitestgehend im Pegasus und hatten dennoch einen sehr attraktiven Körper ohne Makel. Doch die meisten waren fett und blass geworden.
Kurz dachte ich nach, da es mich beinahe wütend stimmte, dass jemand mich dazu beglückwünschte, was für eine schöne Haut ich doch hatte. Doch ich riss mich am Riemen. "Wenn ich die Tabletten nicht nehme, stößt mein Körper diese Haut ab", erklärte ich dazu und hoffte, er würde merken, dass es eher eine Bürde als eine Freude für mich war. "Das ist nicht mehr mein Körper", murmelte ich vor mich hin und sah wieder an die Decke, schüttelte kurz den Kopf. Wir sprachen über unsere Probleme, um das aktuelle Problem zu vergessen. Welch grandiose Methode. Nebenbei fragte ich mich, wie lange das hier noch dauern würde und ob man uns überhaupt nochmal hier raus ließ.
"Kannst du singen?", fragte ich irgendwann leise.

Ich fuhr über meine Narben. "Ich hätte meine Haut lieber behalten", murmelte ich. Ich sah ihn an. "Immerhin bist du ansehnlich.", sagte ich leise und sah an mir herunter. Ich klopfte auf meine Prothese und strich über den Übergang.
Ich atmete aus. "Singen? Hab ich lange nicht.", sagte ich nach einer Weile. Ich schloss die Augen und sang langsam ein Lied aus meiner Heimat. "Low lie the fields of athenry, where once we watched the small free birds fly, our love was the wing, we had dreams and Songs to sing, now its so lonely on the fields of athenry.", sang ich langsam und bedächtig. Das Lied war über eine junge Liebe, die ein Kind erwartete, aber der Vater ins Gefängnis musste. Eine melancholische Melodie und eine herzzereißende Geschichte in einer schönen Szenerie. Irland in einem Lied.
Ich habe früher Julia vorgesungen. Ich vermisse sie. Doch diese billige Kopie im Pegasus war nicht sie.