RE: Famiglia - 52

Müde rieb Valerio sich die Stirn. Er hatte keine Kraft mehr jetzt noch mit Santino zu diskutieren. "Ich vertraue dir, Santino", begann er. "Aber der Punkt ist, dass du nicht alle Informationen zur Verfügung hast, die ich habe. Wie du bereits meintest: Du bist ein Killer. Du kennst die anderen Aufträge nicht, sondern nur deine eigenen. Durch dein Handeln haben wir wichtige Informationen verloren, die wir hätten bekommen können."

"Dann lassen Sie mich arbeiten.",knurrte der Sizilianer nur daraufhin und setzte sich langsam hin. "Dann teilen Sie ihre Informationen mit mir, wenn ich da draußen für Sie mein Leben riskiere. Das sollte ich verlangen können, Don. Und wäre ich nicht unterbrochen worden, dann hätte ich mehr herausgefunden.",hielt er dagegen und ließ den Älteren nicht aus den Augen. Er war unzufrieden und gereizt- die Mischung war gefährlich.

Valerio verstand nicht, was plötzlich mit Santino los war. Heute morgen noch war er sein braver Freund gewesen, jetzt aber musste er sich gegen ihn auflehnen. "Du hast das Gefühl nicht genügend Informationen zu bekommen, Santino?" Gut. Daran ließ sich etwas ändern. "Morgen bekommst du sämtliche Akten der letzten zwei Wochen." ihm vielen noch viele Dinge mehr ein, die er Santino nun gerne gesagt hätte, doch blieb er still und griff wieder zu seinem Besteck.

Santinos Augen flammten auf vor Wut. "Nein. Ich will vernünftig arbeiten und einen Auftrag bekommen. Ich will raus und etwas nützliches tun. Nicht hier rumsitzen und wie ein Hund herumgeschickt werden.",gab er zurück, seine Stimme klang mühsam gebändigt und eiskalt. Valerio nahm das, was er verlangte und drehte es so, dass es für ihn unangenehm wurde. "Akten wälzen bringt hier niemanden vorwärts. Wenn ich angeblich für die Familie nützlich bin- dann frage ich mich wieso Sie alle Zeit haben mich rumsitzen zu lassen."

"In fünf Tagen ist dein Hausarrest vorbei, Santino. Du musst dich im Gehorsam üben, denn wenn ich mich nicht auf dich verlassen kann, dann bist du nicht nützlich für mich." Valerio blieb ruhig, auch, wenn es ihm schwer fiel. Kaum jemand hätte es gewagt, so mit ihm zu reden und gerade fragte er sich, ob Santino sich bloß so aufspielte, weil Orlando mit ihnen am Tisch saß. "Beschwere dich nicht, zu wenig Informationen zu haben, wenn du nicht die Muße hast, sie dir anzuschaffen. Wenn du nicht dazu bereit bist, dann wirst du auf meine Anordnungen warten müssen.

Der Sizilianer spannte die Muskeln an den Schultern an und knurrte kurz. "So? Und wenn ich nicht mehr fünf Tage herumsitzen will, weil Sie denken dass es irgendeinen Sinn ergibt mich einzusperren? Ich sage Ihnen mal was: wenn ich für die Familie einen Monat lang so entbehrlich bin, weil Sie glauben, dass Sie sich nicht auf mich verlassen können, dann kann es auch nicht so dringend sein, dass ich für Sie arbeite. Ich weiß, dass ich einer der besten Killer bin und dass mich viele fürchten- aber Sie tragen gerade nicht dazu bei, dass ich Ihnen treu sein will." Er wusste, gerade verpasste er Valerio einen Schlag ins Gesicht- aber er war wütend, frustriert und wusste nicht wohin mit der Kraft die er seit er ein Jugendlicher gewesen war in sein Training gesteckt hatte. Ihn zu bändigen, das hatte nicht einmal der alte Don geschafft- deswegen waren sie auch oft aneinander geraten.

Valerio blinzelte. Hatte er Santino gerade richtig verstanden? Er wollte es nicht wahr haben und konnte Santino gerade nicht einschätzen. Drohte sein Ziehbruder ihm gerade? Still blickte er ihn an, legte sein Besteck wieder weg und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er brauchte Zeit, um zu überlegen, wie er antwortete.
"Ist das das Gefühl, was ich dir gebe?", fragte er schließlich leise.

Anscheinend hatte Santino den Älteren gerade so richtig vor den Kopf gestoßen. Kurz tat es ihm leid, aber dann kam seine Wut wieder zurück. "Ja",gab er nur knapp zurück. "Ich sage "ich brauche mehr Informationen wenn ich auf eine Mission gehe- ich will meine Entscheidungen im Notfall spontan treffen und dazu brauche ich den gesamten Überblick." Ihre Antwort ist: "Dann werfe ich dir einen Stapel Akten hin an dem zu zwei Wochen liest, da hast du was du brauchst." Sie geben mir gerade das Gefühl ein austauschbares, bockiges Werkzeug zu sein, auf das sie sich nicht verlassen können- und dessen Vertrauen Sie verlangen ohne mir welches zu geben."

"Gut. Und was denkst du, denke ich mir gerade, Santino?" Offensichtlich redeten sie gerade aneinenader vorbei. Es brachte jetzt nichts ebenfalls wütend zu werden, er musste einen ruhigen Kopf bewahren, zumindest jetzt.

"Was Sie gerade denken? Vermutlich dass ich mich bockig benehme. Und dass es lächerlich ist was ich da sage.",meinte Santino nur, bis jetzt hatte Valerio nie mit sich diskutieren lassen und er hätte das niemals gewagt. Aber diese Antwort mit den Akten hatte ihn sprachlos wütend gemacht.

"Das meinte ich nicht. Warum, denkst du, gebe ich dir die Möglichkeit alle Akten zu sichten?" Er wollte Santinos Sorgen Ernst nehmen, doch sollte Santino auch versuchen, ihn zu verstehen.

"Weil ich gefordert habe in Zukunft Informationen zu bekommen. Möglichst viele davon. Aber wissen Sie was? immer wenn ich etwas brauche bekomme ich es. aber auf die unangenehmste Art die Ihnen einfällt. ich will endlich arbeiten, ich will Missionen erfüllen. Und Ihr Angebot ist es mich weiter zwei Wochen mit Akten und theoretischem Wissen vollzustopfen? Ich weiß nicht was Sie sich dabei denken, Don- aber Sie machen mich damit nur wütend. Und ich fühle mich als würde ich abgespeist werden damit ich Ruhe gebe." Er wsr ehrlich, gerade machte es keinen Sinn Verständnis zu heucheln.

Valerio nickte. "Ich gebe dir jede Information, die du brauchst, Santino. Das habe ich schon immer gemacht. Wenn du mehr Informationen haben möchtest, dann darfst du jederzeit zu den Akten, das weißt du." Er machte eine kleine Pause und blickte den Jüngeren an. "Aber bitte bedenke, dass ich mehr Informationen habe, als du. Ich lese jede einzelne Akte und treffe auf dieser Basis meine Entscheidungen. Darum habe ich dir gesagt, dass du dich ausruhen sollst und das Marco nicht deine Angelegenheit ist."

Santino überlegte was er darauf sagen sollte, denn Valerio hatte nicht unrecht. "Ja Don ich verstehe. Trotzdem- wenn ich weiterhin nur herumsitzen muss und nicht endlich wieder das tun darf wofür ich ausgebildet wurde- dann gehe ich davon aus dass meine "Bestrafung" eines größere Bedeutung hatte als die Hilfe die ich der Familie bin. Und das zeigt mir dass ich nicht so wichtig bin wie sie immer behaupten"

"Das ist es aber nicht, Santino. Ich kann natürlich verstehen, dass es entmutigend ist, dass du im Moment keine Aufgaben hast, aber ich muss mir sicher sein, dass du meine Entscheidungen nicht mehr hinterfragst, bevor ich dich wieder auf Missionen schicke. Und gerade tust du das. Ich muss mir sicher sein, dass du mir vertraust." Im Bett klappte es zwar, doch draußen? Valerio war sich nicht wirklich sicher.