RE: Famiglia - 7

Valerio schmunzelte zufrieden. Auch er hatte inzwischen aufgegessen, was dazu führte, dass Orlando ebenfalls sein Besteck weg legte. Er war schon immer ein langsamer Esser gewesen und auch, wenn Valerio Rücksicht darauf nahm, war das Familienoberhaupt meistens vor seinem Bruder fertig. "Ich kann dir nur zustimmen." Es befriedigte Valerio zutiefst, dass die Demütigung seine Spuren hinterlassen hatte. Er wusste, wie er seine Familienmitglieder abmahnen konnte.

Santino legte sein Besteck ebenfalls neben den Teller. Bri ihm sah es aber eher aus als würde er eine Waffe aus der Hand legen,egal was er in der Hand hielt, er zweifelte nicht daran dass er damit töten konnte. Auf den Kommentar hin Nickte er nur leicht aber seln Kiefermuskeln mahlten vor Frust und unterdrückter Wut. Trotzdem musste er sich bewusst machen dass Valerio ihm einen gefallen getan hatte. auch wenn es ihm nicht passte, er musste tun was von ihm verlangt wurde.

"Wir sind dir beide sehr dankbar, Valerio", klingte Orlando sich nun in das Gespräch ein. Er hatte keine Lust mehr darauf, dass das Gespräch in irgendeiner Art und Weise aus dem Ruder lief, denn Tino und sein Bruder waren beides stolze Menschen. "Und ich bin mir sicher, dass Tino nicht vergessen wird, was du für ihn getan hast." Es war tatsächlich ein Risiko, kein Exempel an dem Sizilianer zu statuieren. "Du kannst dich auf ihn verlassen."

Sein Blick wanderte zu dem Jüngeren hinüber und er atmete tief durch. Orlando zu liebr würde er jetzt einfach den Mund halten und Valerio recht geben. "Ja so ist es", fügte er knapp hinzu und warf seinem Freund aus Kindertagen einen dankbaren Blick zu. Er hatte gehofft dass es friedlicher ablaufen würde... aber das war unwahrscheinlich wenn er weiter in diesem Haus eingesperrt war.

Es war süß zu sehen, wie Orlando noch immer darum bemüht war, ihm zu gefallen. Er wünschte, dass es bei Tino genauso einfach wäre. Müsste es nicht sogar eher anders herum sein? Immerhin konnte Orlando, als sein Bruder, sich mehr Fehltritte erlauben. Mit einem kleinen Lächeln entließ er beide. Es hatte Tino sicherlich gut getan, wieder unter leute zu kommen.
Drei Tage später zitierte er Tino wieder in sein Büro, dieses Mal waren sie alleine.

Er war fast erleichtert den Speisesaal verlassen zu dürfen. Der Don legte es im Moment einfach darauf an seine Laune zu verschlechtern, aber immerhin hatte er sich alles selbst zuzuschreiben. Das änderte aber nunmal nichts an seinem Frust... Er schenktr Orlando ein warmes Lächeln dann gingen sie beide getrennte Wege, Orlando in sein Büro und Santino in sein eigenes Zimmer. Als der Don ihn drei Tage später zu sich rief, war der Sizilianer ein gereiztes Nervenbündel. Seine Kollegen machten lieber einen großen Bogen um ihn, da er immer grimmiger wurde- nichts zu tun war einfach die Hölle für ihn. "Sir wollten mich sehen Don?"

"Tino, es ist gut, dich wieder zu sehen." Wie bei ihrem letzten Treffen öffnete Valerio seine Arme, um den Jüngeren zu empfangen. Während eine Hand den Hinterkopf des Anderen sachte an sich drückte, ruhte die andere Hand sanft auf seinem Rücken.
"Ich hätte gerne deine Meinung zu einem Fall gehört", begann er. Es war ihm wichtig, dass Tino wusste, dass er noch immer ein geschätztes Mitglied der Familie war.

Der Sizilianer erwiderte die Umarmung und versuchte sich nicht anmerken zu lassen woe angespannt er war. Die Hand auf seinem Hinterkopf erinnerte ihn an den Tag in Valerios Büro. Deshalb war er auch froh als wieder ein wenig Abstand zwischen ihnen entstand. "Meine Meinung? Zu einem Fall?", fragte er überrascht und ein warmes Gefühl wanderte über seinen Rücken. Tino wartete bis der Don sich gesetzt hatte und tat es ihm dann gleich. Seine olivgrünen Augen funkelten vor Interesse.

Valerio schmunzelte. Da hätte er wohl einen Nerv getroffen. Mit einem kleinen Schmunzeln schob er die Akte zu Tino hinüber. Dem Jungen war hoffentlich klar, dass er trotzdem nicht am Fall teilhaben würde. "Einer von Marcos Leuten ist verschwunden und heute morgen sendete man uns einen Finger von ihm."

Der Dunkelhaarige beugte sich interessiert über die Akte und überflog die Berichte. "Weiß man mit wem er sich herumgetrieben hat? Seine Leute hat er auch noch hineingezogen... dieser feige Wichser..." Er knurrte verärgert, wenn er alleingänge startete zog er niemanden mit hinein,seine Strafe ertrug er lieber ohne andere mit hinein zu ziehen. "Ich würde davon ausgehen,dass Marcos Leute Dinge wissen die nicht an uns gehen sollen. Oder sie erpressen uns mit Informationen..."

"Bedeutet also, dass ich mich einmal bei Marcos Männern umhören sollte", fasste der Don Tinos Worte zusammen, um sicher zu gehen, dass er sie richtig verstanden hatte. Er kannte die Mitarbeiter nicht, hatte nur ihre Namen zu den Gesichtern gelernt, mehr hatte er noch nie mit ihnen zu tun gehabt. Tino war näher an ihnen und konnte sie somit besser einschätzen. "Ich denke, der Mann, der verschwunden ist, weiß nichts, oder erzählt den Anderen zumindest nichts."

Santino nickte bestätigend und strich seine braunen Haare zurück. Dann fing er an zu lachen und krümmte sich belustigt. "Marco war ein Feigling und seine Leute habrn mit ihm für den Feind gearbeitet. Die wissen eine Menge über uns und wenn man ihnen droht reden sie wie ein Buch. Täuscht euch da nicht." Er lächelte nur leicht und blätterte in der Akte.

Valerio nickte. Er hätte schon viel früher aufräumen sollen. "Danke dir, für deine Hilfe, Santino." Er konnte sich noch immer nicht erklären, warum dennoch die Feinde einen von Marcos Männern als Geisel hielten und somit seine Fürsorge in Frage stellten. "Ich werde den Mann dennoch befreien", beschloss er schließlich. Das Lachen konnte er nicht ganz einordnen, vermutlich belastete Tino sein kleiner Freiheitsentzug doch mehr, als gedacht.

Er runzelte leicht die Stirn und dachte nach. "Ihn befreien? Sind Sie sicher,das könnte eine gefährliche Sache werden und eigene Leute für einen Verräter zu riskieren halte ich für...unklug." Er blätterte die Akte durch und las weiter. "Das wäre eine sehr gefährliche Sache,das sollte Ihnen bewusst sein." Er würde den Kerl verrecken lassen, einen Beweis für seinen Verrat finden und es so rechtfertigen. Aber mehr hielt er nicht für sinnvoll,gerade jetzt nicht.

Valerio war es nicht gewohnt, dass man seine Überlegungen in Frage stellte, dennoch nickte er nur bedächtig. "Meine Feinde werden mich für schwach halten, wenn ich keinen Befreiungsversuch mache." Dennoch war ihm bewusst, dass er seine Leute nicht für den Mann eines Verräters in Gefahr bringen konnte. Er befand sich in einer Zwickmühle, aber es war gut, eine andere Perspektive hören zu können.