RE: Prince no more - 7

Torren schien von der Idee überhaupt nicht begeistert zu sein. Er hielt die Arme verschränkt und seufzte tief.
"Bitte... I-Ich kann nirgend's hin!", bettelte Escelion, völlig entgeistert und so ganz anders als man ihn sonst gewöhnt war. Geradezu demütig. "Bitte, ich kann arbeiten..."
Fast war es als könne man auf Torrens Gesicht ein kleines Lächeln erkennen, beinahe unmerklich.
"Du wirst keinen Lohn von unserem Sold erhalten. Du tust was wir dir sagen, wann wir es sagen. Du wirst deinen alten Namen nie wieder in den Mund nehmen, verstanden?"
Der Junge schluckte... Das war viel verlangt. Doch er nickte. Er musste nciht ewig bei ihnen bleiben. Nur lange genug, bis er was Besseres fand...

Der Söldner mit dem langen Haar sah fragend zu Torren, wartete ab, was er wohl sagen würde und lauschte dabei dem Jammern und Betteln des Ex-Prinzen. Es war als hätte Torren nur darauf gewartet, dass er so bettelte. Er blickte zu Laurel... Escelion war nicht mehr sein Name... und nickte. "Gut.." er seufzte und lies sich nach hinten sinken, trank sein Bier aus. "Dann müssen wir uns wohl neue Arbeit suchen.." stellte er trocken fest. Er musste wirklich sagen, dass es ihn störte, dass das nun geschehen war. So eine sichere Arbeit mit ausgesprochen guter Bezahlung hatten sie lange nicht gehabt.

Es... Laurel fühlte sich erniedrigt. Sich für diese beiden Clowns praktisch zum Sklaven zu erklären, das würde ihnen so passen! Bei erstbester Gelegenheit würde er sie sitzen lassen, sobald sie etwas besseres gefunden hatten. Sicher gab es irgendwo im Land noch einen Verbündeten, er ihn nicht fortjagen würde. Er musste ihn nur finden und die Sache war erledigt. Dann konnte er sein Leben im Exil, doch immerhin als Prinz verbringen. Solange musste er nur durchhalten und ein wenig Feuerholz für die beiden Mistkerle schleppen. So schlimm würde es schon nicht werden.

Zalaeth stand kurz darauf aus und stellte seinen leeren Krug auf dem Tisch ab. "Lasst uns von hier verschwinden. Ich denke wir finden Arbeit in einer der nächsten Städte.." vermutete er und sah kurz zu Torren. "Irgendein spezieller Wunsch?" er musste grinsen. Sie waren nie sehr wählerisch, wenn es um Arbeit ging. Doch manchmal gab es eben etwas auf das man mehr lust hatte als auf andere Arbeiten. Zum Beispiel hatte er wenig Lust irgendwo bei Bauarbeiten zu helfen.

Sie einigten sich darauf, erst einmal über die Grenze zu reisen und Nimaeria eine Weile hinter sich zu lassen. Während sie gingen, war Laurel sehr schweigsam. chließlich hatte er alles verloren. Doch wie Torren Zalaeth versicherte, würde der kleine Scheißer sich schon an sein neues Leben gewöhnen. Sie ließen das Dorf schnell hinter sich und Laurel bemerkte, dass sein Rucksack doch verdammt schwer wurde. Vermutlich hatten sie ihm das meiste von dem Gepäck aufgehalst, diese Schweine. Gott, wie er diese beiden Schwätzer hasste...

Zalaeth ritt voraus und gab den weg in ein kleines Dorf vor, dass einige Wegstunden entfernt lag. Er dachte darüber nach, welche Arbeit sie wohl als nächstes machen würden und ignorierte dabei Torrens nerviges Gepfeiffe, das er von sich gab, genauso wie die Stille des Ex-Prinzen, der sich gar nicht mehr zu Wort meldete. Dabei war er sich sicher gewesen, dass er sich über Schmerzen im Hintern beklagen würde. Der Schock über das Fallen seines Königreiches hatte ihm wohl einen ordentlichen Schock versetzt.
Der Söldner hielt kurz vor der Dorfgrenze an und deutete auf einen Bauernhof, wo zwei junge Kerle gerade schwere Arbeit verrichteten. "Vielleicht finden wir dort etwas Arbeit." schlug er deswegen vor und sah fragend zu Torren.

"Willst du mich auf den Arm nehmen?", fragte Torren missgelaunt. Er wollte den Prinzen wohl wirklich lieber ausliefern. "Wir sind keine Bauern oder Tagelöhner, sondern Söldner. Ich erschlage gern jede noch so finstere Bestie, aber Feldarbeit kann dein neuer Lustjunge erledigen."
"Hey! Nenn mich gefälligst nicht so!"
"Halt die Klappe, Kleiner." Der junge Krieger sah sich um. "Na schön, da wir sowieso keine Kohle haben, bleibt uns wohl nichts anderes übrig. Gehen wir hin und fragen. Aber das wird niemandem verraten, sonst werde ich wirklich wütend."

Zalaeth verdrehte die Augen, bei Torrens Gemecker. "Dann such uns was besseres. Auf dem Dorf... im niergendwo.." Die Dinge die sich Torren wünschte würden sie wohl kaum in dieser Gegend finden. Vielleicht in der nächsten größeren Stadt. oder wenn sie Glückhatten hegten diese Burschen Hass gegen irgendwen und würden sie für etwas anderes Beauftragen, doch bis dahin mussten sie sich mit dieser niederen Arbeit begnügen. Er ignorierte den Kommentar über Laurel, stimmte ihm aber im Grunde zu, vor allem, da er es kaum erwarten konnte, dass er ihn wieder so erleben konnte wie in der letzten Nacht.
Doch nun mussten sie sich ersteinmal um Geld und Nahrung kümmern. "Wir sollten außerdem das Kettenhemd des Burschen verkaufen. Es bringt sicher einiges ein." meinte er während sie weiter ritten. Unten am Hand stieg er von seinem Pferd und ging auf die Burschen zu, die misstrauisch zu ihnen aufblickten.

"Mein... Meine Sachen verkauft ihr nicht!", zischte Escelion sogleich. Es war eines der letzten Dinge, die ihm von seiner Familie geblieben waren! Dies und der Ring, den er an einer Kette um den Hals trug. Er würde nicht zulassen, dass diese beiden Bauern sein Eigentum verscherbelten, um sich Bier und Huren zu kaufen! Nur über seine Leiche.
Torren ignorierte seinen Protest gekonnt und trat auf die Burschen zu, die in der Sonne arbeiteten.
"Verzeiht, Freunde!", rief er, "Gibt es hier zufällig Arbeit und Obdach für drei Reisende, die vom Glück verlassen sind?", wollte er wissen, woraufhin die beiden irritierte Blicke tauschten.
"Der Meister ist dort drin", erklärte der Ältere der beiden missmutig. "Geht und fragt ihn!"

Und das hatten sie getan. Stunden später war Laurel immer noch damit beschäftigt, Wasser und Futter für das Vieh herbei zu schaffen. Seine Kleidung und Ausrüstung hatte er in der heißen Sonne beiseite gelegt und trug das Joch mit den beiden Wassereimern mit freiem Oberkörper über das Gelände und kippte sie in die Tröge aus. Dafür bekamen sie einen kleinen Tageslohn und konnten in der Scheune übernachten. Was für eine schweißtreibende Arbeit, absolut unwürdig für einen Prinzen wie ihn! Er war wütend. Wütend und... Hach verdammt, war das anstrengend!

Dass sie Arbeit bekamen war wirklich ihr Glück. Das einzige Essen, dass sie noch hatten war das Brot, das auch schon einige Tage alt war. Sie konnten ihre Sachen in die Scheune räumen und ihre Pferde versorgen, wenn sie dafür einige Arbeiten erledigten. Während der ehemalige Prinz die Schweine und anderen Tiere versorgen durfte, da er nichts weiter gelernt hatte, stand Zalaeth auf einer Leiter und besserte das Dach des Haupthauses aus. Er hatte früher einmal einen Handwerklichen Beruf gelernt, damals, als er noch ein 'normales' Leben geführt hatte. Es war ihm schnell langweilig geworden.
Während er da so stand, sah er zu Escelion hinab und verdrehte die Augen. Man sah ihm an, dass es ihm nicht gefiel. Er hatte das Gefühl, dass der junge Mann noch lange brauchen würde um sich an dieses Leben zu gewöhnen. Wenn er überhaupt solange bei ihnen bleiben würde.
Gegen Abend waren die Arbeiten soweit erledigt und die Sonne ging langsam unter. Sie saßen im Stroh. Zalaeth rieb sich über den steifen Nacken und versuchte die Muskeln etwas zu entspannen.

Torrel war scheinbar noch bei der Arbeit, denn von ihm fehlte jede Spur. Es war Laurel, der sich, nach wie vor nur in einer Hose bekleidet, zu Zalaeth setzte und dabei außer Atem wirkte.
"Gott, war das scheiße...", fluchte er kleinlaut. Hoffentlich konnten sie dieses dämliche Gehöft bald hinter sich lassen. Auch der gutaussehende Prinz massierte sich die Oberarme und roch missbilligend an sich. Beim nächsten Fluss musste er sich dringend säubern. Feldarbeit war einfach nichts für ihn. Es stank furchtbar und war anstrengend. Und viel Geld würden sie auch nicht bekommen...

Zalaeth sah zu Escelion nach oben und nickte nur leicht. "Nicht die angenehmste Arbeit." stimmte er zu und griff nach seiner Tasche. Er holte ein Leib Brot heraus und brach es in zwei Hälften. "Hier." er reichte ihm das Essen. "Wenn wir bessere Arbeit haben, haben wir hoffentlich auch bald besseres Essen..." er biss etwas frustriert in das Brot und sah dann wieder den jüngeren an. Es war irgendwie seltsam ohne Torren. So eine Zweisamkeit hatten sie bisher noch nicht gehabt. Und dass der Bursche sich überhaupt zu ihm setzte wunderte ihn etwas. Generell schien der Ex-Prinz die vergangene Nacht getrost zu ignorieren. "Hast du irgendwelche Fähigkeiten?" wollte er schließlich wissen und sah ihn an. "Hast du irgendwas gelernt, das du einsetzen könntest, damit wir Geld verdienen?" natürlich war körperliche Arbeit immer möglich. Doch es wäre gut zu wissen, ob er noch etwas anderes konnte.

"Fähigkeiten?", fragte Laurel, der sich an die vergangene Nacht einfach nicht mehr im Detail erinnerte. Und es vielleicht aufgrund der schlechten Neuigkeiten am Tag nicht mehr wollte. "Ich habe Unterricht im Fechten erhalten, ebenso wie in Schrift und Philosophie, in Mathematik und in Völkerkunde, und zwar von den größten Köpfen des Reiches! Damit bin ich weitaus fähiger als die meisten Menschen, denen ihr in eurem ganzen Leben schon begegnet sein dürftet!", beharrte der Junge, der sich offenbar nicht im Klaren war, welche Fähigkeiten erfragt worden waren. Naja... Zur Not konnte man ihn immer noch in ein Bordell schicken. Mit seinem Körper mochte er durchaus Einkommen erzielen.

Zalaeth seufzte und legte das Brot einfach auf den Boden, als Laurel es nicht nahm. Der junge Mann wollte lieber mit seiner erstklassigen Ausbildung prahlen. "Na, dass mit deiner Schwertkunst nicht viel anzufangen ist, haben wir ja schon festgestellt." Er hatte ihn das letzte mal ja recht schnell entwaffnet und trug das Schwert auch immernoch bei sich, dass er ihm vor wenigen Tagen abgenommen hatte. "Also viel Wissen, aber kein Handwerkliches Können." stellte er fest und zog die Brauen zusammen. "Du bist also im großen und ganzen keine große Hilfe, bei richten Aufträgen." er glaubte kaum, dass er Torren davon überzeugen konnte Laurel mitzuschleppen, wenn er nichts weiter konnte als lesen schreiben und rechnen. "Vielleicht solltest du dir wirklich eine Ausbildungsstelle suchen. Jemand der dir schmieden oder Zimmern beibringt." er war wirklich zu gutmütig, gab ihm tipps, wie er überleben konnte und war sich im klaren, dass er es wohl kaum annehmen würde.

"Es gibt immer noch Leute, die meinem Vater gegenüber loyal sind", beharrte der Prinz bockig. "Ich muss sie nur finden."
Oh, wie gern er die beiden losgeworden wäre. Doch leider waren sie gerade seine einzige Option. Er konnte sich seine Abneigung nicht einmal erklären. IHr respektloses Verhalten sicherlich. Oder aber, weil sie schlicht da waren und die einzigen, die seinem Zorn und seinem Schmerz als Ventil dienen konnten.