RE: Wings - 19

"Nein, seelisch verletzt." Sirath erhob sich und nickte leicht. "Dann bis später!" Sirath sah noch einmal zu Daniel, dann verschwand er. Er brauchte nicht lange, um Aska zu finden. Behutsam trat er näher, legte seinen Arm um den verstörten Engel. "Aska? Was ist passiert?" fragte er vorsichtig. Er verschwieg vorerst, dass Michael selbst ihn zu ihm geschickt hatte. Zuerst wollte er von Aska wissen, was genau geschehen war.

Michael verfluchte sich selbst für seine Worte. Doch er hatte gehofft, Aska hätte ihm eine Chance gegeben, zu erklären. "Verdammt!" fluchte der Erzengel verzweifelt. Er fuhr sich durch die Haare. Er hatte zu schnell aufgegeben. Doch er hatte das Gefühl gehabt, Aska würde Ruhe brauchen. Ruhe vor...ihm. Seine Augen öffneten sich. Er erinnerte sich wieder an diesen einen Tag, der sein Leben verändert hatte. Er erhob sich und trat vor einen Spiegel. Seine Hand legte sich auf seine Brust, an der sein Herz schlug. Der Gedanke, dass er Aska weh getan hatte, tat ihm selbst weh. Er wollte alles rückgängig machen, ihn um Vergebung bitten. Er senkte den Blick und setzte sich wieder.

"Oh... ok verstehe, glaub ich. Bis später" lächelte Daniel und widmete sich weiter seiner Aufgabe.
Aska spürte, dass es ein anderer Engel war der sich ihm näherte. Er spürte auch, dass es nicht Michael war, dafür war die Aura nicht annähernd mächtig genug. Trotzdem zuckte er zusammen, als er Siraths Stimme hörte und dieser einen Arm um ihn legte. Nur zögerlich öffnete sich der Federkokon und ein zerrissener trauriger Engel kam zum Vorschein. Eine Weile sagte er nicht. Warum sollte sirath das nun interessieren? Wieso war er überhaupt hier? Zudem klemmten die Worte in Askas Kehle fest. "I-ich.. " kam zumindest etwas hervor. Nach einem tiefen Atemzug ging es besser. "Ich weiß nicht mehr wem ich noch vertrauen kann.... "

Aska würde ihm vielleicht noch eine Chance geben wenn er ihn in Ruhe auf die Geschehnisse ansprach doch für jetzt war das kind ertsmal in den Brunnen gefallen. Noch war Zeit bis zur unheilvollen absolut falschen Hochzeit, die aus Gründen, die wohl nur Gott selbst verstand, den frieden bringen sollte.

Sirath sah Aska erschrocken an. Er kannte den jungen Krieger nicht so. Nicht so traurig. Sirath legte den Kopf schief. "Was meinst du? Michael meinte, ich solle nach dir sehen. Was hat er getan?" Der Krieger fuhr schnell fort. "Ich bin nicht hier, um ihn irgendwie zu schützen. Ich will dir helfen. Weißt du...ich kenne dich so nicht! Du bist immer so fröhlich und gut gelaunt. Echt beneidenswert, wenn du mich fragst!" Sirath lächelte unsicher. "Und das ausgerechnet Michael dich verletzt hat, hat mich sehr verwundert." Er warf Aska wieder einen Blick zu. "Du weißt bestimmt, dass Michael eine rechte Hand sucht, oder? Er hat nicht mich gewählt." Auch auf das Risiko hin, dass Sirath sich nun verraten hatte, zwinkerte er Aska zu. Dann wurde er wieder ernst. "Aber jetzt sag mir doch mal, was passiert ist." fügte er sanft hinzu.
Sirath war sich sicher, dass Aska Michael missverstanden hatte.

Aska fühlte sich überfahren, zu viele Worte, er wollte allein sein und jetzt war Sirath hier. Auf MICHAELS Geheiß!! Einerseits war es eine schöne Geste, er wollte anscheinend nicht, dass Aska allein war. Aber andererseits wurde er ja nicht mal gefragt was er wollte. Der junge Engel war wie ein verwundetes Tier, er wollte sich verkriechen und und wenn er das nicht konnte beißen und kratzen! Aber.... das wäre auch falsch, es würde den falschen treffen.
Und, ja, welch Überraschung! Er war auch zu anderen Gefühlen fähig als immer nur eitel Sonnenschein! Und er war nicht dumm und erst recht kein Spielball! Aus Trauer wurde nach und nach Wut und dann wieder Verzweiflung.
„Kann dir doch egal sein...“ schniefte er und verbuddelte sich wieder halb in seinen Federn. „Er... hat mich verraten...“

"Verraten?" Sirath wollte nicht so schnell aufgeben. "Was meinst du damit?" Der Krieger betrachtete Aska aufmerksam. Wieso sollte Michael einen Engel, der ihm viel bedeutete, verriet. "Hey, rede mit mir!" fügte Sirath schmollend hinzu und stupste Aska an. "Bist du jetzt etwa auch auf mich wütend? Immerhin habe ich dich auch verraten." Es stimmte, denn wenn man ehrlich war, hatte der Krieger genau das getan. Er würde ein Leben auf der Erde wählen- an Daniels Seite.
"Ich meine...ich mag einen Dämon!" fügte er hinzu und lächelte unsicher. "UND ich bin nur ein Experiment." Die meisten Engel mochten keine Experimente. Früher war auch Aska einer dieser Engel gewesen. Sirath fragte sich, warum Michael ihn gewählt hatte, um Aska aufzumuntern. Der Krieger wusste nicht, wie Aska nun zu ihm stand.

Er verhielt sich gerade nicht wie ein Engel, sondern wie ein bockiger Teenager, seufzte dann aber und versuchte vernünftig zu sein. „Nein.... hast du nicht... das ist deine Sache... und ...dein Dämon scheint ja nett zu sein.. ich mein, er hat dich gerettet. Warum versteh ich zwar nicht aber... ja...“ Langsam ließ er die Flügel sinken und sackte mehr in sich zusammen, sah auf seine Füße. „Ich... Michael hat... ich kann nicht.... ich weiß nicht wie ich's sagen soll.... aber jetzt isses eh egal, er hat mich eh an Gott verraten... ich hab nichts mehr zu verlieren..:Er... hat mich gefragt wie ich mich fühle... in Bezug auf ihn...“ da stockte ihm wieder die Sprache.

Sirath verstand sofort und schüttelte den Kopf. "Er hat dich nicht an Gott verraten." sagte der Krieger ruhig. "Überleg doch mal, hätte er dich verraten, wärst du schon längst gefallen. Es stimmt, er hätte dich verraten sollen, wenn du ihm wirklich gesagt hast, was du fühlst. Aber...er konnte es scheinbar nicht. Weißt du...er mag dich. Vielleicht fühlt er so, wie du fühlst." Sirath sah in den Himmel. Er fragte sich, wie viel Michael Aska über die Hochzeit verraten hatte. "Jedenfalls...ist es jetzt sowieso zu spät, denke ich." Sirath beschloss, alles zu riskieren. Er musste verhindern, dass Michael den größten Fehler machte, den er machen könnte. Er hoffte, dass Askas Gefühle ernst gemeint waren. Waren diese Gefühle so etwas wie Zuneigung? Würde Aska Michael trotz seiner Trauer retten wollen?

Der sonst so freundliche und gutmütige Engel platzte plötzlich heraus und wurde laut. Nicht wegen Sirath. Wegen allem anderen „Ich weiß ja nicht mal was das für Gefühle sind!! Er hat gesagt er erklärt mir alles und dann hat er mir gestanden, dass es alles ein Test war, ein Auftrag von Gott! Mir ist klar dass er den erfüllen muss... es macht es nur trotzdem nicht besser.... Und wenn er mich nicht verraten hat warum dann das alles?? Sirath ich versteh überhaupt nichts mehr!“ er zitterte am ganzen Leib und atmete schwer. „Was... fühlst du denn irgendwas komisches für... wie hieß er.. Daniel?“
Wenn man ihm endlich mal Dinge erklären würde und ihm etwas Zeit gab zu verstehen was passiert war war Aska zu allem fähig.

Sirath blieb ruhig. Er sah zu Aska. "Michael wollte einfach wissen, ob seine Gefühle erwidert wurden." erklärte er ruhig. "Gott war ihm dabei egal. Natürlich, er ist ein Erzengel, er muss Gott gehorchen...eigentlich. Denn er hat es nicht getan. Er wollte es dir erklären, doch er war sich seiner Gefühle auch nicht sicher. Nicht, nachdem, was damals geschah!" Dann begann Sirath zu lächeln. "Was ich fühle? Nun ja...mein Herz rast, es ist, als hätte ich Fieber, in meinem Magen kribbelt es, als würden tausende Schmetterlinge herumfliegen...und ich bin mir ganz sicher, alles für ihn tun zu wollen. Ich fühle mich, als könne ich Bäume ausreißen, mich bringt ein einziges Lächeln von Daniel dazu, rot zu werden und zu glühen." Sirath seufzte leise. "Ich bin mir nicht sicher, ob es stimmt, doch was ich weiß, nennt man diese Gefühle Zuneigung."

Sirath brachte zumindest so viel Beherrschung auf um SIrath zu zu hören. Als er ihm erklärte wie er sich fühlte sanken seine Flügel noch mehr, endlich öffnete er sich wieder und hörte aufmerksam zu. Nun wurde er nervös und vor Aufregung schlug sein Herz nun auch schneller, aber diese Art kannte er schon. Er sah Sirath mit großen Augen an. "Und.... fühlst du dich auch... einfach.. geborgen wenn du bei ihm bist oder wenn er dich anfasst? Ich.... " er sah beschämt zu Boden " Ich mag seine Stimme und... wenn er mit meinen Haaren spielt und... wie er auf mich aufgepasst hat als ich auf seinem Schoß eingeschlafen bin.... und... " kurzes schweigen dann holte er wieder tief Luft. " ich glaub ich fühl so ähnlich wie du....aber warum? Das soll doch gar nicht sein? Und was ist mit Michael? Und was meinst du mit "was damals geschah" was ist denn damals passiert?" Jetzt wollte er alles wissen

Sirath lachte leise. "Ja, genau so fühlt sich Zuneigung an." Dann wurde der Krieger ernst. "Es gibt einige Ausnahmen. Klar, die meisten Engel fühlen nicht. Zumindest nicht in solcher Weise." Sirath zögerte nun. Dann nickte er. "Ich denke, du solltest wissen, warum Gott Gefühle wie Zuneigung und Liebe verbot." Er atmete tief durch, dann begann er zu erzählen;
"Es war schon lange her. Alles war gut. Soweit es gut sein konnte, denke ich. Michael war noch ziemlich jung und unerfahren- und zum ersten Mal verliebt. Ihr Name war Auriel." Er verzog das Gesicht, als er sich an sie erinnerte. Schnell fuhr er fort. "Jedenfalls...war sie in ihn auch verliebt- dachte jeder. Raphael sagt dir was? Er ist ein Heiler. Auriel hat Michael mit ihm betrogen. Das war das Ende ihrer sonst so guten Freundschaft. Michael war zutiefst enttäuscht und gekränkt. Als Gott ihn auf seinen Zustand ansprach, war Michael so wütend, dass er sich wünschte, nie wieder fühlen zu können. Und Gott...nun, er nahm ihn beim Wort. Doch es kam noch schlimmer. Der Herr war ebenso wütend wie Michael und er sorgte dafür, dass keiner der Engel jemals wieder so starke Gefühle entwickeln konnten. Bis auf einige Ausnahmen. Diese waren stark genug, um gegen Gott in dieser Hinsicht zu rebellieren. Als Gott dies herausfand, verstieß er diese Engel. Verstehst du jetzt? Irgendwas hast du in Michael frei gesetzt. Er kann wieder fühlen. Und aus dem Grund hat er Gott nichts von dir erzählt."

Aska hörte aufmerksam zu. Und er wurde wieder wütend. Auf Auriel. Wer auch immer das war. Er nickte und sah einen Moment ins Nichts. „Ich... verstehe..Aber wie kann Gott so grausam sein.... das ist nicht fair... „ er seufzte“ Ich versteh nicht wie ich diese Gefühle ausgelöst haben soll. Ich meine... Er ist der er ist, und ich... bin ihm doch gar nicht würdig wenn ich meinen Rang betrachte. Das ist doch ...alles Irrsinn..... ich... ich muss mit ihm reden... „ er nickte entschlossen, nun wieder etwas ruhiger und gewillt alles aus der Welt zu schaffen. Dann sah er zu Sirath und fiel ihm plötzlich um den Hals und drückte ihn fest „Danke“

Sirath ließ sich verwundert drücken. Dann lächelte er. "Kein Problem." Sirath machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung.

Michael saß auf seinem Sessel und rieb sich die Augen. Er wünschte, er könnte den ganzen Tag auslöschen. Sein Kopf dröhnte. Er hoffte, dass Sirath Aska beruhigt hatte. Er schloss die Augen und stöhnte entnervt. Warum hatte er damals nur so bescheuert reagiert. Hätte er doch niemals mit Gott darüber gesprochen. Er dachte an damals, an Raphael und Auriel. Verdammt, warum hatte es nur so unglaublich weh getan? Hätte er sich damals beherrscht und Gott nichts von Auriels Verrat an ihm erzählt, wäre dies alles nicht passiert.

Aska leiß ihn gehen und brauchte noch einen Moment um klar zu kommen, dann stand er auf und schwang sich in den Himmel und zu Michaels Zimmer. Kurz blieb er davor stehen, dann klopfte er an, er war nervös.

Daniel war derweil mit dem letzten Karton angekommen und sortierte die Sachen in den Keller möglöichst platzsparend. Dann nahm er sich etwas zu trinkenund ließ sich geschafft auf die Couch fallen "Puhh...... was n Tag..:"Er fragte sich wann Sirath wieder her kommen würde, wie gut es mit Aska lief und generell wie alles jetzt laufen würde. Es war alle kompliziert

Michael spürte, wie Aska näher kam. Er erhob sich und öffnete die Tür. "A-aska." murmelte er. "Willst du rein kommen?" Er war verunsichert, dann trat er beiseite. Michael wusste nicht, wie es nun weiter gehen sollte, und ob Aska ihm verzeihen würde.

Sirath kam gerade an. Er trat zu Daniel. "Alles okay?" fragte er und lächelte sanft. Sirath wusste nicht, wie er mit Daniel umgehen sollte. Er wollte nichts falsch machen. Der Krieger war sich sicher, dass er Daniel mochte. Doch was war mit ihm? Mochte er ihn auch? So, wie er ihn? Er lächelte immer noch. Vorsichtig trat er noch einen Schritt näher.