RE: ~attraction~ - 18

Ich kramte eine Zigerette aus meiner Tasche und steckte sie mir gerade an als sein Gesicht vor mir auftauchte.
"Sie ist es nicht auf die ich wütend bin. Sondern auf DICH. Woher hat sie denn ihr Bild von ihm, wenn nicht von einer tratschenden kleinen Fummeltrine wie dir?!", fauchte ich ihm wütend entgegen.
"Und mir geht das auf den Zeiger...", sagte ich und drehte mich zu ihm um.
"Es reicht schon, dass ich ihm nie gesagt habe das ich auch auf Schwänze stehe. Ich hab ihn nicht mal richtig belogen nur ein Detail weggelassen.", knurrte ich und zog an der Zigarette und warf sie dann achtlos weg.
"Aber das hier... es stört mich gar nicht dich zu ficken. Ist wie deine Chefin gesagt hat, du bist alt genug es ist deine Entscheidung. Und eure scheiß Beziehung interessiert mich nicht.", knurrte ich und trat dicht an ihn heran und baute mich neben ihm auf.
"Es ist mir auch scheiß egal was du hinter seinem Rücken treibst. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich seinen Teil auch dabei denkt und ich versichere dir, dass er auch wenn er hübsch lächelt und sagt dass es okay für ihn ist, sich nichts sehnlicher wünscht als dass du deinen kleinen verwöhnten Arsch bei ihm behälst und nicht an jedem Schwanz reibst den du auf der Tanzfläche finden kannst. Weil er eben so ist wie er ist. Aber es ist Sam, er war noch nie aufrichtig zu sich selbst ohne einen kleinen Schubs. Alles zum Wohle anderer nichts für sich selbst. Der Heilige!", schnaubte ich.
"...aber du... ", ich schüttelte den Kopf und piekte meinen Finger gegen seine Brust.
"Hast das was er dir gibt und gehst trotzdem noch deine Äuglein ausweinen.", und ich nickte zur Betonung nach oben in Richtung Wohnung, damit er wusste wen ich meinte.
"Weißt du, wäre Sam nicht mein bester Freund und du ein wenig mehr Rückgrat hätte ich da fast ein Fünkchen Bewunderung für übrig, wie gut du jede vernünftige Beziehung mit Füßen trittst und ein wandelnder Beweis meiner Ansichten bist.", sagte ich mit einem freudlosen Lächeln.
"Leo trainiert dich das nächste mal. Ich verzichte, ich hätte es dir gar nicht erst anbieten sollen. Behalt dein Geld... ich will's nicht."
Damit wandte ich mich von ihm ab und starrte kurz auf meine Hände, dann fiel mir ein dass ich die Kippe wütend weggeworfen hatte und angelte nach einer neuen. Allerdings war es wirklich arsch kalt und meine Finger zitterten und das nicht nur vor kälte und ich lies die Schachtel fallen. Und natürlich landete sie zu meinem Glück auch noch in einer Pfütze. Ich verdrehte die Augen.
"Na klasse...", maulte ich vor mich hin.
"So eine Scheiße!", fluchte ich und mich überkam ein heftiger Niesanfall.

Ethan

Was fiel ihm eigentlich ein? Wie lange kannte dieser Kerl mich? Ein paar Wochen? Tate hatte keine Ahnung. Von rein gar nichts und dennoch machte er seinen Mund auf und fauchte mir so einen Dreck ins Gesicht. Ich krallte meine Hände in den Pullover und sah ihm hinterher. Genug Karma hatte das Schicksal wohl für ihn übrig, denn seine Kippen fielen in die dreckige Pfütze vor seinen Füßen.
"Fick dich!! Son Scheiß muss ich mir von dir echt nicht geben! Du kennst mich ja noch nicht einmal richtig, hast ein oberflächiges Bild von mir, aber wie es wirklich in mir aussieht, dass hat dich nicht interessiert. Warum auch, geht ja schließlich nur um meinen Arsch! Und ich kann nichts dafür, wenn du nicht Manns genug bist, Samuel zu sagen, dass du eigentlich Schwul bist und keine prüde Hete! Samuel steht nicht mehr auf dich, kapier das! Der Zug ist ewig abgefahren, die Zeit des Studiums ist vorbei. Aber ist dein Ding! Belüge ihn ruhig weiter! Was rede ich eigentlich noch mit dir... Kannst mich mal!!" schrie ich und biss mir hart auf meine Zähne. Ein Zittern schüttelte meinen Körper heftigst.
"Ich brauch deinen Scheiß Turnhalle nicht! Ich verzichte!!" fauchte ich, bevor ich endlich zurück zum Eingang lief und die Klingel betätigte und nicht davon abließ, bis endlich der Summer ertönte. Ich kämpfte mich die Treppen hoch, drängte mich an Eli vorbei und stürmte auf das Schlafzimmer zu, zog mich aus und warf die Sachen in den Wäschekorb und tapste dann ins Bad, um mir ein heißes Bad einlaufen zu lassen.
Eli klopfte gegen die Tür und erkundigte sich nach meinem Gefühlszustand. Ich krallte mich an den Rand der Wanne und biss mir auf die Unterlippe. Ich stieg ins heiße Wasser, tropfte etwas von dem Öl ins Wasser und tauchte unter. Auf Elis Fragen antwortete ich nicht. Ich brauchte einfach einen Moment für mich.
Eli ließ irgendwann nach und verschwand von der Tür, vielleicht sogar aus der Wohnung. Es tat mir Leid, aber ich konnte einfach nicht anders. Als ich wieder auftauchte, fuhr ich mir durchs Haar und hätte mich Ohrfeigen können, meine Scheiß Haare braun gefärbt zu haben. Ja, ich hatte es ein Stückchen auch für Tate getan, weil er es immer wieder betont hatte, dass es besser zu mir passen würde, jetzt jedoch könnte ich mir in den Arsch beißen, dass ich es getan hatte. Wütend fuhr ich zwischen meine Beine und säuberte mein gedehntes Loch, wusch jedes Stück DNA von Tate aus mir raus.
Ich weiß nicht, wie lange ich in der Wanne schon steckte, doch meine Fingerkuppen wurden runzelig. Ich stand auf, stieg aus der Wanne und schnappte mir meinen Bademantel und hüllte mich in das Stück Stoff ein. Das Wasser entließ ich aus der Wanne, öffnete die Tür und schlich ins Schlafzimmer, legte mich ins Bett und zog die Decke über meinen Kopf. Vom Nachttisch nahm ich die schmale, kleine schwarze Fernbedienung in die Hand und schaltete die Anlage ein. Leise lauschte ich der Musik und versuchte an nichts zu denken. Nicht an Tate, nicht an Sam und schon gar nicht an William, der mir in letzter Zeit ständig im Traum begegnete.

Wütend trat ich nach der Zigarettenschachtel und pfefferte sie damit ein Stück weit die Straße hinunter, wofür ich einen missbilligenden Blick von irgendeiner alten Dame kassierte, die gerade an mir vorbei ging.
"Glotzen Sie gefälligst wen anders an.", schnauzte ich sie an und steckte missmutig meine Hände in meine Manteltaschen.
Schon fast an der U-Bahn fiel es mir dann auf.
Mein verfluchtes Smartphone war noch in der Tasche der Jogginghose. Und die lag wo? Richtig im Schlafzimmer in Ethans und Samuels Wohnung.
"Ach verfickte Scheiße...", maulte ich lautstark und der Bobby der gerade an mir vorbei ging musterte mich prüfend, ob ich auch ja nicht betrunken war oder aggressiv genug um hier irgendwas zu demolieren.
Ich raufte mir kurz die Haare und marschierte fast im Stechschritt zurück dorthin, wo ich eigentlich keinen Fuß mehr reinsetzen wollte.
Nichtmal wenn Sam mich darum bitten würde.

Aber ich hatte auch noch den Notfallschlüssel von Sam in der Tasche, den hätte ich so oder so zurückbringen müssen. Nur eigentlich sah mein Plan nicht vor das jetzt zu machen, wenn ich aber sowieso schon auf dem Weg war, konnte ich ihn auch gleich da lassen.
Wieso regte mich dieser kleine blöde Arsch eigentlich so auf? Was war so anders an dem was ich tat? Nur weil er es Sam antat und weil er ihm vorgaukelte etwas haben zu können, was er nie ganz haben würde?
Knurrig vor mich hin murmelnd ging ich die Treppen zur Wohnung wieder hoch und kramte nach dem Schlüssel. Vielleicht sollte ich auch lieber klingeln. Ach was, gab ja nichts was ich nicht schon gesehen hatte.
Ich würde nur reingehen und mein Telefon holen, den Schlüssel da lassen und mich wieder verziehen. Genau das würde ich tun, nichts sonst.

Ethan

Wieso tauchte er immer wieder in meinen Träumen auf? So lange ist der Scheiß schon her und jetzt kommt dieser Wicher wieder und quält mich in meinen Träumen mit seiner liebevollen Art, bis es dann ausartet. Ich konnte den Mist nicht noch einmal durchleben. So oft hat er mich gejagt, als ich meine Augen geschlossen hatte und jetzt, wo ich Samuel habe, zwar alles irgendwie nicht mehr so funktioniert, funkt mir nun auch noch er dazwischen.
Ein wimmern entfloh über meine Lippen und die ersten Tränen kullerten über meine Wangen. Ich konnte es einfach nicht verhindern. In krallte mich in die Bettdecke, zog sie vor meine Brust und rollte mich zusammen. Ein Beben nach dem anderen ließ meinen Körper schütteln. Ich hatte Angst, ... Angst einzuschlafen und ihn wieder vor meinen Augen zu sehen, seine Gewalt zu spüren. Nein! Ich konnte das nicht noch einmal durchleiden. Dieser Schmerz, er hatte sich so präsent in mein Gehirn gebrannt. Die schlimmsten Wochen meines jungen Lebens. Ich konnte nicht zulassen, dass mich dieses Arschloch und seine Taten so bestimmten. Es war ein Teil meiner Geschichte, den ich verbannt hatte. Raus gerissen, als ob es nie passiert wäre. Genau!
Ich schluckte, wischte meine Tränen fort und richtete mich schwerfällig aus, bis mein Blick den von Tate traf. Ich sah ihn mit verheulten Augen an, mit zitternder Unterlippe und mit aufklaffenden Bademantel.
"Was machst du hier?" hauchte ich. Meine Stimme hörte sich immer noch so schrecklich rau und zugleich heiser an. Wahrscheinlich hatte mir dieser kleine Ausflug an die nasse, kalte frische Luft nicht gut getan, schon gar nicht Barfuß. Ich schluckte, merkte wie trocken mein Hals war und bekam einen heftigen Hustenanfall. Ich hielt meinen Arm vor den Mund und versuchte mich zu beruhigen. Als ich den Husten halbwegs im Griff hatte, blickte ich wieder auf und verstand immer noch nicht, was er hier wollte.
Erst hatte er mir diese ganzen fiesen Sachen an den Kopf geworfen und nun ... als ob er sich entschuldigen würde. Für ihn war ich doch nur eine billige Homobitch. Solche Kerle wie mich gab es in jedem Club. Vielleicht nicht so willig wie ich, so talentiert und leidenschaftlich, aber dennoch war ich ersetzbar. Uns verband nichts als geilen Sex. Es ging ihm nie um meinetwillen.

Es war still in der Wohnung, Eli war offensichtlich gegangen und Ethan konnte ich weder im Wohnzimmer noch in der Küche entdecken. Ich hoffte noch, dass er im Bad war und nicht mitbekommen würde, dass ich nochmal hier her zurückgekommen war. Allerdings hielt ich in der Tür vom Schlafzimmer inne.
Mein Blick fiel auf das Bündel auf dem Bett.
Er weinte und kurz machte ich mir Gedanken darüber, ob ich vorhin nicht vielleicht ein wenig zu grob mit ihm umgesprungen war.
Ich konnte mich nicht rühren bis er sich aufrichtete und mich ansah.
Das war noch schlimmer, als ihn als Knäul des Elends auf dem Bett zu sehen. Seine von Tränen schimmernden Augen starrten mich ungläubig an, als wäre ich eine Halluzination und seine Stimme klang leise und belegt.
"Ich... hab...ehm...", nuschelte ich bevor ich mich einigermaßen wieder fing.
"Mein Telefon...", gab ich dann zu. "Ich hab mein Telefon vergessen...", sagte ich und deutete auf die Jogginghose die noch in der Ecke lag und griff danach und zog mein Smartphone aus der Tasche und hielt es kurz hoch.
Ich versuchte zu vermeiden ihn weiter an zu sehen. Was schwer fiel. Es war ein bisschen, wie einer dieser ausgesetzten Welpen in einem Karton in der U-Bahn. Man konnte einfach nicht wegsehen.
Kurz holte ich Luft wollte eigentlich etwas sagen, presste stattdessen aber nur meine Lippen kurz zusammen und ging langsam wieder zur Tür.
Allerdings trat ich nicht über die Schwelle aus dem Schlafzimmer hinaus. Ich zögerte. Das war absolut albern, ich würde mich jetzt nicht bei ihm entschuldigen...
Trotzdem konnte ich meine Beine nicht dazu bewegen noch einen weiteren Schritt zu machen.
Sein Husten ging mir durch Mark und Bein und klang so jämmerlich und erbärmlich dass ich kurz die Augen schloss.
"...fuck...", zischte ich kaum verständlich zwischen den Zähnen hindurch und schob mein Telefon in meine Manteltasche, bevor ich mich umdrehte und mit ein paar langen Schritten bei ihm am bett war.
Ein klein bisschen grob zog ich seinen Bademantel zu.
"Wirklich bist schon krank und hockst halb nackt hier rum.", sagte ich etwas vorwurfsvoll und mir fielen dann auch noch seine nassen Haare auf und ich seufzte und ging ein Handtuch holen das ich ihm über den Kopf warf.

Ethan

Was hielt ihn davon ab, dass er nicht über die Schwelle trat und erneut die Tür hinter sich zuknallte? Er hatte mir doch klipp und klar gesagt, dass es vorbei war und was er von mir hielt. Und dennoch war er wieder hier, eigentlich wegen seinem Smartphone und weniger wegen mir oder meinem Zustand. Trotzdem musste doch irgendwas in seinem Herz sein, was ihn nicht dazu veranlassen konnte, mich alleine zu lassen, auch wenn meine Tränen nichts mit ihm zutun hatten. Ich ließ es zu, dass er mich wieder richtig anzog und mein Haar trocknete. Während er dies ausübte, schob ich seine Hände von mir und sah ihn einfach an.
"Was soll das?" fragte ich und rutschte zur Bettkante, knotete meinen Bademantel enger um meine Taille und rubbelte meine Haare selbstständig trocken. Ich schätze seine Sorge, doch das war mir gerade alles viel zu viel. Ich kam einfach nicht mehr mit.
"Du musst dich nicht verpflichtet fühlen... ich hab nicht wegen dir geweint. Tut mir Leid, wenn es mir schwer fällt zu glauben, dass du so Selbstlos bist und das einfach so machst." gestand ich ehrlich und legte das Handtuch aufs Bett und seufzte gequält auf, fuhr mir über meine Augen und massierte meine Schläfen. Durch das weinen hatte ich heftige Kopfschmerzen, die nur noch schlimmer geworden waren, durch diesen Hustenanfall. Ich erhob mich von der Kante und schlürfte aus dem Schlafzimmer in die Küche und machte mir einen Zitronen Ingwer Tee. Dazu einen Löffel Honig. Meine Stimme nervte mich und ich wollte schließlich demnächst wieder einwandfrei singen können. In der Ecke, zwischen Kochfeld und Spüle, lagen die Medikamente gegen die Erkältung, die ich total vernachlässigt hatte. Ich drückte eine Tablette heraus und legte diese auf meine Zunge, nahm ein Glas und ließ kühles Leitungswasser hinein laufen und spülte damit die Tablette runter. Ich schloss die Augen, hielt mich an der Arbeitsplatte fest und schniefte. Mir war arsch kalt und wahrscheinlich hatte ich auch wieder Fieber.
Als der Tee fertig war, ging ich zurück ins Schlafzimmer und blieb in der Tür stehen.
"Du bist ja immer noch hier..." stellte ich überrascht fest.

Natürlich, lehnte er meine Hilfe ab. Wieso auch nicht. Ich hatte ihn zusammen geschissen, für etwas, dass ich nicht mal selbst ganz verstand.
Bevor ich etwas sagen konnte verschwand er aus dem Schlafzimmer und ließ mich einfach stehen wo ich in Gedanken versunken auch einfach stehen blieb.
Ich hatte gemeint was ich gesagt hatte. Ich hätte es nicht so fies ausdrücken müssen, aber es hatte mich einfach unglaublich aufgeregt, wie diese Person Sam auf alles herunter reduzierte.
Oder war es eigentlich was anderes? Dass ich nur einen Grund gesucht hatte um zu gehen?
Aber wieso konnte ich es jetzt nicht, einfach wieder zur Tür hinausspazieren, das alles vergessen und weiter machen wie bisher.
Ich sah auf als er wieder in der Tür stand.
"Ja... offensichtlich.", sagte ich leise und bestätigte damit seine überflüssige Feststellung.
"Das ist schon das zweite mal...", sagte ich und deutete auf sein Gesicht, dem immer noch deutlich an zu sehen war, dass er geweint hatte.
"Aber das geht mich nichts an richtig? Immerhin bin ich nur der Arsch der dich davor bewahrt hat dir dein Genick zu brechen und dich nach Hause gebracht hat.", sagte ich sarkastisch und selbstironisch.
Ich leckte mir kurz die Lippen und strich mir dann seufzend über das Gesicht.
"Ich sollte gehen.", sagte ich, rührte mich aber erneut nicht von der Stelle.
Was war denn los? Worauf zum Teufel wartete ich eigentlich?

Ethan

"Ja, was du jedenfalls davon mitbekommen hast." bestätigte ich und seufzte. Ich schloss meine Augen und unterdrückte die Bilder. Sie kamen einfach, jedes Mal wenn ich seinen Namen in den Mund nahm.
"William, mein Ex beschert mir diese Tränen." sagte ich und atmete tief ein und aus. Ich lief wieder zum Bett, stellte die Tasse auf den Nachttisch ab und schaltete die Anlage aus. Ich wollte nicht über diese schlimmen Ereignisse sprechen. Wollte es nicht noch einmal durchleben. Damit musste Tate sich einfach zufrieden geben. Ich konnte es einfach nicht in Worte fassen. Soweit war ich einfach noch nicht, obwohl über 10 Jahre vergangen waren. Fuck! 10 Jahre und der Scheiß beschäftigt mich noch immer.
"Ich kann nicht darüber reden. Sam weiß nichts, Eli auch nicht oder sonst jemand. Dieser Mann, er hat mein Leben zerstört, mich von meiner Familie getrennt und gebrochen zurückgelassen. Es war schwer, sich neu zu erfinden. Das Resultat siehst du vor dir." erklärte ich ihm, ohne ins Detail zu gehen. Vielleicht konnte er sich auch einfach was zusammen dichten. Mir war alles Recht, solange ich nicht darüber reden musste.
"In meinen Träumen quält er mich mit seiner liebevollen Art. Ich... kann ... ich hab Angst meine Augen zu schließen und ihn wieder vor mir zu sehen." gestand ich und drehte mich zu Tate um und schaute ihm ins Gesicht. Tränen sammelten sich erneut in meinen Augen. Fuck! Einfach Scheiße! Ich wischte mir über meine Augen, schüttelte den Kopf und zwang mich nicht wieder zu weinen. Als ich den Arm runter nahm, legte ich meinen Kopf in den Nacken, blinzelte öfters hintereinander und atmete ruhig und gleichmäßig. Der Drang zu weinen nahm ab und den Rest der Tränen konnte ich wegwischen.
"Tate, ich... kannst du nicht solange bleiben, bis ich eingeschlafen bin. Bitte!" bat ich und sah ihn fehlend an.

Während er sprach sah ich ihn einfach nur an. Dann streckte ich meine Hand aus, ganz automatisch. Meine Finger glitten über seine Wange und ich legte den Daumen auf seine Lippen bevor er mich nochmal bitten konnte.
"Ich bin nicht gut für dich... das werd' ich nie sein.", sagte ich leise und ruhig.
Ich hatte meine Stimme gesenkt lies sie besänftigend und beruhigend klingen soweit es mir möglich war.
"Aber ich kann das für dich tragen was du denen die du liebst nicht zumuten willst... ", selbst für mich klangen diese Worte aus meinem Mund ein wenig befremdlich.
Dennoch verstand ich wohl besser als sonst jemand, was es bedeutete etwas weg zu schließen. Weshalb ich ihn nicht mitleidig ansah, oder bedrückt oder bedauernd.
Was ich empfand war pures Verständnis, dabei war es vollkommen egal, was dazu ursprünglich geführt hatte, was ihn so in Tränen ausbrechen ließ oder ihm diese Träume bescherte.
"Dafür musst du nicht reden...", hauchte ich und trat einen Schritt näher.
"Geh dein Gesicht waschen... ich bleib hier.", sagte ich und schob ihn leicht in Richtung Tür.

Ethan

Seine Hand und seine Finger auf meinem Gesicht ließen meine Haut verführerisch prickeln, obwohl ich keine Lust empfand. Mir war überhaupt nicht nach Sex zumute und dennoch, ... reagierte etwas in mir auf Tate, auf seine Worte. Ich schluckte hart, tat was er von mir verlangte und ging zur Tür. Bevor ich jedoch im Badezimmer verschwand, hielt ich an der Tür an, drehte mich zu ihm um und sah ihn an.
"Wieso lässt du mich nicht entscheiden, wer mir gut tut und wer nicht?" fragte ich und biss mir auf meine Unterlippe.
"Vielleicht habe ich aber auch nichts anderes verdient." hauchte ich, bevor ich verschwand und im Badezimmer, vor dem großen Spiegel, zu Atem kam. Ich fuhr mir mit zittrigen Fingern durch mein braunes Haar und blickte dann in mein Spiegelbild. Unbewusst glitt ich über die Wange, die Tate berührt hatte und hielt an meinen Lippen an, die er mit seinem Daumen gestoppt hatte. In mir zersplittete etwas. Erkenntnis. Mit großen, geweiteten Augen sah ich, was sich so langsam und gefährlich in mein Herz geschlichen hatte und nun anfing zu sprießen. Ich empfand etwas für Tate. Erst dachte ich, dass es dieser Sexuelle Nervenkitzel war, doch es ist jetzt viel mehr. Etwas viel tieferes, was ich nur für Samuel fühlen sollte. Ich nahm meine Hand von meinem Gesicht, öffnete den Hahn und drehte das Wasser auf kalt. Ich spritzte mir 3 Ladungen Wasser ins Gesicht, blickte auf und biss mir auf die Unterlippe, sah mein Spiegelbild gequält an und es sah mich genauso zurück an.
"So eine Scheiße!" jammerte ich, sank langsam zu Boden und legte meine Stirn an das kühle Marmor. Ich schloss meine Augen, spürte die Erschöpfung und die Müdigkeit. Es war so viel auf einmal passiert. Mein Körper schrie förmlich nach Erholung, die ich mir nur bei Tate holen konnte. Ich wollte schlafen, wollte nur schlafen und an nichts denken. Nicht über diese Gefühle, über William oder was ich Samuel antat.
Ich richtete mich wieder auf, trocknete mein Gesicht ab und lief zurück ins Schlafzimmer, kramte aus dem Schrank eine dunkelblaue Satin Schlafhose und dazu einen weißen Wollpullover. Ich löste den Knoten vor dem Bademantel und ließ diesen ohne Hemmungen fallen. Ich stieg in die Schlafhose und zog danach den Pullover über meinen Oberkörper. Ich tapste zurück ans Bett, nahm die Teetasse zur Hand und trank den Tee in mehreren Zügen aus. Tate lag schon im Bett und hatte meinen Schlafplatz für mich hergerichtet. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, kroch ich ins Bett, legte mich neben Tate und deckte mich zu. Die Stimmung war ein wenig gehemmt. Nicht so locker wie zuvor, aber warum? Ich schloss die Augen, drehte mich auf die Seite, legte meine Hände auf seine Brust und schmiegte mich an ihn. Ich brauchte einfach seine Nähe, seine Wärme und seinen Geruch.
"Danke~, dass du zurückgekommen bist" hauchte ich gegen seine Brust und ließ mich darauf ein. Sanft driftete ich recht schnell in den Schlaf über.

'Weil ich entscheide für wen ich gut bin und für wen nicht...', dachte ich meine Antwort, sagte aber kein Wort sondern blickte auf den nun leeren Türrahmen.
Lang atmete ich aus und rieb mir die Augen. Kurz schüttelte ich den Kopf und zog meinen Mantel aus. Für ein paar Sekunden hatte ich sogar mit dem Gedanken gespielt einfach zu gehen. Doch da ich das vorher schon nicht konnte, ging es auch jetzt nicht.
Ich legte meine Kleidung erneut ab zum, was weiß ich wie vielten mal an diesem Tag und legte mich ins Bett. Geduldig wartete ich auf Ethan und hob die Decke leicht an als er wieder aus dem Bad kam.
Ließ ihn sich ankuscheln und sagte einfach nichts. Ausnahmsweise hielt ich mein großes Mundwerk und strich ihm nur kurz durch das braune Haar.
Irgendwann schlief auch ich ein.

Als ich schließlich wieder wach wurde fand ich mich erneut in einem fremden Bett wieder allerdings hatte ich noch immer jemanden im Arm. Schon wieder. Innerlich seufzte ich auf. Unfassbar, wie dieser Lockenkopf alles auf den Kopf stellte wofür ich einstand und das schon fast mein halbes Leben lang.
Leicht neigte ich den Kopf und betrachtete ihn eine Weile.

Ethan

Ich fand mich auf dem Laufsteg wieder und präsentierte die neuste Kollektion von bekannten Marken wie Armani, Gucci oder Calvin Klein. Die Mode war zur Jahreszeit und den aktuellen Modetrends angepasst. Für den Winter trug ich Pullover, Hosen und lange Mäntel, präsentierte die Mode, wie es die Designer wollten und doch mit meiner individuellen Art. Jedes Mal, wenn ich den hinteren Raum verließ, den Vorhang zur Seite schob und den langen Laufsteg betrat, suchte ich nach IHM. Keine Ahnung, wer ER war, doch ich suchte vergeblich nach einem Gesicht. Ein Platz in der ersten Reihe war jedoch leer, frei für die Person, die mich eigentlich zu diesen Events begleiten sollte. Ich verschwand zum letzten Mal hinter den Vorhang, zog mich blitzschnell um und zeigte das letzte Outfit des Designers. Das Herzstück der Kollektion und ich durfte es präsentieren. Stolz ließ ich alles hinter mir und stolzierte über den Catwalk, setzte eine Maske auf, nur um meine Enttäuschung und die Traurigkeit zu verbergen. Doch jetzt war der Platz nicht mehr leer. Dort saß jemand. Jemand, der mir bekannt vorkam. Ich riskierte einen Blick höher und meine Maske fiel regelrecht in sich zusammen. Meine Gesichtszüge wurden weicher, meine Augen fokussierten diesen Mann. TATE. Er war hier, sah mir zu, begleitete mich mit seinem Blick. Er stand mir bei meinem Erfolg bei und .... mein Herz klopfte so laut, dass ich gar nicht gemerkt hatte, dass die Show vorbei war, dass gesamte Publikum stand und applaudierte. Ich hatte einfach die ganze Zeit nur Augen für Tate gehabt. Für den Mann, der den leeren Platz eingenommen hatte.

Als ich meine Augen öffnete, blickte ich auf eine nackte Brust. Ich war nichts anderes gewohnt, doch diese Brust sah ich nun schon häufiger als die meines eigentlichen Freundes. Ich glitt mit einer Hand über die warme Haut und legte meine Hand auf seinen Rücken, krallte mich an ihn fest. Ich drängte ein Bein zwischen seine, positionierte meinen Kopf mehr auf seinen Oberarm und schloss erneut meine Augen. Ich wollte nichts sagen, dennoch hatte ich keine Ahnung wie spät es eigentlich gerade war. War es noch Nacht, schon der nächste Morgen oder hatte ich gar nicht viel geschlafen und es war immer noch der selbe Tag?
Egal, ich wollte nicht das er dieses Bett verließ, somit mich verließ und mir diese Nähe und Wärme raubte. Erneut driftete ich in den Schlaf über, träumte von nichts und niemanden. Ich schlief und erholte mich langsam von der Erkältung, von den Qualen und meiner Angst.

Ich grinste ein wenig als er sich regte und auch gleich wieder einschlief. Allerdings zuckte ich leicht zusammen, als er sein Bein zwischen meine schob.
Mir selbst gegenüber verdrehte ich kurz leicht entnervt die Augen. Abgesehen von meiner leichten Morgenlatte war das die Berührung die mir gerade noch gefehlt hatte.
Ich wollte gar nicht an Sex denken, doch es passierte automatisch.
Allerdings ließ ich ihn schlafen, er schien es wirklich zu brauchen. Und ich hatte gestern wirklich ein paar Aussagen getroffen, die nicht besonders feinfühlig gewesen waren.
Nicht dass ich das je gewesen wäre oder es ernsthaft bereute um seinetwillen. Ich betrachtete sein schlafendes Gesicht. Er hatte wieder ein wenig mehr Farbe im Gegensatz zu gestern doch man sah ihm immer noch leicht an, dass er geweint hatte.
Erneut fuhr ich mit den Fingern durch das braune Haar. Es stand ihm wirklich wesentlich besser. Ich lächelte etwas.

Ethan

Irgendwann konnte ich nicht mehr schlafen und ich öffnete meine Augen zum zweiten Mal und blickte hoch in das Gesicht von Tate. Kein Sam, kein William, es war Tate. Ich lächelte ihn an, rieb mit meiner Hand, die auf meiner Brust lag, über die Augen und hielt die Hand vor dem Mund, als ich herzhaft gähnte.
"Guten Morgen?" fragte ich nach und wollte wirklich nicht aus dem warmen Kokon, der aus seinen Händen, seiner Wärme und seinem Körper bestand. Mein Körper hatte sich schon so lange nicht mehr so erholt angefühlt. Noch nicht einmal, wenn ich richtig guten Sex hatte. Sex, mit sowas verband ich Tate, schließlich war das unsere Hauptverbindung gewesen. Doch jetzt? Er hatte es beendet. Diese einzige Verbindung, die mir gab, was mir einfach fehlte. Was nun? Was bestand da jetzt zwischen uns? So viele Fragen und ich hatte keine Ahnung. Einfach viel zu früh dafür.
"Ich könnte einen Kaffee vertragen, du auch?" gestand ich und zog meine Hand von seinem Rücken zurück und legte sie auf seine Brust, drückte mich sacht von ihn ab und windete mich nun doch aus dem warmen Kokon. Mein Pullover war hoch gerutscht und legte meinen Bauch sowie meine Brust frei. Meine Schlafhose hatte auch das Weite gesucht und hing regelrecht auf meinen Hüftknochen.
"Du hast dir ein ordentliches Frühstück verdient." sagte ich und klopfte ihm auf den Oberarm." ich rutschte aus dem Bett und bereute es im ersten Moment, da es so kalt wurde und die Wärme aus dem Bett so schnell gewichen war.
"Halt mir den Platz warm." bat ich und huschte aus dem Schlafzimmer und lief in die Küche, wo ich anfing schnell ein Frühstück auf die Beine zu stellen und dazu Kaffee und eine Tasse Tee. Ich platzierte alles auf ein großes Tablett und trug alles hinüber. Wahrscheinlich hatte es ein wenig gedauert, doch da mussten wir beide durch.
Ich ließ mich wieder neben ihn fallen, als das Tablett stand und breitete die ganze Palette an Lebensmitteln aus. Geschnittene Äpfel, belegte Brote, ein bisschen Rührei, Kaffee, meinen Tee mit Honig und gesundes Müsli. Da stand Bio drauf, mit so wenig Zusatzstoffen wie es nur ging. Trocken schmeckte es gar nicht mal so schlecht.
"Bedien dich." sagte ich und nippte währenddessen an meinem Tee.
Natürlich hätte ich ihm auch auf eine andere Art danken können, aber dafür war ich komischerweise nicht in Stimmung, obwohl ich Sex am Morgen liebte.

"Guten Morgen....", antwortete ich mit noch recht rauer Morgenstimme.
Und schon flüchtete er. Oder fand eher recht schnell einen Grund das Bett zu verlassen. Die Stimmung zwischen uns, war auch heute morgen ein wenig angespannt, fast wie gestern nur weniger Frust-geladen.
Ich gähnte und streckte mich als er aus dem Bett kroch und musste schmunzeln als ich sah, wie ihn ein kurzes Zittern ergriff, als er das warme Bett verließ.
Ich setzte mich halb auf und lehnte mich an das Kopfteil des Bettes und rieb mir den Schlaf aus den Augen.
Eigentlich war ich überhaupt kein Morgenmensch und normalerweise konnte ich es nicht einmal leiden, jemanden um mich zu haben.
Doch als er mit einem reich gedeckten Tablett und noch viel wichtiger Kaffee, wieder zurück kam, hob ich eine Augenbraue.
Daran könnte man sich allerdings gewöhnen und ich angelte mir dir Kaffeetasse.
Erst nachdem ich sie schon halb geleert hatte, ging mir das bedrückende Schweigen dann doch ein wenig auf die Nerven.
"Ich hab gesagt du musst nicht reden... darüber... aber das du tatsächlich mal komplett schweigst ist gruselig.", gab ich von mir und nahm noch einen Schluck Kaffee.
Im Gegensatz zum Vortag ließ ich in meiner Stimme und meiner Haltung kein Fünkchen von dem mitschwingen was gestern Abend vorgefallen war. Stattdessen tat ich das was ich immer tat.
Weitermachen als wäre nie etwas gewesen.