RE: A Warlock's Destiny - 24

"Das sehe ich", entgegnete ihm sein Gebieter ohne den stahlgrauen Blick von dem Buch in seinen Händen abzuwenden. Er hatte bereits die Aura des Jungen gespürt, als jener noch im Korridor gewesen war und die Treppe zum Turm hinauf zu steigen gedachte. "Und Mordred? Ist der auch tot?", fragte er mit seiner herrschsüchtigen, eiskalten Stimme als wäre dies von größerer Bedeutung als der Tod eines alles zerstörenden Drachen.

Vor dem Gespräch mit seinem Meister hatte er sich gefürchtet. Mehr noch als vor dem wütenden Gabelschwanz fürchtete er das, wozu der wütende Hexer imstande war, der lediglich einen Sklaven, ein Spielzeug in ihm zu sehen schien. Schon längst hatte Nicolai eingesehen, dass der einzige Weg, sich von ihm zu befreien, darin bestand, stärker zu werden als Dain und sich seinem Zugriff zu entziehen. An Flucht war nicht zu denken. So gesehen war es jedoch weitaus wahrscheinlicher, dass er diese Ausbildung nicht überleben würde...
Als er heraufgekommen war, war ihm bereits der Gedanke gekommen, dass es bei Dain nicht gut ankommen würde, dass Mordred überlebt hatte. Doch schließlich hatten sie das Monster gemeinsam besiegt. Den Tod gönnte er dem widerlichen Mistkerl nun auch nicht... oder? Es war verwirrend. Doch Dain hasste er beinahe genauso wie Mordred... Sollte er ihn aus diesem Grund etwa auch hinterhältig ermorden?
"N-Nein, Herr...", antwortete der Junge kleinlaut. "Ich und Rupert haben ihn zurück auf die Burg gebracht. Er... Er wird wohl gerade versorgt"
Er machte sich auf die Bombe gefasst. Sicherlich würden nun Strafe, Prügel oder eine weitere harte Lektion folgen...

----------------------------------- Einige Monate später:

Arschkalt war es auf der Burg. Nun, das war im Grunde nichts Neues. Doch der Winter ging so langsam zur Neige und Vesemir weigerte sich inzwischen, die Feuer zu entzünden, weshalb es für die Einwohner hieß, dass sie noch eine Weile aushalten mussten, ehe die Sonne die Burgmauern aufwärmte. Auf den Berggipfeln lag immer noch der Schnee, doch schien es, dass das Schlimmste überstanden war. Tagsüber übten sich die Lehrlinge im Kampf, während sie des Nachts über Büchern brüteten. Naja, die, die es ernst nahmen, zumindest.
Nicolai gehörte inzwischen zu den besten Lehrlingen der Burg. Neben Mordred natürlich, und auch Tommen hatte sich angeblich ein wenig aufgerafft (was wohl vor allem dessen neuem "Lehrer" zu verdanken war, der sich auf die Fahne geschrieben hatte, das zu tun, was eigentlich Vesemirs Aufgabe war). Nicolai konnte sich im Kampfe inzwischen durchaus mit den meisten seiner Mitschüler messen und gab sich den Studien vor allem aus einem Grund hin: Etwas anderes blieb ihm schlicht nicht. Er hatte nie eine Familie besessen. Doch die Hexer gaben ihm wenigstens so etwas wie einen Sinn. Nun, und außerdem war Dains gelegentliche Abwesenheit - schließlich musste ein Hexer vor allem Geld verdienen - eine richtiggehende Beflügelung. Eine kurze Zeit, in der er keine Strafe fürchten musste, wenn er Fehler beging, denn sein Meister schien noch immer wenig für seinen Schüler übrig zu haben. Und auch Nicolai war sein Herr und Meister zuwider, weshalb er über dessen Reisen nicht traurig war.
Auch innerhalb der Schülerschaft konnte er sich besser behaupten. Womöglich lag es ja auch daran, dass er kräftiger, sehniger, hellhaariger und auch ein wenig aufmüpfiger geworden war, doch Mordred hatte sich ihm seit jener Nacht nicht mehr in ungebührlicher Weise genähert. Oh, er hätte es sicher gern. Nicolai fragte sich manchmal, was diese Besessenheit sollte. Doch der ältere Mitschüler schien sich wohl auf sein Schweigen zu verlassen, was die Vorkommnisse auf dem Drachenpfad anbetraf. Die wütenden und hitzigen Blicke lieferten Nicolai jedoch regelmäßig Erinnerungen daran, was ihm blühte, wenn Mordred beschloss, dass es das Risiko wert wäre. Oh, er konnte sich inzwischen recht gut wehren. Doch in schwachen Momenten fragte er sich, ob er das überhaupt tun würde...
Es war an einem recht warmen Mittag. Das Essen rief, doch Vesemir ließ die Jungen sich noch auf dem Hof verausgaben. Nicolai stellte sich einem seiner Mitschüler im Zweikampf ohne Waffen und überwältigte ihn gerade mit einem geistigen Stoß, der seinen Kontrahenten rücklings zu Boden schickte. Selbstbewusst grinste der Jüngling - als ihm die Gesichtszüge entgleisten. Die anderen merkten schnell, wieso. Denn soeben ritt ein Pferd in den Hof, das sie alle nur zu gut erkannten. Die schwarze Bestie, auf der Dain ritt.

Tommen war nicht bei dieser Übung anwesend. Nicolai wunderte sich darüber schon nicht mehr, doch er fehlte wirklich einige Male. Es war merkwürdig, wie schnell sie einander wieder fremd geworden waren. Seinen Anteil daran hatte zweifelsohne jener Hexer, der sich Tommens angenommen hatte.
Alec lag neben dem gelockten Jüngling. Dass er nackt war, war für sie beide wirklich kein eigentümlicher Umstand mehr, denn Alec hatte natürlich raus, wie er Jungen und Mädchen den Kopf verdrehte und ihnen schier den Verstand rauben konnte. In den Zeiträumen, in denen er auf der Burg weilte, war Tommen selbstverständlich nicht der einzige Schüler, der ihm erlegen war, doch er war mit Abstand der Interessanteste. Wie versprochen hatte Alec sich schützend vor dem Jungen positioniert und damit begonnen, das verborgene Talent aus ihm herauszukitzeln - sowohl das Magische als auch das... andere. Das, was am besten zwischen Daunen und Matratze zutage kam.
Selbstbewusst stahl er dem Jüngeren einen Kuss von den Lippen und fuhr ihm über den nackten, noch schwitzenden Bauch.
"Du scheinst gar nicht mehr ohne mich zu können", grinste er und zog den Nackten zu sich her, bevor er ihm über den entblößten Hals leckte. Vesemir war glücklicherweise ein alter Trottel, sonst hätte er sie längst aus dem Bett gescheucht. "Ich habe gute Nachrichten für dich... Ich werde bald wieder aufbrechen. Wird Zeit, dass ich meine Reise wieder aufnehme... Und du wirst mit mir kommen."

Tommen war wie jedes Mal nach einem Techtelmechtel mit Alec völlig außer Atem. Dieser Kerl schaffte ihn in jeglicher Hinsicht. Er tat ihm gut, ebenfalls in jeglicher Hinsicht, allerdings weckte er in ihm nicht dieselben Gefühle, wie Nicolai. Dass sie sich im Laufe der Zeit voneinander entfremdet hatten, setzte ihm zu, trotzdem gab er sich alle Mühe, es sich nicht anmerken zu lassen. Durch Alec hatte er sich einen gewissen Stolz angeeignet, den er nicht wegen irgendwelcher Sentimentalitäten wieder verlieren wollte. Dafür war ihm dieser Fortschritt in seiner persönlichen Entwicklung viel zu wertvoll. Ohne zu protestieren ließ er sich von dem schönen Hexer küssen als auch über den Bauch streicheln, der bedeckt war mit einer schwitzigen Schicht von der letzten "Nahkampflektion", die Alec dem Lehrling nahezu jede Nacht in diesem Bett erteilte. Obwohl Tommen naiv und gutgläubig wirkte, war er nicht dumm. Ihm war schmerzlich bewusst, dass Alec ihm nicht allein gehörte. Der Schöne war ein Rumtreiber. Einer, der nichts anbrennen ließ. Das setzte dem treudoofen Tommen sehr zu. Zugeben würde er dies jedoch nicht. Stattdessen genoss er jede Sekunde mit dem attraktiven Hexer. Mit einem überraschten Seufzer auf den Lippen ließ er sich enger an Alec heran ziehen, ehe er seine Krallen ausfuhr: "Wundert dich das? Das ist doch von Anfang an deine Absicht gewesen. Mich von dir abhängig zu machen". Es waren ungewohnt vorwurfvolle Worte von ihm, die dezent durchblicken ließen, dass ihm Alecs Doppelleben nicht gefiel. Ihn mit anderen teilen zu müssen war nicht unbedingt das, was er sich unter einer optimalen Beziehung vorstellte. Alecs Charme sowie dessen Verführungskünste stimmten ihn jedoch schnell wieder versöhnlich. "Ich soll mitkommen?!", wiederholte er verwundert säuselnd. Es war eine Ehre, die er durchaus zu schätzen wusste. "Wieso? Kannst du etwa nicht mehr ohne mich?", traute er sich nun, seinerseits den Anderen aufzuziehen, wobei er den Mund an den sehnigen Hals des Hexers lehnte, um leicht an der Haut zu knabbern.

"Dich abhängig machen? Du tust ja gerade so, als hätte es dir nicht gefallen", lachte Alec guter Dinge und seufzte leise, als Tommen an seinem Hals knabberte. Der Kleine hatte das Spiel recht schnell gelernt. So unschuldig wie er sich zu Beginn gegeben hatte, war er also beileibe nicht. Und Alec gefiel es, diese Seite an ihm, die man nicht auf Anhieb sah. Sicher, Tommen war immer noch ein wenig romantisch angehaucht - das machte ja seinen besonderen Charme aus -, doch er hatte einen gewissen Ehrgeiz entwickelt, der seine Karriere sicherlich beflügeln würde. "Du bist ganz schön frech geworden, mein Lieber. Das hat sich aber heute Nacht noch ganz anders angehört. "Oh! Jah! Jaaaah! Oh Gott!"
Mit einem Lächeln stahl er sich, sanft aber bestimmt, einen Kuss von den Lippen des Schülers, ehe er sich daran machte, in seine Kleider zu schlüpfen. Der Aufbruch lag nahe. Er konnte es nicht erwarten, dieses verdammte Gemäuer hinter sich zu lassen und wieder auf Reisen zu gehen.
"Und ja, du wirst mitkommen. Ich habe Vesemir davon überzeugt, dass dir die praktische Erfahrung fehlt. Dieser alte Tatagreis wird zeitlebens diese Burg nicht mehr verlassen. Wenn wir zurückkehren, wirst du einer der Besten hier sein. Du wirst da draußen hunderte Herzen brechen - und wenn nicht, darfst du mir zusehen, wie ich es tue. Nun zieh dich an. Ausziehen darfst du dich, wenn wir gleich auf den Pferden sitzen, hehe..."

Tommen presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Es war ihm immer wieder peinlich, wenn Alec ihn an die Laute erinnerte, die er von sich gab, wenn er ihn hart rannahm. Mit geröteten Wangen stieg er aus dem Bett und zog sich das lange Unterhemd über. Nebenbei folgte er Alecs Monolog, der voller Seitenhiebe gen Vesemir war. Tommen konnte von Glück reden, dass der Alte nicht länger sein alleiniger Mentor war. Innerhalb kürzester Zeit hatte Alec wahre Wunder vollbracht. Wunder, die Vesemir nicht einmal ansatzweise in all den Jahren bewirken konnte. Der einst verängstigte Junge war dank Alec zu einem wahren Prachtburschen geworden, der sich vor niemandem mehr verstecken musste. Tommens Miene nahm einen irritierten Ausdruck an. "Ausziehen? Du willst doch nicht etwa... auf dem Pferd...?" Diesem weißhaarigen Lüstling war wirklich alles zuzutrauen. Sein Einfallsreichtum kannte keine Grenzen. Herzen brechen wollte er allerdings nicht. Das war nicht sein Stil. Dafür war er viel zu sehr der gutgläubige Romantiker. "Wo soll es denn hingehen? Wie viel Proviant werden wir brauchen?", erkundigte er sich bei dem Älteren.

"Auf dem Pferd? Du kleiner Lüstling du!", lachte der junggebliebene Hexer und fuhr durch Tommens dichtes Haar. "Dummerchen. Ich will nur schlicht und ergreifend immer und überall Zugriff auf dich haben, du kleiner süßer Dämon, du. Am Wegesrand... Oder mitten im Wald... Oder mitten auf dem Feld..."
Mit jedem Wort war er näher gekommen und küsste Tommen schließlich, so langsam und unendlich verführerisch, wie nur er es konnte. Seine wachen Augen schienen Tommen erneut auszuziehen. Doch dafür war gerade keine Zeit.
"Pack für eine Woche. So lange werden wir vermutlich nicht in die nächste Stadt brauchen, aber ich will nicht unbedingt im erstbesten Gasthaus anhalten und ein wenig Strecke hinter uns bringen, ehe wir neuen kaufen müssen. Und verabschiede dich von Vesemir. Ich glaube nicht, dass er sich überhaupt an deinen Namen erinnert, aber er ist schließlich dein Meister, nicht?"

Unterdessen folgte Nicolai perplex dem hineinrauschenden Dain. Dessen monströsen Gaul hatte er in den Stall gebracht und trug nun die Satteltaschen hinter dem Meister her, zurück in den Turm.
"Wie war die Reise?", lautete die kleinlaute Frage des Jungen, der nicht erwartete, lange oder spannende Geschichten zu hören. Vermutlcih würde Dain berichten und dann gleich wieder abreisen - oder sich Thranduil vorknöpfen, um Dampf abzulassen. Überhaupt schien er den Elfen nur dann zu beachten, wenn er wütend war. Worüber Nicolai nicht traurig war.

Er war verloren. Auf so viele verschiedene Arten und Weisen, dass er sie nicht zu benennen vermochte. Alec würde noch sein Verderben sein. Es war schlicht und ergreifend nicht möglich, sich dessen Charme zu entziehen. Tommen kam sich vor wie ein willenloses Spielzeug, das keine andere Wahl hatte als dem zu gehorchen, der die richtigen Knöpfe bei ihm zu betätigen wusste. Die Worte, die Geste, der Kuss... all das benebelte seinen Verstand, sodass er schier einem sabbernden Idioten glich. Die Aussichten, welche Alec bildhaft mit seiner schmeichelhaften Stimm vor Tommens geistigem Auge malte, ließen ihn wohlig erschaudern. Auch wenn er es nicht zugeben würde, er sehnte sich schon jetzt nach trauter Zweisamkeit, hoch zu Ross oder in irgendeiner Scheune. Es war ihm gleich, wo es geschah, Hauptsache, es geschah. Es kostete ihn unbeschreiblich viel Kraft sich in seinem Zustand aus dem Bett zu hieven und die Kleidungsstücke vom Boden aufzusammeln, ehe er sie sich überzog und so seinen kräftiger gewordenen Körper vor Alecs alles verzehrendem Blick verhüllte. Er nickte verstehend, murmelte noch etwas unverständliches vor sich hin und eilte dann hinaus zu der Vorratskammer, um Proviant für sich und Alec zu besorgen. Unterwegs würde er sich noch von Vesemir verabschieden, der höchst wahrscheinlich nicht verstehen würde, wovon Tommen sprach. Der Alte wurde allmählich fürchterlich senil...

"Nicht der Rede wert", knurrte der Hexer nur und stapfte weiter durch den Schlamm in Richtung Burgtor. Ihm war deutlich anzumerken, dass ihm nicht nach reden war. Schon gar nicht nach einer Unterhaltung mit einem neunmalklugen, naseweißen Lehrling, der von Mal zu Mal aufmüpfiger wurde. Es war wahrlich an der Zeit, dass er die Ausbildung des Jungen zu Ende brachte, damit er seine Ruhe hatte. Für diesen Zweck würde er ihn das nächste Mal mitnehmen müssen, um ihn auf die abschließenden Prüfungen vorzubereiten. "Hast du während meiner Abwesenheit getan, womit ich dich beauftragt habe?", verlangte er von dem Knaben zu erfahren. Er konnte für ihn bloß hoffen, dass er die erwähnten Lehrbücher in und auswendig gelernt hatte. Andernfalls konnten sie sich die bevorstehende gemeinsame Jagd sparen.

Nicolai, der sich seiner Fortschritte bewusst war, hatte bemerkt, dass er weniger Angst vor Dain hatte. Sicher, er wollte sich nicht unbedingt mit ihm anlegen, doch immerhin musste er nicht mehr jede Nacht damit rechnen, dass ihn der Hexer an sein verstörendes Ross verfütterte. Schließlich hatte er viel Arbeit in ihn reingesteckt. Kein Wunder also, dass er sein neu entdecktes Selbstvertrauen nach außen hin trug. Während Dains Abwesenheit drückte er sich ausschließlich vor einer Begegnung mit Mordred, dem er nicht abnahm, dass er jene Nacht einfach vergessen hatte.
"Ich habe sämtliche Aufgaben erledigt, die Ihr mir aufgetragen habt, Herr", antwortete der Bursche pflichtbewusst und legte die Taschen im Turmzimmer ab, blieb an Ort und Stelle stehen und lauschte. Dain war nach einiger Zeit heimgekehrt und würde vermutlich sogleich neue Anweisungen hageln lassen. Auch wenn sein erster Impuls darin bestand, gleich wieder abzuhauen. "Vesemir und Meister Ashelot, der Waffenmeister, wollen mit Euch sprechen. Ich habe ihnen gesagt, dass Ihr nur mit ihnen sprechen wollt, wenn ich im Training gestorben bin, aber sie wollten Euch trotzdem sprechen. Ähm... Wollt Ihr jetzt allein sein?"

Alec verbrachte die Zeit damit, die Sachen zu packen. Er überließ es Tommen, sich zu verabschieden und beobachtete das Treiben auf dem Hof. Einige der Schüler übten sich im Nahkampf, zogen jedoch sofort von Dannen, als ein ziemlich grobschlächtiger Kerl auftauchte, mit dem offensichtlich nicht gut Kirschen essen waren. Alec hatte dieses Exemplar bislang geflissentlich ignoriert, jedoch aufgepasst, dass er Tommen nicht einen Kopf kürzer machte.