RE: In Rebellions Name - 6

Ich war nicht mit der Antwort unzufrieden. Ein paar Jahre konnte viel oder wenig bedeuten. "Wie viele Jahre genau?" Immerhin wollte ich diese Menschen besser kennen lernen, sie verstehen und mich mit ihnen gut stellen. Das könnte Vorteile haben. Ich hatte nicht vor, ewig in diesem Raum zu sitzen und bedroht zu werden.
Als sie Frage Seitens Hollow kam, war ich überrascht. Eine Weile dachte ich darüber nach, ob ich darüber reden sollte. Letzten Endes aber hatte es nichts mit diesen Menschen zu tun und war keine Bedrohung. "Eine Entwicklung von mir ist fertig geworden." Ich war zwar vom Internet getrennt, hatte jedoch meine eigenen, unabhängigen Systeme, welche weiterhin für mich arbeiteten. "Es ist nur Dekoration, sozusagen."

"Also ich bin seit 3 Jahren hier.", sagte Wing. "2", sagte Ribbon. "7.", sagte ich. Ich war länger hier als die Anderen, aber die Anderen wurden respektiert im Gegensatz zu mir. Allerdings hatten sie auch Aufgaben, die nicht nur alle naßlang mal tatsächlich passierten.
Ich nickte langsam. Von so etwas hatte ich keine Ahnung. Und die anderen auch nicht. "Wenns nur deko is, warum machst es dann?", fragte Wing von unter den Auto. Ich runzelte die Stirn und nickte, ja, warum würde ers machen, wenns nur deko wär. Das machte keinen Sinn, so etwas war doch viel Arbeit.

Ich hörte mir die Zahlen und nickte nur ruhig. Sieben Jahre waren verdammt lang und prägend. Ich fragte mich, was sie hier genau taten und welche Missionen sie die letzten Jahre hatten, oder woran sie noch arbeiteten. Nun war ich hier, ungewollt ein Teil des Ganzen und Informationen waren sehr nützlich. "Und seit sieben Jahren versucht ihr, die Regierung zu stürzen?" Ich verschränkt die Arme und hörte mir an, was sie zu meiner Dekoration zu sagen hatten. "Weil Ästhetik eines der wenigen Dinge ist, die dieses Leben erträglich machen." Die heutige Welt war praktisch und kahl, bis auf die Pegasus-Systeme, die jeder nach seinen Wünschen gestalten konnte. Die wenigsten nahmen sich aber die Zeit dafür und tauchten in die standardisierte Welt des Entwicklers, wo alles idyllisch und hübsch war, wo sich die tausenden Personals trafen und leblosen Sex miteinander hatten, geschmacklos Nahrung in sich hinein stopften und codierte Drogen in ihre Personals spritzen, um die Realität auszublenden.
"Ich habe Blauwale geschaffen." Mir war nicht klar, ob sie mich nun auslachen würden, da ich mir so viel Arbeit machte, eine ausgestorben Spezies digital nachzubilden.

Ribbon schmunzelte etwas. "Was sind Blauwahle?", kam von Wing. "Große Fische.. Quasi.", antwortete ich. " Ausgestorben.", fügte ich noch hinzu. Viele Tiere waren ausgestorben. Meine Lieblingstiere ebenfalls, doch das tat nichts zur Sache. "Kannst du alles programmieren?", fragte ich schmunzelnd. Ich konnte mir vorstellen, dass blauwale allein recht schwer waren. Ich dachte über meine Heimat nach und die dort heimischen Tiere. Frettchen, Waschbären und Möwen. Und vorallem Falken. Falken waren meine lieblingstiere. Aber die gab es auch nicht mehr.
Ich dachte über alles nach. Meine Situation, alles was passiert war. Ich musste noch einmal mit ihm reden. Allein. Doch das musste warten, jetzt waren ribbon und wing hier.

Wenn ich hier etwas zur Projektion hätte oder mich mit den Mitgliedern verbinden könnte, hätte ich es ihr sofort gezeigt. Hätte ihn in Lebensgröße vor ihren Augen durch den Raum schwimmen lassen. Aber nun existierten sie nur noch auf Bildern, Videos oder in meinem eigenen System. Vielleicht noch in anderen, aber das wusste ich nicht genau. "Es sind riesige ruhige Wesen, die einst im Meer gelebt haben. Sie hatten eine sehr komplexe und hoch entwickelte Sprache." Und diese warteten grade auf mich. Sie atmete Codes, fraßen Codes, bestanden aus Codes. Doch wer sie lesen konnte, konnte sie sehen. Und wer sie in Bilder umschreiben konnte, konnte sie jedem zeigen. Nichts anderes hatte ich getan, mir fehlte nur die Verbindung zu ihren Systemen.
Die Frage von Hollow ließ mich nicken. "Es braucht nur Zeit, je nach Größe und Authentizitätsgrad. Und wie viele KIs ich dafür einsetze oder es selbst mache." Und wie viele KIs unter mir standen und ich geschaffen hatte, wusste hier niemand. Sie waren ununterbrochen am arbeiten, selbst jetzt. Ich kannte nur sehr wenige Hacker, die so arbeiteten, doch es hatte sich für mich als sehr effizient erwiesen.

Ich nickte weise und blieb still. In so einer elektronischen Welt war jeder König, der so etwas konnte. Allerdings war auch derjenige König, der alles ausschalten konnte. Denn ohne Strom gabs auch keine elektronischen Wale. Oder anderes. Ich trank mein Bier. Es war ein schöner Moment, der allerdings nicht lang halten sollte, als ich Schritte hörte. Kleine Schritte. Es war nicht Stalker, und auch nicht Captain. Natürlich gabs andere, aber ich würde auf Ghost tippen. Ich rieb mir durchs Gesicht und sah dort hin. Es war Ghost, allerdings mit Stalker. Sie hatte irgendetwas in der Hand, und ich fürchtete, dass es ein Messer war. Sie stellte sich vor mich und sah auf den Boden. Stalker stieß sie ein wenig mit dem Ellenbogen an. Sie grummelte und hielt mir einen gefalteten Kranich hin. "Entschuldigung für das Messer im Bein.", sagte sie leise.
Ich war überrascht, aber nicht besonders, denn Cap und Stalker wollten ihr beibringen, wieder ein Mensch zu sein mit Empathie. Ich nahm das Origami und pattete auf ihren Kopf. "Schon gut.", sagte ich und lächelte sie sanft an.
Stalker und Ghost verbeugten sich kurz und gingen dann wieder. Er wollte ihr auch japanische Höflichkeit beibringen. Und bis jetzt tat er das ganz gut.
Ich sah den Kranich an und setzte ihn behutsam neben mich auf das Dach des Autos. Keiner hat etwas zu Safran gesagt.

Schweigend blickte ich dem Schauspiel zu, ohne zu kommentieren. Dachte mir nur meinen Teil. Schätzte Hollow als zu herzlich ein, was das anging, da ich jemandem nur schwer verzeihen könnte, der mir ein Messer und Bein rammte und damit meinen Tod riskierte. Dennoch fand ich es sehr positiv, dass Ghost sich bei ihm entschuldigte, fast schon auf eine kindliche Art und Weise. Doch vielleicht hatte sie es nie gelernt.
Auch wenn ich eine Entschuldigung mir gegenüber vermisste, bettelte ich nicht darum. Immerhin hatte sie nicht erneut versucht, auf mich los zu gehen, mich nicht einmal angesehen. Wie sie nun zu mir stand, konnte ich schwer einschätzen. Sie konnte mit Zurückweisungen nicht umgehen, doch das was meine Stärke. Misstrauen und Abstand. Und daran war alles richtig.
Mit verschränkten Armen atmete ich tief durch. "Ich gehe lieber wieder", sagte ich leise und stieß mich von dem Wagen ab.

Ich sah zu Safran, der gehen wollte. Ich würde ihn nicht aufhalten, doch irgendetwas in mir sagte, dass er doch bleiben sollte, oder besser, ich ihm folgen sollte, damit wir allein waren. Aber mein Verstand sagte, dass das eine schlechte Idee war und creepy rüberkommen könnte. Ich vertraute meinem Verstand.
"Nachher gibt es Bohneneintopf.", sagte Ribbon. Es war sein Leibgericht und es war auch wirklich nicht schlecht. "Schließ deine Tür ab, sonst fällt es auf, dass du draußen warst.", fügte er noch hinzu. "Das Essen wird dir gebracht."
Der große Bär von Mann war wirklich nett, auch wenn er nicht so aussah.
Ich hoffte, ich dürfe ihm später das Essen bringen, nur um mit ihm allein ein Wort zu wechseln. Aber das war unwahrscheinlich.

"Danke", sagte ich nur noch knapp und ging meines Weges. Ich war ein Außenseiter in dieser Gemeinschaft, auch deshalb mied ich die Menschen, da ich diesen Status nicht ablegen konnte und es mich gewissermaßen kränkte, so sehr mich meine eigene Kränkung auch störte.
Im Zimmer angekommen schloss ich mich darin ein, sah eine Weile aus dem Fenster. Dann jedoch legte ich mich auf das Bett und driftete nach einer Weile in meine eigene Welt.
Suchte die Wale auf, setzte mich an eine Klippe und konnte sie schließlich irgendwann einmal beobachten. Solange ich nicht eingriff, blieben sie unberechenbar. Es waren eigene kleine KI's, nur für diesen Zweck geschaffen, mit Instinkten programmiert. Daher würde ich mir gut überlegen, ob ich mit ihnen schwimmen sollte.

Die Zeit verbrachte ich noch mit den Anderen bis es das Abendessen gab. Dann durfte tatsächlich ich Safran den Teller Suppe bringen. Ich verlor mich ein wenig in Gedanken, bis ich vor seiner Tür stand und klopfte. Ich hatte den Teller in der Hand mit dem Löffel und eine Flasche Wasser in der anderen.
Ich hatte darüber nachgedacht, wie es in meiner Heimat war, mit meinem süßen Frettchen und meinen Eltern. Und wie es wohl gewesen wäre, wenn die Umstände anders wären. Wahrscheinlich hätte ich kaum.Interesse an Safran, mein Typ war er weniger, aber dennoch war er interessant. Ob wir uns ohne den ganzen Weltuntergang jemals getroffen hätten?
Ich ließ meine Gedanken schleifen, als ich auf diese weiße Tür sah.

Als ich das Klopfen vernahm, loggte ich mich wieder aus und öffnete die Augen. Richtete mich auf und ging langsam zur Tür, welche ich öffnete. Hollow stand vor mir und sah ein wenig in sich gekehrt aus. Vorsichtig nahm ich ihm das Essen und Trinken ab. "Vielen Dank", meinte ich nur knapp und stellte die Sachen auf dem Tisch ab. Ich hatte grade keinen sehr großen Appetit, weshalb ich mich nicht darauf stürzte, sondern erst einmal wieder auf das Bett setzte. "Wird es hier die Möglichkeit für mich geben, zu duschen oder eine Toilette zu benutzen, oder mich umzuziehen?", wollte ich von ihm wissen.

Ich sah auf, als sich die Tür öffnete. Ich ließ dann die Sachen los und sah ihm zu, studierte seine Bewegungen. "Oh, ich denke ja.", sagte ich kurz. Es war lange her, seit ich keine eigene Dusche hatte. "Den Flur runter links gibt es die Duschen, links sind die Männer und rechts die Frauen... Aber die Frauen haben eigene Duschen, deswegen wirst du keine treffen außer Wing und sie interessiert das nicht.", dachte ich vor mich hin und sah dann wieder zu Safran. " Kurz gesagt, ja.", sagte ich dann.
Ich schmunzelte kurz und blinzelte freundlich. Ich hatte meine eigene Dusche im Zimmer, immerhin war ich schon sieben Jahre hier und hatte einige Missionen allein durchgeführt.

"Nun, dann hoffe ich, dass der Captain mich nicht dafür foltern wird, dass ich duschen gehe." Ich meinte das ernst, traute diesem Mann viel zu, doch wenig gutes. Auf dem Bett sitzend lehnte ich den Kopf hinter mir an die Wand und nahm mir vor, mich heute Abend frisch zu machen. "Sag mal... was ist das für eine Mission und wie genau wollt ihr daran arbeiten?"

Ich schüttelte kurz den Kopf. "Er ist vielleicht grausam, aber er versteht menschliche Bedürfnisse.", sagte ich leise.
"Die Mission wird sein, irgendetwas zu infiltrieren. Wahrscheinlich das Militär, aber so wie der Cap drauf ist, kann es auch gleich die Regierung sein."
Ich sah mich kurz um und ging dann ins Zimmer und zog die Tür zu.
"Ich glaube aber nicht, dass du tatsächlich irgendwo hin musst. Du siehst zumindest nicht besonders stark aus und er denkt, du kannst dich nicht verteidigen.", sagte ich dann.

Schweisam nickte ich und blickte ihn an, sah dann aber wieder an die Wand mir gegenüber. Ich hatte Angst vor dem Captain, Respekt eher weniger. "Stellst du die Entscheidungen des Captain nie infrage?" Ich konnte nicht begreifen, wie man so hörig sein konnte. Nichts hinterfragte, nur Befehle ausführte, selbst wenn man diese für falsch hielt.
"Zumindest damit hat er recht." Ich konnte mich in der Realität nicht verteidigen, dafür war ich online sehr stark und geschickt. "Ich werde nicht hinaus gehen, in diese Kämpfe. Falls der Captain das befiehlt, folge ich dem nicht. Ich weiß nicht einmal, ob ich irgendetwas für ihn hacken werde. Ich vertraue euch nicht."