RE: Famiglia - 8

Santino wusste ziemlich gut,dass er sich eigentlich weit aus dem Fenster lehnte. Aber die Zukunft der Familie war durch den Tod des Alten sowieso in Gefahr, Valerio durfte jetzt keinen Fehler machen. Er atmete langsam und tief durch während er nachdachte. "Ich... verstehte das Problem. Genau in diese Situation sollten Sie gebracht werden. Was Sie jetzt tun ist entscheidend.",murmelte er nachdenklich und strich sich durch die dunklen Haare ,"allerdings...die Rettung muss irgendwie über die Bühne gebracht werden, wir können den Kerl nicht hängen lassen allein schon weil er viel über die Familie weiß. Trotzdem, eine Gruppe Ihrer Männer für diesen Verräter in Gefahr zu bringen wäre ein gefährliches Unterfangen. Nein,das muss anders gelöst werden."

Dass Tino so diplomatisch sprach überraschte Valerio, doch lächelte er zufrieden. Offensichtlich hatte der Junge dazu gelernt und konnte sich mittlerweile wieder zügeln. "Was würdest du von einem Familienoberhaupt halten, das einen Geiselaustausch vorschlägt?", wollte er wissen. Es war wichtig, sein Image aufrecht zu erhalten und Tino spiegelte vermutlich die meisten seiner Gefolgsleute wider, sodass er ein guter Vergleichswert für die anderen war.

Er hob überrascht eine Augenbraue. "Einen Austausch? Das wäre durchaus möglich. Allerdings...wir bräuchten eine adäquate Geisel und aktuell sieht es schlecht aus damit. Aber wenn Sie es schaffen eine Geisel zu schnappen die wichtig genug ist... dann werden Sie mit Sicherheit respektiert." Er schloss die Akte und nickte zufrieden. "Die Frage ist nur wer in diesem Rudel räudiger Hunde von Bedeutung ist."

Man merkte, dass sich in der Woche, in der Tino zu einer Auszeit gezwungen worden war, viel passierte. "Ich glaube, dass ich da schon jemanden für gefunden habe. Wenn du mir also zustimmst, werde ich unseren lieben Freunden nun ebenfalls einen Finger zuschicken lassen." Er lächelte ruhig. "Ich danke dir, für deinen Rat", lächelte er dann höflich, bevor er sich erhob und den Tisch umrundete. "Zieh dein Hemd aus, ich möchte mir deinen Arm ansehen." Er wusste nicht, warum ihm gerade bei Tino der Drang kam, den Jungen so zu überwachen und zu kontrollieren.

Er lächelte leicht und neigte den Kopf. "Wie Sie meinen, das machen Sie wie sie meinen. Ich biete Ihnen gern meine Hilfe an wenn es darauf ankommt." Er stand auf und vermutete dass er entlassen war. Aber plötzlich wurde er zurückgerufen und erstarrte. Er wollte wieder seinen Arm sehen? Wieso? Trotzdem zuckte er leicht die Schultern und knöpfte sein Hemd auf. Als der Stoff zu Boden rutschte zeigte sich die verheilende Wunde und ein feines Geflecht aus alten Narben. "Wenn es Sie glücklich macht, Don.", meinte er zynisch und lächelte amüsiert um seine Unsicherheit zu überspielen.

"Setz dich wieder", auch der Don hatte sich wieder halb auf den Schreibtisch gesetzt, während er mit dem Fuß den Stuhl für seine Untergebenen zurück schob, damit Tino Platz nehmen konnte. Die Unsicherheit entging ihm nicht, sodass er nur noch selbstzufriedener lächelte, als er den Arm in seine Hände nahm. Die Pause, die Tino einlegte, schadeten seinen Muskeln zur zeit nicht, allerdings fragte Valerio sich, ob der Andere heimlich Bein- und Bauchübungen durchführte. Verbieten würde er es ihm nicht. "Ich möchte, dass du in Zukunft besser auf dich aufpasst", erinnerte der Don seinen Mitarbeiter wieder. Zwar störten ihn die Narben nicht, schön fand er sie trotzdem nicht.

Tino gehorchte ihm langsam und setzte sich wieder hin. Er hielt still während der Don seinen Arm untersuchte und die schlanken Finger über die Naht wanderten. Ihm war tatsächlich so langweilig, dass er in seinem Zimmer trainierte und seine Bauchmuskelm waren in den letzten Wochen wesentlich definierter geworden. "Ja Don, ich werde mein Bestes grben. aber ich bin eben ein Killer, ich werde verletzt bei meinem Job.",erklärte er nur ruhig und schloss die Augen während er untersucht wurde. Seit wann machte sich jemand solche übermäßigen Sorgen um einen Killer?

Valerio musste lachen, als er hörte, wie Tino sich selbst beschrieb. Mit einem kleinen Zwinkern setzte er seinen Fuß auf die Sitzfläche des Stuhls vor ihm, sodass der saubere Lederschuh zwischen den Oberschenkeln des Anderen lag. Auf dem oberen Knie konnte er nun seinen Oberarm aufstützen, und beugte sich nun ein wenig genauer vor. "Christiano kümmert sich gut um den Arm, wie ich sehe", stellte er fest. Die Heilung schritt gut voran und die Ruhe schadete Tino sicherlich nicht. Dennoch wird es noch ein wenig dauern, bis du wieder voll einsatzfähig bist."

Er hielt still und musterte sein Gegenüber prüfend. Valerio sah hübsch aus wenn er lächelte; aber von seinem hübschen Gesicht ließ Santino sich nicht täuschen, er war genauso geschickt wie der alte Don selbst. Er schnappte überrascht nach Luft als Valerio sich über ihn beugte- seine Schuhspitze rieb leicht an Tinos Schritt und am liebsten wäre er rückwärts ausgewichen,was der Stuhl nicht zuließ. "ich...was zur...", stammelte er überrascht und sah dem Älteren direkt in die Augen, "also... ich denke dass ich einsatzbereit bin- mir fällt hier sonst die Decke auf den Kopf",fügte er ehrlich hinzu.

"Weder Christiano noch ich denken so." Den ersten Einwand ignorierte Valerio gekonnt. "Den Arm wirst du noch eine Weile schonen müssen, tut mir leid." Außerdem schienen die Anderen es auf Tino abgesehen zu haben, so schnell würde der Don ihn also nicht mehr hinaus lassen. Mit einem kleinen Lächeln richtete er sich wieder auf und ließ den Arm los. Den Fuß ließ er, wo er gerade war, während er schmunzelnd das hübsche Gesicht des anderen betrachtete.

"So? Denken Sie nicht so? Faszinierend... dann werden Sie bald feststellen dass ich ungemütlich werden kann wenn ich zu lange nichts zu tun habe. ",antwortete er reichtlich trocken. Sein Hirn war einfach so gut wie leer... er wusste wirklich nicht was er sonst sagen sollte. Als er merkte dass der Don keine Anstalten machte ihn aufstehen zu lassen wurde er langsam nervös. "Was genau wird das hier? Ich weiß nicht so ganz was Sie noch von mir wollen."

Wieder lachte Valerio auf. "Das hat Orlando mir auch gesagt, allerdings ist er genauso wie ich der Meinung, dass es dir nicht schaden wird, dich ein wenig im Gehorsam zu üben." Es machte ihm unheimlich Spaß, den großen Mann so zu verunsichern. Kein anderer würde sich solch ein Handeln erlauben. Dennoch wusste er, dass er nicht zu weit gehen durfte." Wie siehst du das, Tino? "

Seine Augenbrauen zogen sich langsam zusammen. "Und Sie denken das erreichen Sie indem sie mich hier rumsitzen lassen?",fragte er staubig und versuchte ruhig zu wirken,während Valerio ihm immer näher kam. Verdammt,der Kerl spielte in aller Ruhe mit ihm und beeinflusst ihn gnadenlos. "S-sie haben meine...Frage nicht beantwortet, Don...",murmelte er nervös.

"Geduld ist eine Tugend, Tino." Zumindest hatte sein Vater das immer behauptet und Valerio hatte seine Werte übernommen. Er war geübt darin zu warten. "Und ich denke, dass dir ein wenig Auszeit wirklich gut tun wird." Sanft strich er ihm über die Wange. "Deine Frage musst du noch ein wenig weiter spezifizieren." Es war niedlich mit anzusehen, wie Tino immer nervöser wurde. Er liebte diesen Anblick.

"Pf... Geduld... das hast der Alte auch immer gesagt. Aber irgendwann hat er aufgegeben es mir eintrichtern zu wollen. Geduld ist etwas das ich nicht kenne.", antwortete Santino und rutschte langsam nervös hin und her. Wobei der Schuh zwischen seinen Beinen gefährlich nah an einer gewissen Stelle lag. "Meine Frage? Ganz einfach... Wieso fassen Sie mich so an? Weil Sie es können oder weil es Ihnen etwas gibt?" Er sah ihm direkt in die Augen und zwang sich zur Ruhe.