RE: In deiner Schuld - 5

Das einzige, wozu Quirin im Moment im Stande war, war zu nicken. Er würde der Sklave des Prinzen sein, und bis jetzt schien dies keine schlechte Position zu sein. Er würde sie gerne ausfüllen. "Ihr habt mir ebenfalls dsa Leben gerettet, wofür ich euch sehr dankbar bin", meinte er leise. "Ich werde Euch treu sein", versprach er. Er war ihm dankbar, für den Frieden, den er gestern in seinen Armen hatte finden dürfen. Dann jedoch zuckte er zusammen, als der Prinz den anderen Sklaven anfuhr, als dieser die Gemächer betrat und sprang automatisch auf. Fahrig blickte er sich um. Gerade gab es für ihn nichts zu tun. "Was werden meine Aufgaben sein?", erkundigte er sich.

Ich stand auf. "Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken."
Es war nicht meine Art jemanden so anzufahren wie eben Alistar. Ich würde mich später entschuldigen. "Deine Aufgaben kannst du dir gerne selbst aussuchen. Sicherlich gibt es etwas, womit du dich gerne beschäftigst." Quirin nach einem Hobby zu fragen, war überflüssig. Als Haussklave war er es gewohnt zu arbeiten bis die Sonne unter ging.

Er hatte weder gerne Tiere geschlachtet, noch die Küche geschrubbt, aber das würde er seinem neuen Herren nicht unter die Nase reiben können. Stattdessen nickte er bloß und hoffte darauf, dass er irgendwann doch noch eine Aufgabe zugewiesen bekommen würde. "Soll ich Alistar hineinbitten?", schlug er stattdessen vor. Er hatte Mitleid mit dem anderen Sklaven, aber es war wirklich dumm von ihm gewesen, einfach so in das Zimmer hinein zu platzen. Hoffentlich würde der Prinz ihn nicht zum Tode verurteilen. "Er war gestern Nacht eine große Hilfe für mich", versuchte er also, den Prinzen ein wenig zu besänftigen.

Nachdem es Quirin so schwer viel, zu verstehen, dass er nichts mehr tun musste, was er nicht wollte, war ich froh, zu hören, dass er sich gut mit Alistar verstand. Vielleicht konnte er erst einmal ihm zur Hand gehen, so das Schloss kennen lernen und sich mit ihm anfreunde. Womöglich würde ihm das helfen.
Alistar hatte mit rotem Kopf vor der Tür gewartet. Er wusste ja, das Quirin den Prinzen gerettet und der in dessen Schuld stand, trotzdem war das eben ein sehr verstörendes Bild. Als Quirin ihn herein holte versuchte er sich nichts anmerken zu lassen und sah fragend aufs Frühstück. "Das ist nicht gut. Ihr habt kaum etwas gegessen Hoheit. Mirabella wird das nicht gefallen und Quirin ist sowieso viel zu dünn."
Das war typisch für Alistar. Ich bemerkte Quirins Unruge. "Alistar, ich wollte nicht laut werden. Es tut mir leid. Es war nie notwendig an zu klopfen, da wir keine Geheimnisse haben. Möglich, dass es in Zukunft etwas anders sein wird."
Alistar nickte. "Ich werde versuchen es mir anzugewöhnen. Aber jetzt esst bitte noch etwas. Du auch Quirin."
ich sah zu meinem Sklaven rüber. Als Sklave ass er nur, was ich ihm gab oder für ihn übrig liess. So nahm ich einer der Küchlein und reichte es ihm. "Magst du Blaubeeren? Ich hasse sie. Du wirst mich doch sicher gerne von ihnen befreien?"
Ich log ohne rot zu werden, ich liebte Blaubeeren aber wenn er das wüsste, würde er das Küchlein niemals annehmen.
Psychospielchen, darin war ich gut.

Quirin wird jetzt dafür sorgen, dass Lijan NIE WIEDER Blaubeeren bekommt xD

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Alistar wusste scheinbar auch, dass ihn nun schlimmes erwartete. Sein Kopf war hoch rot. Doch anstatt dass sein Herr wieder laut wurde, hörte Quirin plötzlich eine Entschuldigung. Was war denn hier los? Er verstand die Welt nicht mehr. Ein Adeliger musste sich nie, niemals bei jemandem entschuldigen. Und schon gar nicht bei einem Sklaven.
"Natürlich, Herr", brachte Quirin hervor und nahm das Küchlein entgegen. Es war noch warm. Selbst im Lager hatte Quirin nichts gegessen, dass so teuer sein musste. Vorsichtig roch er an ihm und das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Trotzdem wartete er darauf, dass auch sein Herr zu essen begann.
Um alles wieder in die gewohnten Bahnen zu lenken kniete Quirin neben dem Stuhl nieder, auf dem der Prinz vermutlich sitzen würde. Ab und an hatte er mitbekommen, dass Herrschaften persönliche Sklaven hatten, die bei den Mahlzeiten neben ihnen am Tisch knien durften. Wenn sie zusammen essen würden, dann vermutlich so. Still wartete er auf den Prinzen.

Quirin nahm das Küchlein an und auch wenn er es versuchte nicht zu zeigen, konnte ich sehen, dass er sich darüber freute. Er war eindeutig als Sklave geboren, denn er kniete sich neben den Stuhl auf dem ich vorhin gesessen hatte. Mir wurde langsam klar, dass ich Quirin nicht zu seinem Glück zwingen konnte. Ich musste die Sache anders angehen. Ich beschloss, nichts zu verlangen aber auch nichts ab zu lehnen. Alistar meinte, er käme später wieder. Er interpretierte Quirins Handlungen auf seine Weise und empfand seine Anwesenheit als störend. Ich hielt ihn nicht auf. In Gedanken liess ich mich auf dem Stuhl nieder und biss in ein Himmbeerküchlein. Ohen überhaupt zu bemerken, was ich tat, begann ich Quirin durch das lockige Haar zu streichen ohne ihn dabei anzusehen.

Das Törtchen war ziemlich süß, aber trotzdem schmeckte es ihm gut. Er konnte noch nicht so ganz fassen, dass er es wirklich essen durfte, sodass er es fast schon hinunter schlang, bevor sein Herr sich anders entschied. Doch statt es abgenommen zu bekommen fühlte Quirin plötzlich eine Hand auf seinem Kopf und das angenehme Kraulen. Mit einem leisen Seufzen schloss er die Augen und senkte sein Kinn auf seine Brust. Wenn das hier bedeutete der Sklave des Prinzen zu sein, dann wäre er es gerne. Er wollte alles tun, damit sein Herr glücklich und zufrieden mit ihm war. Hoffentlich schaffte er es, sich weitere Zärtlichkeiten, wie diese zu verdienen. Am liebsten hätte er sich gegen das Bein seines Herren gelehnt, doch wusste er, dass dies nicht seinem Stand entsprach.

Erst das leise seufzen des Sklaven holte mich in die Gegenwart zurück. Erst jetzt realisierte ich, dass ich Quirin wie ein Kätzchen gekrault hatte. Sowas hatte er noch nie gemacht. Es hatte ja auch noch nie ein Sklave so neben ihm gekniet. Alistar war ein Sklave, kein Haussklave, nein, die Dienste die er früher verrichten musste, waren privaterer Natur. ich aber hatte ihn nie als solchen behandelt. Er war mehr als ein Sklave oder ein Diener. Ich betrachtete Alistar als einen Freund, meinen einzigen Freund. Niemand kannte mich besser, wusste mehr über mich als er. "Gefällt dir das?" fragte ich Quirin. Wahrscheinlich war es ewig her, dass ihn jemand zärtlich berührte. Genau wie bei mir. Ich brach ein Brötchen in zwei Hälften und reichte ihm eine davon. Irgendwie war mir seine Anwesenheit angenehm. Ich glaubte, dass es mir gefallen könnte, mich um ihn zu kümmern. Ich kümmerte mich um viele Leute; um Alistar, um Gween. Aber mit Quirin war es etwas ganz anderes.

"Ja, Herr", gestand er leise. Verwundert stellte er fest, dass er die Berührung tatsächlich genoss und keine Angst hatte, dass sich die Hand in seinen Haaren plötzlich zusammenkrallte, um ihn auf den Boden zu schleudern. Er vertraute seinem neuen Herren. "Vielen Dank", meinte er, als ihm die Brötchenhälfte gereicht wurde. Sein Herr wollte ihn scheinbar verwöhnen. "Wie soll ich Euch nennen?", wollte er dann wissen. Alistar hatte den Prinzen mit Eure Hoheit angesprochen. Durfte er diesen Begriff auch verwenden, oder galten für ihn andere Regeln?

Ich sah zu Quirin runter und lächelte. "Wenn wir alleine sind, nur du und ich, dann darfst du mich Lijan nennen. Aber wirklich nur, wenn wir alleine sind. In Anwesenheit dritter, musst du mich, wenn überhaupt mit 'eure Hoheit' ansprechen. Solltes du jemals das zweifelhafte Vergnügen bekommen, mit meinem Vater im selben Raum zu sein, sprich am besten gar nicht."
Das Tablett leerte sich langsam. Ich fragte mich, was ich mit dem Tag anfangen sollte, aufgaben hatte ich heute keine zu erledigen. Worauf Quirin wohl Lust hatte? Wenn er doch nur mehr über ihn wüsste.

"Ja, Herr", stimmte er zu. Lijan... er durfte ihn wirklich bei seinem Vornamen ansprechen. Ein wenig überforderte ihn der Respekt mit dem der Prinz ihn behandelte. Das hätte er wirklich nicht von ihm erwartet. "Darf ich Euch eine weitere Frage stellen?", fragte er vorsichtig. Sie war vermutlich viel zu persönlich, doch seit dem er dem Prinzen das Leben gerettet hatte, fragte er sich, worum der Fremde ihn in jener Nacht hatte bitten wollen.
Inzwischen war er satt und wartete darauf, dass auch der Prinz fertig wurde, damit er abräumen und das Zimmer reinigen konnte.

"Du darfst mich alles fragen, egal was." Quirin wirkte unsicher. "Sei bitte immer offen und ehrlich zu mir. Nichts was du sagst oder fragst, wird eine Strafe nach sich ziehen. Selbst wenn ich dir mal zur Tarnung eine androhen sollte."
"Bist du satt?" fragte ich noch, ehe ich aufstand.
Was er mich wohl fragen wollte....

Er konnte sich nicht vorstellen, dass Lijan ihn niemals bestrafen würde, doch wollte er es nicht provozieren, weshalb er bloß nickte. "Als ich euch in der Nacht freigelassen habe, hattet ihr mich um einen letzten Wunsch gebeten... was wäre der gewesen?", fragte er leise. Hoffentlich war er nicht zu weit gegangen.
"Ja, Herr, ich bin satt", bestätigte er kurz. Unsicher blickte er zu ihm hoch. Er würde den Tisch erst abräumen können, wenn auch sein Herr fertig gegessen hatte.

Quirin fragte was ich mir in jener Nacht gewünscht hätte, hätte er mich wirklich getötet und ich mir gewährt. Die Frage überraschte mich erst ein wenig, dann lächelte vorsichtig. "Ich hätte mir gewünscht, dass du mir in Herz stichst und mich nicht leiden lässt."
Es war seltsam, sich an diese Nacht zu erinnern. Ich war mir sicher, in diesem Lager sterben zu müssen.
"Ich auch."
Ich ging zu meinem Bett und zog an der Kordel. Alistar würde bald hier sein und aufräumen.

"Ich hätte euch nie umbringen können", murmelte er. Vermutlich hätte es auch sonst niemand geschafft. Selbst im Lager hatte sein Herr eine ruhige Dominanz ausgestrahlt, weshalb er von den meisten gemieden worden war. Als sein Herr sich erhob, tat Quirin es ihm gleich und begann das Geschirr abzuräumen, sodass innerhalb weniger Minuten wieder Ordnung herrschte. Wenigstens in etwas wollte er behilflich sein. Außerdem hoffte er so Alistar unterstützen zu können.