RE: Spouse - 5

"Ja, verstehe. Ruh dich ruhig vorher aus. Ich muss auch noch etwas schlafen." Ich war freigestellt von der Uni, aber am liebsten hätte ich mich mit dem Stoff abgelenkt. Als er mich fragte, ob ich große Angst hatte, reagierte ich einige Momente lang nicht, ehe ich dann nickte. Ja, ich hatte verdammt große Angst, vor alldem. Ich wusste nicht, was die Hormone anstellen würden, welche weiteren Medikamente sie mir geben würden, wie viele Termine noch stattfinden würden, und ob ich Schmerzen haben würde. Wie viele fremde Menschen würden mich anfassen und in meinem Körper herumschneiden? "Danke", meinte ich leise gepresst und schaute auf den Boden. "Ich würde nun gerne ein wenig schlafen." Auf Sniffkin passe ich schon auf, ich bleibe wachsam. Hexe bleib derweilen in ihrem Korb und zeigte Sniffkin den Rücken. Sie hatte einiges an Temperamt, wenn ihr etwas nicht gefiel.

„Dann werden sie bei der Blutabnahme wahrscheinlich meinen Drogenkonsum bemerken“, stellte ich ruhig fest und fragte mich, ob das irgendwelche Konsequenzen haben würde. Ob ich eine Strafe erhielt, aus dem Programm rausgeschmissen wurde, oder sie einfach andere Methoden für die gesamte Prozedur anwandten. „Vielleicht sperren sie mich ja ein, bis sie mir dann irgendwann deinen Samen mit einer riesigen Spritze direkt in die Eierstöcke einpflanzen.“ Konnte ich mir durchaus vorstellen, wenn London ständig davon erzählte, dass sie sich nicht davon aufhalten lassen würden, mich zur Geburt eines Säuglings zu zwingen. „Und du würdest es zulassen.“ Er war zwar für mich da und versuchte mich zu beruhigen und zu begleiten, doch es kam mir so vor, als wäre das für ihn alles in Ordnung. Er kämpfte nicht dagegen an, sondern fand sich damit ab, was sie uns antaten. „Ich weiß nicht, ob ich möchte, dass du die Untersuchungen durchführst. Ich will dich nicht auch noch hassen.“ Das tat ich bisher nicht. Und auch wenn er mit allem einverstanden war und ich seine Einstellung missbilligte, ich brauchte ihn doch. Mehr Feinde konnte ich nicht gebrauchen.
„Wenn ich gut mitmache, wird das nicht nach 20 Minuten vorbei ein. Es wird erst nach Monaten vorbei sein. Es wird dutzende Untersuchungen und Eingriffe geben.“ Ich atmete tief durch. Seine Berührungen, so subtil sie auch anfangs waren, jagten mir direkt eine Gänsehaut über den Körper. Er berührte mich perfekt, so wie nie zuvor ein anderer Mensch. Es erschreckte mich fast und ich ließ es zu, bis er aufstand. „Dir eine ruhige Schicht.“
Hexe ließ es irgendwann, nach noch weiteren quälenden Minuten zu, dass Sniffkin mit ins Körbchen durfte.
Ich ging mich duschen, die Zähne putzen, bürstete die lange Mähne und legte diese wieder in den Dutt, ehe ich mich schlafen legte. Am nächsten Morgen machte ich dann draußen einen ausgängigen Spaziergang mit beiden Füchsen und kam pünktlich wieder zurück, damit London s´Snuffkin abholen konnte. Es klingelte an der Tür und ich öffnete diesen, sah diesen ausgelaugten Mann. „Harte Nacht gehabt?“

Ich unterdrückte die Frage, was es im OP heute Nacht zu tun gab. Allein bei der Vorstellung des OP-Raums würde mir sonst schlecht werden. Und das wollte ich vermeiden. „Ich will nicht desinteressiert wirken, aber ich frage lieber nach keinen Details“, erklärte ich ihm und ging dann in meine Wohnung. „Beide waren nachts oft dabei, sich gegenseitig zu jagen und zu kämpfen. Es war ein wenig laut, aber ich habe sie machen lassen. Ich habe Ohrstöpsel.“ Und die modernen Ohrstöpsel ließen wirklich keinen Ton mehr durch. Als er mir diese kleine Tablette hinhielt, zog ich die Augenbrauen hoch. Ich hörte mir seine Beschreibung an und nahm sie entgegen, betrachtete sie. „Gibt es Nebenwirkungen, von denen ich wissen müsste?“ Vielleicht sollte ich das wissen, falls ich die nächsten Stunden spuckend im Bad verbrachte.
Dann schaute ich in der Wohnung nach den Füchsen. Nach der wilden Nacht fand ich sie schließlich gemeinsam schlafend in meinem Meditationszimmer, auf der Matratze am Boden zwischen vielen Kissen ineinander geschlungen. Es hatte einige Minuten gedauert, sie zu finden. Ich weckte Snuffkin sanft und nahm ihn dann, um ihm London zu überreichen. „Hier hast du ihn wieder. Ich habe gerne dabei zugesehen, wie sie miteinander spielen. Es war wirklich sehr süß. Ich würde ihn gerne öfter bei mir haben. Heute morgen waren wir draußen spazieren.“ Und zwar im richtigen Draußen, nicht in einem der dutzenden künstlichen Parkanlagen.

"Vielleicht zieht es sich auch noch etwas hin. Manche Füchse brauchen Wochen, habe ich gehört." Dann würden es viele laute und wilde Nächte werden. Aber ich kam damit zurecht und ließ ihnen gerne die Möglichkeit, das bisschen ihrer Instinke noch auszuleben.
London erklärte mir etwas zu den Medikamenten und ich nickte. Dass die oberen Etagen bessere und neuere Medikamte erhielten, konnte ich mir schon denken. Je tiefer man lebte, desto älter waren oft die Formulierungen der Medikamente und billiger die Inhaltsstoffe. "Ich denke, dass die oberen Etagen sicherlich auch bessere Drogen horten." Den Kommentar konnte ich mir nicht verkneifen. Aber sie konnten sicherlich Wissenschaftlern und Panschern viel Geld für die Entwicklung besserer Drogen bezahlen.
Ich konnte London ansehen, wie müde er war. Er brauchte dringend Schlaf. "Du fällst fast vom Stuhl. Willst du vielleicht auf dem Sofa schlafen?", bot ich ihm an, auch wenn sein Zuhause nicht weit entfernt war. Es würde mich nicht stören. "Ich will solange noch raus gehen und mich bewegen. Solange ich das eben noch kann." Ich war ein äußerst aktiver Mensch und genoss die frische Luft. Als er mir riet, kein Arzt zu werden, musste ich schmunzeln. "Ich hasse Ärzte, schon vergessen? Ich werde Biochemiker. Wie meine Eltern." Ich setzte mich in seine Nähe und sah, wie Hexe auf uns zugerannt kam.

"Weiß nicht, ob ich das kann", meinte ich nüchtern. Immerhin war ich mit Drogen vertraut. Aber Drogen, die nach Blüten schmeckten, kannte ich selbst nicht. Klang verlockend, aber dort würde ich wohl niemals hingelangen. Und ich wollte es auch nicht.
Ich sah zu, wie London sich auf das Sofa legte und noch einige Dinge vor sich hinsprach. Als er mich fragte, wo ich arbeiten wollte, zuckte ich mit den Schultern. "Ich will in die Lebensmittelindustrie und neue Produkte herstellen, damit wir irgendwann gänzlich auf Tierhaltung verzichten können. Wir können zwar schon Fleisch in Laboren wachsen lassen, aber beispielsweise noch keine Eier oder Milch komplett ersetzen." Ich hoffte, dass er meine Meinung verstand. In der Tierhaltung hatte sich mittlerweile zwar das ein oder andere verbessert und wir hielten generell weniger Nutztiere als noch vor 100 Jahren, aber dennoch wurden Tiere massenweise gehalten und benutzt. Eine komplett vegane Lebensweise war noch immer sehr schwierig und damit verbunden, dass man mit Tabletten zusätzliche lebenswichtige Stoffe einnehmen musste.

"Ich habe einige dieser Sachen früher konsumiert. Als ich noch in London lebte, wir lebte ein wenig außerhalb. Und da hat man einige Nutztiere eben gehalten und ab und an haben wir auch etwas davon gegessen. Als Kind liebte ich Speck und solche Sachen. Und ich habe auch nichts gegen das Fleisch aus den Laboren, das gönne ich mir auch etwa einmal die Woche", erklärte ich ihm. "Aber seit etwa 10 Jahren konsumiere ich keine tierischen Produkte. Erst habe ich auf Fleisch verzichtet, und als ich hierher kam, auf andere tierische Produkte." Es war angenehm, dass er darin ähnlich wie ich tickte. Da war wieder eine Gemeinsamkeit. Und es machte ihn um einiges sympathischer.
"Mittlerweile nicht mehr. Lieber würde ich alle Ärzte auffressen", scherzte ich dann und beobachtete die Füchse. Ich nickte. "Ja, er tut es immer noch. Obwohl ich nicht weiß, wie weit wir diese Geste vermenschlichen sollten." Vielleicht tat er es aus einem ganz anderen Grund, als wir dachten. Hexe hingegen ignorierte ihn wieder und lief zu ihrem Napf.

"Ach nein. Vorher wirst du gekocht und ordentlich gewürzt." Ich betrachtete seinen Unterarm. Er war wohleformt, muskulös und ich hätte am liebsten die vielen deutlichen Adern berührt, die mir vorkamen wie tausende Flüsse unter seiner hellen Haut. Ich betrachtete seinen Arm eine ganze Weile, so dass es schon auffällig wurde. Erst nach vielen Momenten sah ich wieder zu den Füchsen. Hexe warf sich grade zur Rache auf Snuffkin. "Sie sind Tiere. Und es ist das schönste, wenn sie spielen. Ich würde das auch gerne manchmal so machen." Ich stand auf und sah nochmal auf die Pille. "Schlaf jetzt. Ich wrcke dich rechtzeitig." Ich ging in die Küche, um die Pille zu mir zu nehmen. Einen halben Liter trank ich gleich direkt und während London schlief noch den Rest von dem was er mir empfohlen hatte. Immer wieder sah ich ihn an, wie er schlief, und er wirkte dabei wie ein kräftiger Wolf auf mich, so groß und mit diesen kantigen Gesichtszüge. Ich lerne und ging während dessen immer wieder auf die Toilette. Gegen 14 Uhr weckte ich ihn dann vorsichtig und schüttelte an seiner Schulter.

"Puppy-Play? Was soll das sein?", fragte ich ihn dann ein wenig verwundert. "Ich meinte eigentlich nur, mich mal mit jemandem zu wälzen und ein wenig zu prügeln, aber ohne richtige Verletzungen." Ich hatte das mit meinem Vater früher oft getan. Aner die guten alten Zeiten waren vorbei.
Libdon schlief ein und ich kam meiner Aufgabe nach, viel zu trinken und zu pinkeln. Als ich ihn weckte, musste ich etwas gegen halten, damit er mich nicht ganz in seine Arme zog. "He, wach schon auf!" Aber es dauerte seine Zeit, bis er endlich wach war und sich dann entschuldigte. "Schon okay. Wir sollten aber langsam los, auch wenn ich nicht will." Ich ging schnell in die Küche und goss ihm einen Pulverkaffee auf, den ich ihm dann hinhielt. Wenig später waren wir dann auf dem Weg zum Termin. Aber kaum wollten wir in Krankenhaus gehen, drehte ich mich wortlos um und ging einfach in die entgegengesetze Richtung. Meine Hände waren schwitzig, die Knie weich und ich ein wenig blass. Ich konnte es nicht...