RE: Famiglia - 51

Der Sizilianer atmete erleichtert auf als sie Orlandos Flügel verließen, er entspannte sich zumindest ein wenig und schloss müde die Augen. "Danke Don...",murmelte er, aber ihm standen immer noch die Haare zu Berge. So wollte er nie wieder in Orlandos Zimmer kommen müssen- und der Gedanke daran, dass es das nächste Mal die Aufgabe seines jüngeren Ziehbruders sein würde ihn zu bestrafen... daran wollte er gar nicht denken.

Sanft zog Valerio seinen Kleinen näher an sich heran, legte eine Hand auf den unteren Rücken, während er die andere in den Nacken legte und den Kopf an sich drückte. "Ich bin stolz auf dich", flüsterte er ihm leise zu. "Du hast es dir verdient, dich jetzt ein wenig auszuruhen. Möchtest du, dass ich noch ein wenig bei dir bleibe?"

Santino schmiegte sich erleichtert in die Umarmung und drückte den Kopf an Valerios Schulter. "Danke Don, ich ruhe mich gern noch ein wenig aus.",murmelte er und hob dann unsicher den Kopf. "Wann kann ich endlich wieder richtig arbeiten?",fragte er vorsichtig, das herumsitzen machte ihn langsam verrückt.

Ein leichtes Runzeln legte sich auf Valerios Stirn. "Ich habe dir einen Monat Hausarrest aufgebrummt, Santino. Den wirst du absitzen müssen." Es war deutlich, dass er nicht mit ihm verhandeln würde. "Ab ins Bett mit dir, wir sehen uns beim Abendessen." Auch hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn und schob ihn dann in Richtung des Bettes.

Santino zuckte deprimiert zusammen, dann ging er kommentarlos ins Bett und starrte die Wand an. Er mochte das Spiel mit Valerio sehr und er wollte ihm auch gehorchen... aber konnte nicht ewig hier herumsitzen und die Wand anstarren, mittlerweile fühlte er sich eingesperrt und rastlos. Er wollte nach draußen, wieder arbeiten...

Um seinen guten Willen zu zeigen machte Orlando sich direkt nach der Arbeit auf zum Speisesaal. Zwar hatte er nicht alles geschafft, was für den Tag auf dem Plan gestanden hatte, doch mindestens die Hälfte und er wusste, dass sein Bruder mit ihm zu frieden sein würde.
Valerio selbst hatte auch ein wenig von Orlandos Arbeit übernommen, sodass er noch nicht im Speisesaal war, als Orlando auf Santino traf. "Hey", grüßte er leise und schloss die Tür hinter sich. "Wie-", er räusperte sich kurz. "Wie geht es dir, Santino?"

Santino ging nach unten in den Speisesaal nachdem er den Tag über die Wand angestarrt hatte, ihm war langweilig und er war frustriert. Valerio war anscheinend noch nicht da, aber Orlando hatte seine Arbeit schon erledigt. Er lächelte dem Jüngeren zu und überlegte kurz wie er die Frage beantworten sollte. "Mir gehts gut, Bruder... aber mir ist stinklangweilig und ich gehe drauf wenn ich nicht bald etwas zu tun bekomme." Er sah nachdenklich zu Orlando hinüber. "ich will wirklich das tun was Valerio sagt... aber ich bin kein Hund den man nur dann loslassen kann wenn man ihn braucht." Ja, in Valerios Schlafzimmer benahm er sich so, aber was seine Arbeit anging da war er anders.

Orlando zuckte mit den Schultern. "Ich denke... naja, er hatte wahnsinnig Stress, als du plötzlich weg warst, er wird nicht nachgeben... Aber-" Wieder stockte er, als er sich daran erinnerte, wie Santino seinem Bruder aus dem Zimmer gefolgt war. "Was hat er heute mit dir gemacht? Hat er dich bestraft?"

Santino biss frustriert die Zähne zusammen und sah zu ihm. "Ich werde genauso wenig nachgeben. Sogar der Alte wusste, dass ich nicht nur sein Untergebener bin und dass es für ihn unangenehm wird wenn er mich dazu zwingt etwas zu tun, das ich wirklich nicht will. Und herumsitzen ist nicht meine Stärke." Er überlegte, er konnte nicht ehrlich zu Orlando sein... das war eine Sache zwischen Valerio und ihm. "ich... will nicht darüber reden, aber ja das hat er."

Besorgt blickte Orlando seinen Ziehbruder an. "Santino, schlägt er dich?" Das konnte Valerio doch nicht tun. Aber wenn Valerio seinen Ziehbruder verprügelt hatte, dann hatte er nur an die Stellen geschlagen, die man so nicht sah. Es machte trotzdem keinen Sinn, Valerio hob nur sehr selten die Hand. Was hatte sein Bruder Santino angetan?

Santino musterte Orlando ruhig, dieses Mal musste er nicht einmal lügen. "Nein, tut er nicht. Ich will aber nicht darüber reden, Orlando. Es ist passiert und mir geht es gut. ich werde nur die nächsten Wochen kein Bier mehr anfassen. Das einzige was ich will ist arbeiten. Und nicht ewig hier drinnen festsitzen während ich gebraucht werde. Nur weil ich ein einziges Mal auf eigene Faust gehandelt habe. Ich dachte mein Nutzen für die Familie wäre wichtig."

"Ist es auch, Santino." Valerio betrat den Raum und war den beiden jüngeren einen kurzen Blick zu. "Aber erst, wenn ich mich auf dich verlassen kann. Wenn ich mir nicht sicher bin, ob du nicht doch vom Plan abweichst, kann ich dich nicht gebrauchen." Im Vorbeigehen legte er sanft eine Hand auf die Schulter seines Ziehbruders und drückte sie leicht. "Gute Arbeit, Orlando", lobte er dann.

Santino wandte sich um und konnte sich nicht beherrschen. Er zeigte wütend die Zähne und musterte seinen Don. "Anscheinend nicht so sehr, dass Sie mir vertrauen, dass mein Abweichen vom Plan auch Sinn ergibt. Ich habe lange genug selbst trainiert, ich weiß dass ich mich auf meine Stärken verlassen kann." Er wusste, dass er gerade sehr weit ging aber ihn so eingesperrt zu halten kostete ihn alle Nerven.

Valerio hatte gerade nach seinem Besteck gegriffen, doch legte es wieder ab. "Ist es wieder soweit, Santino? Müssen wir wieder besprechen, was alles hätte schiefgehen können? Du hattest die Anweisung, dich auszukurieren und wusstest nicht, ob ich jemanden auf Marco angesetzt hatte. Was, wenn du gerade in einen unserer Agenten reingelaufen wärest, der den Auftrag hatte, sich bei Marco einzuschmeicheln?"

Santino hob das Kinn etwas höher. "Es hätte passieren können. Aber ich bin auf solche Situationen vorbereitet. Und ich kenne die Familie und jeder der mich nicht kennt ist ein Narr. Wenn ich für Sie arbeiten soll, dann brauche ich Ihr Vertrauen in meine Fähigkeiten. Ich weiß was ich kann. Wenn Sie mir nicht vertrauen können, dann frage ich mich wieso ich hier bin." Er sah seinem Don direkt in die Augen, normalerweise wäre er Valerio gegenüber respektvoller aber er war eher wütend dass Valerio ihm nicht traute.