Geschichten Oktober - Dezember 2018 » Bal des Sauvages

Name: Alexander Claudius Agrippa von Dreifelsen, Markgraf von Laras
Alter: 32
Viel ist nicht über den Landesherren bekannt. Er residiert in seinem Herrschaftssitz grade außerhalb der Mauern seiner Hauptstadt. Er zeigt sich zu allen wichtigen öffentlichen Ereignissen seinem Volk und gibt sich als gutmütiger Herrscher, und bis jetzt hat das Volk keinen großen Grund sich zu beschweren. Der Handel wie auch die Felder erblühen.
Nur ein Gerücht rankt sich um den Herren und sein Anwesen. Zweimal im Monat, zu Vollmond und Neumond, treffen Abends Gäste im Schloss ein. Die hohen Adligen sollen dort rauschende Fest feiern und die Steuergelder der Bauern verprassen. Aber was solls, wenn das Korn weiterhin soviel Geld einbringt, was soll's

Aussehen:
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Name: Bael Sivan
Alter: 17 Jahre
Keine wichtige oder bedeutende Person, sondern ein einfacher Einbrecher und Dieb, der bereits so einige Landsitze besucht und unbeschadet wieder verelassen hat. Der junge Mann ist sich seiner Wirkung auf Frauen wohl bewusst und sicher kein Kind von Traurigkeit. Die Gerüchte um die berauschenden Feste des Markgrafen machen seit Jahren die Runde in der Stadt und die Gelegenheit, so viele Adlige gleichzeitig um ihren Schmuck zu bringen, begeistert ihn ziemlich. Er und ein Gefährte haben sich entschlossen, an diesem Abend einfach mal mitzufeiern...



Mit Maske:
https://img00.deviantart.net/52e3/i/2009...anmonteduro.jpg

Es war einmal wieder so weit.
Der Mond stand voll und rund am Himmel, und das hieß, dass der sonst fast verlassene Landsitz der von Dreifelsens vom Kerzenschein erleuchtet wurde und eine ganze Reihe von Kutschen im Hof des Schlosses parkten und diverse noble Gäste in aufwändigen Kostümen zum großen Portal des Anwesens pilgerten. Ausnahmslos alle trugen Masken, die hohen Gäste reich verzierte und vergoldete in allerlei Formen und Farben, die Diener und Wachen einfache. Aber heute schien niemand sein Gesicht zeigen zu wollen.

Der Gastgeber befand sich schon im Ballsaal, wie immer mit seiner gehörnten Stiermaske und in einem galanten Kostüm in schwarz und braun. Er begrüßte die ersten Gäste, schüttelte Hände und tauschte Nettigkeiten aus. Formal wusste niemand, wer er war. Für diesen Abend war er schließlich nicht der Herr von Dreifelsen, sonder lediglich Taurus. Aber dem aufmerksamen Beobachter fiel sicherlich auf, zu wem die Diener mit wichtigen Fragen kamen. Und wer der Herr des Schlosses war, war wohl bekannt.

Zwei dunkle Schatten huschten unbemerkt über die Mauer in die hinteren Gärten des Anwesens. Bael war erstaunt, wie einfach das gegangen war. Scheinbar traute sich niemand auch nur in die Nähe dieses Landsitzes. Die einfache Bevölkerung war der Überzeugung, hier ginge es nicht mit rechten Dingen vor sich. Und Bael war entschlossen, herauszufinden, ob an dem Gerücht etwas dran war. Ein Ball, eine Feier, auf der sich die Reichen und Mächtigen des Landes zweimal im Monat so richtig daneben benehmen durften? Schlemmten und soffen? Das wollte er sich ansehen. UNd die Wehrlosigkeit so mancher einsamen Adligen ausnutzen, um ihr den teuren Halsschmuck zu klauen.
Sie zogen sich ihre Masken über, er und sein Freund, und schlüpften in ihre Gewänder. Die Parole für diesen Karnevalsverein herauszufinden, war so gut wie unmöglich, doch das Einsteigen hatte auch so gut geklappt. Mit den Masken würde man nie vermuten, dass sie nicht zum Ensemble gehörten. Denn sie konnten sich ungehindert in die Menge hineinschmuggeln.

Tatsächlich erreichten die beiden unbehelligt den Ballsaal. Ein nahezu gigantischer Raum, erhellt von den herrlichsten Kristallleuchtern, durch die hohen Fenster konnte man den mit Lampions und Fackeln beleuchteten Garten sehen und die Wände schienen Gold verkleidet zu sein. An einer Seite des Raums spielte ein kleines Orchester. Immerhin war man auf einem Ball.
Als Bael und sein Konsorte eintraten, wurde ihnen die Tür aufgehalten. Ein Diener mit einem Tablett verbeugte sich sogar vor ihnen und reicht ihnen ein Glas mit feinstem Schaumwein. Offenbar hatten sie wirklich allerlei Möglichkeit sich unter die gut betuchten und hoch kostümierten Gestalten zu mischen! Wenn das das Schurken Herz nicht höher schlagen lässt ...

"Das ist der Wahnsinn, Torrel", seufzte Bael begeistert, als er den gigantischen Saal betrachtete. Zum Glück konnte ihn unter der Maske niemand beobachten, denn sein Gesicht musste unglaublich dämlich aussehen. Für ihn war es das erste Mal, dass er solche Pracht beobachten durfte.
Mit einem Nicken nahm er einen der Kelche von den Tabletts, ebenso wie sein Freund und langjähriger Kumpan, der das Gesöff in einem Schluck runterspülte. Keine Manier, der Mann. Doch auch Bael war begeistert von dem Wein, der kein Vergleich zu billigem Bier oder wässrigem Billigalkohol war. Allein dafür hatte sich der Abend bereits gelohnt - dabei hatten sie noch keinen einzigen Glitzerklunker eingesteckt. Nun, der Abend war noch jung...

"Oh ja!", stimmte Torrel zu, der sich gleich das nächste Glas vom Tablett nahm. "Deine Idee ist scheinbar doch besser und weniger selbstmörderisch als ich dachte!"
Die beiden hatten ein wenig Zeit sich umzusehen, bevor eine hochgewachsene Gestalt mit breiten Schultern und einer Stiermaske auf sie zu kam. Offenbar hatte die Gestalt sich Mühe gegeben, ihrem Kostüm mit Fell und Lederstücken ein besonders animalisches Aussehen zu geben.
"Grüße, meine Freunde", sagte die Gestalt mit einer angedeuteten Verbeugung. "Ich glaube, Euch hier noch nie gesehen zu haben. Entweder sind Eure Kostüme wirklich gut gelungen, oder einer der älteren Herren hat sich entscheiden, endlich seinen Nachwuchs mitzubringen. Darf ich nach Euren werten Namen fragen? Ich bin Taurus."

Baels Blut gefror zu Eis, als sie angesprochen wurden. Und das auch noch von dieser beeindruckenden Gestalt mit der Tiermaske. Verdammt, was für ein Pech, dass ausgerechnet sie angesprochen wurden! Hier mussten hundert Leute sein, wieso konnte dieser Kerl sich das merken? Auch Torrel schien keine Idee zu haben. Doch sie trauten sich nicht, Blicke auszutauschen. Dies war offenbar der Herr dieser Feier.
"Ähm, wir sind... Maran und Ihol", stellte er sie beide vor. Falsche Identitäten hatte man in ihrer Branche oft. Er hatte nur nicht erwartet, sie hier zu brauchen. "Es ist... eine Ehre, hier sein zu dürfen!"

"Maran und Ihol", wiederholte Taurus.. Er nickte huldvoll, damit die beiden genau wussten, wem sie diese Ehre zu verdanken hatten. "Erfreut Eure Bekanntschaft zu machen. Aber wenn Ihr mich entschuldigt, ich muss noch andere Gäste begrüßen. Aber wir sehen uns bestimmt noch später."
Damit verabschiedete der Mann sich erst mal wieder.

Die ersten zwei Stunden gingen noch recht normal zu, die Diener reichten delikate Häppchen und die Herrschaften Tanzten. Das einzige was auffiel, war dass die Frauen eindeutig in der Unterzahl waren, was die Gesellschaft aber nicht abhielt, und so tanzten unter den Paaren eben auch Männer mit Männern und keiner fand daran Anstoß zu finden. Aber mit der Zeit schlichen sich einige Veränderungen ein. Die Tänze wurden inniger, Hände wanderten an ungebührliche Stellen und die Diener schienen bei jedem Gang weniger und weniger Stoff am Körper zu tragen, bis die Knaben außer ihren Masken nur noch vergleichsweise aufwändig gestaltete Lendenwickel trugen und die Mädchen sich nur noch mit Schals und Schärpen aus dünner Seide hüllten.
Die einzigen die dies alles kalt ließ waren die Musiker, die unbeirrt weiter spielten.
Auch Bael und Torrel sahen sich anzüglichen Blicken und der ein oder anderen Hans ausgesetzt, aber man durfte ja nicht auffallen.

Schon bald wurde es schwieriger und schwieriger, zusammen zu bleiben. "Maran" gab sich unauffällig daran, sich im Haus nach Wertvollem umzusehen, denn die Gäste hatten sich vom Saal aus im ganzen Anwesen verteilt. In seinen Taschen befand sich bereits ein wenig was von dem kostbaren Goldschmuck, doch so langsam wurde es unangenehm. Vor allem wenn man auffiel. Denn er gehörte zu den wenigen die noch gänzlich zugeknöpft waren. Er musste Torrel langsam mal wiederfinden und mit ihm verschwinden, bevor ihnen noch auf die Schliche gekommen wurde. Verdammt, auf was für einer perversen Feier waren sie hier?

Nach einiger Zeit stellte sich ein Diener Bael in den Weg. Der Mann hatte die Gestalt eines Stallknechts und trug passend dazu eine minimalistische Pferdemaske und einen ledernen Lendenschurz.
"Kann ich euch irgendetwas bringen, Herr? Eine Erfrischung vielleicht? Wenn euch die Luft hier drin zu warm wird, im Garten ist es herrlich kühl. Oder sagt euch das ... Unterhaltungsprogramm etwa nicht zu?"

"Oh", machte Bael verlegen, als ihm der Bursche in den Weg trat. Ein Kreuz wie ein junger Gott und von makelloser Gestalt sicherlich. Nicht von Interesse für Bael, aber der Kerl hätte ihm locker das Rückgrat rausreißen können. "Nein. Nein, alles ist ganz tadellos, ich bin überaus zufrieden. Ich suche allerdings meinen Vetter. I-ich finde ihn schon allein. Weitermachen, in Ordnung? Verzeihung, kann ich mal durch? Danke."

Der junge Mann folgte Bael noch ein paar Schritte.
"Ich vermute fast, Euer Vetter vergnügt sich grade." Er senkte seine Stimme, als wolle er nichts falsches sagen. "Und ich rate Euch, tut das selbe. ... Ihr scheint neu zu sein, wenn ihr nicht auffallen wollt, solltet Ihr Euch wie die anderen verhalten. Bevor einer der Herren oder Damen euch ein Angebot macht, dass ihr nicht ablehnen könnt. Aber ich bin nur ein Diener über den ihr verfügen könnt wie ihr wollt."

"Ein... Angebot, dass ich nicht ablehnen kann?", fragte Bael, womöglich etwas ungeschickt. Er wollte doch nicht so dumm erscheinen.
"Um offen zu sein, geht es mir nicht besonders. Du weißt, der Wein... Am besten, ich... ziehe mich etwas zurück."
Was für ein aufdringlicher Diener. Waren die beim Adel alle so? Er hatte immer gedacht, die wurdne geschlagen, wenn sie Widerworte gaben. Offenbar interessierte sich der Kerl für ihn, was ja ganz schmeichelhaft war, aber diesen Ochsen wollte er im Bett sicher nicht näher kennenlernen.

"Ich kenne einige ruhigen Ecken im Garten, wo Ihr Euch ein wenig entspannen könnt. Wenn Ihr mir folgen wollt?"
Er führte ihn durch eine Tür ins Freie. Dabei reichte er ihm einen Glaskelch, der offenbar mit Eis gefüllt und mit Kirschsaft aufgegossen war.
Leise fuhr er fort: "Wenn ein Euch unbekannter Adliger Euch hier Avancen macht, müsst Ihr Zweimal überlegen, ob Ihr ablehnt. Hier kann alles Folgen haben."
Er führte ihn durch ein Heckenlabyrinth, darauf bedacht den meisten Gästen auszuweichen. Als eine nackte Dienerin an ihnen vorbei rannte und bald darauf ein ganzer Haufen Adliger hinterher, drückte er Bael gegen die Hecke, begann stürmisch dessen Jackett auf zu knüpfen und wollte grade auf die Knie gehen, aber da waren die anderen außer Sichtweite.
"Verzeiht. Wir sind gleich da."
Er zerrte ihn nun, und nach ein paar Ecken erreichten sie ein kleines Karree mit einem Springbrunnen und Steinbänken.
"So. Hier solltet ihr ein wenig Ruhe finden können. Die kühle Luft wird Euch sicherlich gut tun."