RE: Bal des Sauvages - 6

"Was... Was habt Ihr mit mir vor?", fragte der Junge, der sich lebhaft an die fast magische Stimme des Mannes mit der Stiermaske erinnerte. "W-Werdet Ihr mich töten?"

"Dich töten? Oh, das wäre doch arg langweilig, oder? Ich werde dir auch keine Körperteile abtrennen, zumindest vorerst. Nein, ich habe etwas viel schlimmeres mir dir vor. Ich werde dich zu meiner kleinen Stute abrichten. Dein einziger Lebenszweck wird fort an sein, mir Freude zu bereiten. Und du lernst besser schnell, das zu tun. Dein Leben liegt in meiner Hand. Verstanden?"

"Das... Das kann nicht Euer Ernst sein...", murmelte Bael entsetzt. Wo hatte es ihn hier reingeritten? Torrel, dieser Idiot, wieso hatte er ihn hierzu überredet? Was war dies für ein Perversling? "Wo... Wo ist mein Freund? Was habt Ihr mit ihm gemacht?"

"Wäre dir der Richtblock lieber?", fragte Tauros, die Augen verdrehend.
"Torrel ist unten im Keller. Er ist so ... gewöhnlich, ganz und gar nicht wie du. Da hab ich meiner Dienerschaft zur Verfügung gestellt. Er hat es jedenfalls nicht so schön wie du hier. Immerhin kannst du auf weichen Fellen schlafen."
Bei ihm klang das so, als würde er Bael mit Luxus überhäufen.

"Ihr... Ihr habt...", stammelte Bael, der mit der Welt überhaupt nicht mehr klar zu kommen schien. Er schluckte.
"Wann... Wann komme ich frei?", wollte er wissen. Sicher... nicht für immer?

"Das ist der Nachteil, wenn man einen Packt eingeht, ohne die Regeln zu kennen. Denn das ist genau das, was du getan hast, Dein Körper und deine Seele gehören jetzt mir. Auf ewig."
Tauros unterdrückte ein Lachen.
"Die meisten Packte sind ja schon beschissen genug, wenn man weiß, worauf man sich einlässt. Aber du ... du hast mir in deinem Unwissen quasi freie Hand gelassen!"

(Pakt mit ohne c ;) )
"Das... Das ist... Was für'n Pakt? Was ist das für fauler Zauber?", rief der junge Einbrecher panisch und lieferte dem Stier einen tadellosen Ausblick auf seinen athletischen Körper. "Ich habe nie... ich meine..."
Er sah sich panisch in der Kammer um. Er kam einfach nicht raus aus diesem unsichtbaren Kraftfeld! Irgendwie musste der geheimnisvolle Hauseigentümer doch zu überlisten sein?
"Ihr... Ihr seid... Ein Dämon?"

Tauros lachte schallend. Ein vergleichsweise seltsamer Anblick, angesichts seiner Aufmachung.
"Nein. Nein, ich bin kein Dämon. Ich bin lediglich ein, wie sagt man? Ein Dämonen-Paktierer, ein Magier. Einer von der dunklen Sorte, versteht sich. Und ein recht mächtiger möchte ich meinen. Immerhin regiere ich dieses Land seit ... wie lange, 150 Jahren? Weißt du, diese Art der Magie befolgt sehr oft strengen Regeln. Eine der Regeln auf meinen Festen ist, dass niemandem etwas angetan werden kann, was er nicht freiwillig gibt. Lebensenergie, Seele, körperliche Unversehrtheit; alles sicher. Und das bisschen Lebensenergie, dass dir beim Liebesspiel mit meinem Pferd abgesaugt wurde, hättest du gar nicht vermisst. Außer natürlich ... du nimmst deine Maske ab. Dann bist du Freiwild und ich kann mir dir machen, was ich will. Herrlich, oder?"

"Das ist doch... A-Aber ich kannte die Regeln nicht! Da muss es doch ein..."
Schlupfloch geben...
Bael hatte noch nie mit Dämonen zu tun gehabt. Oder Magie. Es gab in der Stadt ein paar, die kannten sich damit besser aus. Aber er selbst? Ihn interessierten nur kalte harte Münzen. Verdammt, was sollte er nun tun? Er konnte nicht ewig hier drin bleiben. Für alle Ewigkeit in einer kleinen Kammer... Doch wenn er herausgeholt wurde, dann konnte er vielleicht entkommen.
"Und Ihr werdet mich ewig in diesem Kämmerchen lassen!?"

"Oh. Es gibt immer einen Ausweg. Formal. Dein Ausweg wäre, dass ich dir deine Seele freiwillig zurückgebe. Aber das wird nicht passieren. Genauso wenig wie dass ich all meine Sünden ehrlich bereue. Das müsste ich tun, damit meine Seele verschont wird. Einfach nicht zu sterben ist da einfacher, als das zu bewerkstelligen."
Wieder durchfuhr die Stiergestalt ein Lachen.
"Nein, ich brauche die Kammer noch und dich hier einzusperren wäre auf Dauer langweilig. Nein. Wenn ich dich ein wenig abgerichtet habe, werde ich dich meinen Gästen präsentieren wollen. Du wirst mein kleines Haustier sein. Vielleicht tarne ich dich als Domestik oder Hofnarr oder so was. Oder ich lasse dich dich einfach auf dem Kaminvorleger räkeln."

"Das klingt offengestanden nicht, als ob mir das Spaß machen würde", antwortete der junge Dieb und Einbrecher mit seiner silbernen Zunge. "Womöglich können wir uns anders einig werden? Schließlich bin ich fähig, Euch auch anders zu unterstützen! Ich kann Euch besorgen, was Ihr wollt!"

"Ich bin mir über die Einseitigkeit unseres Vertrages bewusst. Und Überraschung, das ist gewollt so. ... Und ganz ehrlich, was könntest du mir bieten, was ich nicht schon habe? Oder was ich nicht selbst herbei hexen könnte?"
Tauros schnippte mit den Fingern und um Bael herum regneten Goldmünzen und Edelsteine von der Decke.
"Bitte, sieh sie dir ruhig an. Alles echt. Aus der Schatzkammer eines Konkurrenten herbeigeholt."
Er wartete ab, wie der Junge sich die Schätze besah.
"Ich glaube aber, wir müssen unsere vertragliche Beziehung ein wenig ... physischer darstellen. Adiuro te, magne magister!"
Feierlich erhob er die Hände und senkte seinen Blick auf Bael. Aus seinen Händen schien sich pure Finsternis zu bilden.
"Audi me: Captum es, captum es in eternitate, et captum es per me!"
Aus dem finsteren Nebel seiner Hände schossen mit Dornen bewährte Stahlketten, die sich um Baels Hals, seine Handgelenke und Knöchel legte.
Die Dunkelheit verflog wieder, aber auf einen Fingerzeig hin zogen die Ketten sich zusammen, begannen Baels Haut zu ritzen.

Der junge Dieb erlebte einen wahren Alptraum. Nicht nur konnte der Mann im wahrsten Sinne des Wortes Gold scheißen, sondern beherrschte ganz und gar unirdische Magie, die den Jungen zum Schreien brachte. Als sich die Ketten um seinen nackten Leib legten und zusammenzogen, fühlte er den grausamen Schmerz, der von den Dornen ausging und wimmerte ganz erbärmlich ehe er der Länge nach zu Boden fiel und nur noch mehr Male in seine Haut stach ob der Dornen in den Kettengliedern.
"Aufhören! Ich bitte Euch!"

"Du siehst, es ist besser, wenn du folgsam bist. Es liegt an dir, ob du lieber ein geprügelter Köter oder ein verwöhntes Schoßhündchen sein willst. Aber ich will mal nicht so sein. Ich glaube, du beginnst grade deine Lage zu verstehen."
Ein weitere Fingerzeig, und die Ketten begannen zu wabern, wurden erst zu Nebel und brannten sich dann in Baels Haut ein. Nun rankten sich die Ketten als schwarze Tätowierungen um seinen Körper.
"Ce n'est pas une picture d'une chaine, c'est une chaine." Tauros schien diesen Satz für lustig zu halten "Glaube nicht, dass meine Kette weniger tödlich ist, nur weil sie sich jetzt als Tinte um deinen Hals legt."

Der Junge war panisch. Offenbar nicht gänzlich zurechnungsfähig. Vielmehr wie ein Kaninchen im Angesicht der Schlange.
"B-Bitte, ihc... Ich will so nicht enden! Ich tue alles, wenn Ihr mich nur freilasst!"