RE: Remember me? - 34

"Diese Diskussion ist albern. Im Ernst, das tu ich mir nicht wieder an. Hättest du mich hald verrecken lassen. Ich sage dir, wo du gelandet wärst: Im Moment suchen einige Clans schöne Spielzeuge für ihre Partys im Hafen. Und weißt du, was die Polizei am nächsten Morgen findet? Leichen, blutig geschlagen, gebrochene Beine und Kiefer, vergewaltigt, mit Stöcken, Peitschen und Messern attackiert. DAS ist deine Option, Junge!" Er war lauter geworden und eine Wache kam herein, um zu sehen, was los war: Luciano knurrte und sah zu ihr. "Bring ihn weg, in das Haus meines Vaters, und verlier ihn nicht!"


Sandro schrak auf, als plötzlich jemand in das Zimmer trat. Erst dachte er, es wäre wieder Silvio, stinksauer und würde ihn erneut angreifen. Doch es trat ein Fremder in Hemd und einfacher Hose zu ihm, der beruhigend auf ihn einredete. Er sah zu dem Mann auf. "Wer bist du? Eine Wache?", fragte er leise. Er traute sich kaum, sich zu bewegen und zitterte. Der schmerz mit der Angst kombiniert, machten ihn schwach.

Liam konnte nicht verhindern dass er bei der Vorstellung blass wurde. Sein Magen rumorte aber er funkelte Luciano trotzig an. "Fick dich! Du bist dümmer und arroganter als ich jemals früher war." Die Wache die ihn hinaus zerrte verpasste ihm zwar einen groben Stoß aber es war ihm langsam egal. Die Fahrt zur Villa zurück verlief ruhig und ereignislos. Liam folgte dem Schrank von einem Kerl stumm durch die Gänge in ein Zimmer. Er wurde an eine Leine gelegt und die Tür verschlossen. Erschöpft rollte sich der Junge zusammen und ließ das Geschehene Revue passieren. Als er an seinen Vater dachte stiegen ihm die Tränen in die Augen.

Der Mann nickte auf seine Frage nur kurz und zog den Jungen hoch. "Komm ich bringe dich zum Arzt.",meinte er ruhig und half Sandro aufzustehen. In Silvios Villa hatte ein Arzt seine Praxis der sich ihm annehmen würde.

Silvio saß in seinem Büro und seufzte müde. Er schrieb Luciano eine Nachricht. "Ich bin wohl gescheitert. Sandro hats erwischt."

"Oh Junge, dein Gerede zeigt nur, dass du noch immer der kleine Junge bist, der alles in den Arsch geschoben bekommen hat. Und dann, wenn die Vaterfigur zerbricht, lässt du den Zorn an dem aus, der dir die Fehler aufgezeigt hat...", murnelte er nur und nickte der Wache zu. Als sein Handy piepte, griff er auf seinen Nachttisch am Bett. "Oh man Silvio", fluchte er. Er antwortete schnell, schließlich konnte er gefährlich verletzt sein. "Was hast du getan?"


"Was bringt das denn? Dieses Monster bricht mir morgen den anderen Arm. Oder einen Fuß. Willst du mich dann jeden Abend zum Arzt bringen? Nicht, dass ich dir nicht dankbar wäre, das bin ich. Doch der Sinn ist mir fremd. Du tust mir leid, musst hinter ihm aufräumen..." Sandro sah zu dem Mann auf

Liam schluchzte leise auf, bis jetzt war es nicht so schlimm gewesen seinen Vater zu hassen. Aber da er merkte, dass dieser wirklich nichts unternahm um ihn zu retten und ihn hasste... Das brach sein restliches Vertrauen das er noch in seine Familie hatte. Er blieb einfach still so liegen aber die Tränen wollten einfach nicht aufhören.

"Ich Kann dich doch nicht so liegen lassen. Das wäre unverantwortlich- und das muss behandelt werden. Wenn du ihm keinen Grund gibst tut er dir auch nicht weh." Er sah nervös zu wie der Arzt seine Hand bandagierte und ihm Schmerztabletten gab.

"nichts schlimmes, eine gebrochene Hand glaub ich. aber er reizt mich zu sehr- ich kann nicht anders."

"Bitte denk dran. Sicher- ich bin auch sehr unsanft zu Liam aber mach ihn nicht kaputt. Er ist wertvoll, du willst keine Ware zerstören, oder? Willst du ihn denn behalten?" Luciano starrte aufs Display. Wenn Sandro ihn nicht wollte, würde er Liam noch eine Chance geben und ihn aufnehmen. Verdient hätte es dieser Bengel nicht, doch er tat ihm nach der Aktion des Vaters doch leid...

"Unverantwortlich, pah. Dieses Wort hat außer dir grade in diesem gottverdammten Haus niemand auch nur ausgesprochen. Und ich kann nicht nach der Pfeife eines solchen Psychos tanzen. Nein, dann werde ich wohl noch mehr Brüche erleiden müssen..."

Liam hielt die Augen fest geschlossen und versank in Selbstmitleid. Seit Luciano ihn betäubt, gefoltert und vergewaltigt hatte war er zum ersten Mal völlig allein und konnte seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Für eine gute halbe Stunde schluchzte er einfach nur vor sich hin, dann rappelte er sich auf und lehnte sich an die Wand. Stumm starrte er auf seine Hände und den bandagierten Finger. Er wusste, dass er sich an der Uni wie ein Arschloch benommen hatte- das bestritt er nicht, langsam wurde ihm immer mehr klar wie sehr er sich daneben benommen hatte. Aber Lucianos Rache hatte sein Leben völlig zerstört, er konnte nicht zurück nach Hause, dort wollte ihn niemand, aber hier war er allein Lucianos Willkür ausgesetzt. Am Liebsten würde er sich aus dem Fenster stürzen, aber um zu sterben war er doch zu feige.

"Ich weiß, ich weiß... aber ich denke ich behalte ihn- du weißt, dass ich ehrgeizig bin und ihn für mich haben will. Was hast du jetzt mit Liam vor nachdem er deinen Arsch gerettet hat?"

"Ich weiß schon wie das aussehen muss, aber du hast kaum eine andere Wahl. Entweder er tut dir weh und nimmt sich alles was er will mit Gewalt oder du tust was er will und musst zumindest keine Schmerzen erleiden. Glaub mir ein gebrochener Kiefer ist das nicht wert."

"Nun, er bockt weiter und ich will ihm zwar entgegenkommen, doch verhätscheln ist bei mir nicht. Ich werde ihm noch einmal erzählen müssen, dass er es bei mir 100 mal besser hat als mit diesen neuen Clans. Übrigens haben die heute wieder ein Mädchen gefunden, ich beschreibe mal nicht, wie sie aussah. Dann muss ich ihm wohl sagen, dass ich äußerst nett sein kann, wenn nicht jeder Satz auf "Subjekt, Beleidigung, Objekt, Arschloch und Prädikat, nein" basierte." Er schnaubte


"ich will dich nicht beleidigen, ich verstehe dich nur nicht. Warum bist du bei ihm. Du denkst nicht wie er, oder du versteckst es besser.." Er seuftzte und schluckte die Tablette. "Bitte sei eine starke..", betete er. "Dann schlaf ich eine Weile..."

"Ich verstehe- naja überleg mal, die Sache mit seinem Vater muss ihn verdammt tief getroffen haben. Er ist ein Arschloch, aber jedes Kind hat doch ein Urvertrauen in seine Eltern. Vermutlich hat er gemerkt, dass sogar dein krimineller Vater besser ist als sein Politiker mit der ach so weißen Weste... Vielleicht bekommst du einen Zugang in seinen Dickschädel, wenn du ihm zumindest ein bisschen zeigst, dass du ihn verstehst. Verhätschel ihn nicht, aber immerhin hat er dir den Arsch gerettet, vielleicht macht es ihn ein wenig kooperativer wenn du zumindest so tust als würdest du ihn verstehen."

"Ich arbeite für Silvio Blanchi, Kleiner. Mit der Mafia hatte ich schon immer zu tun also bleibt einem keine Wahl wenn man ihr etwas schuldig ist. Und glaub mir, dass er besser ist als viele der anderen. Ich hatte Glück- und du so blöd es klingt auch."

"Ich versuch es jaa." Er verdrehte die Augen, er hasste es, ihm Recht zu geben. "Aber denk dran, mein Dad ist auch kühl. Klar, nicht so eiskalt wie Aurelio, doch sehr kühl. Ich hoffe, wenn ich ihm etwas von mir erzähle, versteht er wenigstens Teile." Er erhob sich mühsam aus dem Krankenbett und befahl einem Wächter, ihn zum Auto zu bringen. Er wurde zur Villa gefahren und stieg die Treppen hinauf in das Zimmer, wo Liam war. Er öffnete vorsichtig die Tür und stellte ein Tablett mit Käse, Wurst, Brot und etwas Obst auf den Tisch. Den einen Teller befüllte er, setzte sich aufs Bett und musterte ihn nur schweigend vor sich kauend.


"Ich bin nicht blöd. Nur verwundert. Du bist hier falsch, ich spüre es.." Sandro nahm das Glas, das ihm der Arzt reichte und schluckte die Tablette. "Aber wir haben etwas gemeinsam. Wir werden beide aufwachen und immer und immer wieder feststellen, dass wir in diesem gottverdammten Albtraum gefangen sind, bis wir verrecken.." Er drehte sich um und starrte an die Wand. "Bitte- lass mich ein paar Minuten alleine, ja?"

"Tja- das ist auch nicht meine Art so zu denken, du weißt wie ich mit Gefühlen umgehe...",antwortete Silvio ihm, "aber es ist nicht zu übersehen, dass das im Moment LIams Schwäche ist."

Nach einigen Stunden- oder waren schon Tage vergangen?- öffnete sich die Tür und jemand betrat den einfach eingerichteten Raum. Liam hockte zusammengesunken in der Ecke, seine Augen hatten rote Ränder und er hatte keinen Schlaf gefunden. Es überraschte ihn Luciano zu sehen, der mit einem Tablett mit Essen hereinkam und sich setzte. "Bist du hier um mir beim heulen zuzusehen?",fragte er leise, seine Stimme war rau, "da muss ich dich enttäuschen, langsam gehen mir die Gründe aus." Er war erschöpft, völlig am Ende und hatte keine Kraft sich mit Luciano zu streiten. Liam hoffte einfach nur, dass er ihn in Ruhe ließ.

"Nun, das dachte ich auch einmal, aber die Arbeit könnte schlimmer sein. Damit wir uns verstehen: ich werde dir helfen, wenn er dich verletzt aber glaub nicht, dass ich dir helfe zu fliehen und zieh mich bloß nicht in einen Versuch mit rein." Er stand auf und nickte leicht. "Ruh dich aus, du kannst im Wohnzimmer oder hier schlafen." Er verließ das Zimmer.

"Wir müssen beide an uns arbeiten…" Er sandte die Nachricht ab und sah dann zu Liam. "Nein, ich hab Hunger und mein Bett hier ist um einiges Besser als diese als Bett verkleideten Gemüsekisten..." Er biss in eines der Brötchen und lehnte sich zurück. "Hab ich das vermisst..." Er musterte Liam eine Weile, dann gab er sich einen Ruck. "Mein Vater..er- ich mein" Er atmete tief durch. "Ich bin für meinen Vater auch mehr Plage als Segen..." Er sah ihn ehrlich an.


"Als hätte ich das vorgehabt. Ich bin sowieso ein Alleingänger..." ,murnelte der Junge, die Tablette wirkte langsam und er rollte sich auf dem Krankenbett zusammen. Er war allein und auf sich gestellt. Niemand war da, das gesamte Haus würde ihn killen, wenn er fliehen wollte. Im Moment tat ihm nur alles weh und er war traurig und müde

Liam musterte sein Gegenüber skeptisch, er konnte sich vorstellen, dass die Ärzte einen Anfall bekommen musste, weil Luciano einfach das Krankenhaus verlassen hatte. Und das tat er nicht einfach so nur weil ihm das Bett nicht passte. Die plötzliche Ehrlichkeit des Älteren überraschte ihn so dass er zusammen zuckte. Dann musste er lachen, aber es klang freudlos und bitter. "Dein Vater würde niemals zusehen wie dich jemand an der Leine herumzerrt wie einen beschissenen Hund und darüber lachen. Er hatte mich fast umgebracht wegen der Sache mit dem Auge... mein Vater hat nur gleichgültig mit den Schultern gezuckt und die Ärztin angerufen, wenn ich mit einer Schramme nach Hause gekommen bin."

Silvio las die Nachricht und seufzte leise. Luciano hatte recht, aber der Junge machte ihn rasend. Morgen würde er ihm noch eine Chance geben. Erschöpft beschloss er ins Bett zu gehen.

"Lach nur. Denkst du denn, dass er vor dir tut, als wären wir nicht eine geschlossene Einheit? Nein. Ich bin eine Enttäuschung für ihn und das hat einige Gründe. Also verstehe ich deinen Schmerz. Dein Vater mag extremer sein, doch gehasst zu werden ist meine tägliche Situation." Er sah zu dem Jungen. Wie ehrlich sollte er sein? Er dachte nach. Dann zuckte er nur mit den Schultern. Es gab... viele Gründe. Ich bin nicht allen seiner Prinzipien treu, ich habe mich und den Clan oft in Gefahr gebracht. Und ich bin schwul Musste er nur noch nicht wissen....

Sandro starrte eine Weile aus dem Fenster, wo das kalte Mondlicht den Garten erhellte. Er starrte auf seinen Arm. Er war geschwollen, pochte. Hoffentlich wirkten diese Mittel bald. Er wollte nurnoch schlafen...

"Aber die Angst um dich war echt- da kann man nicht lügen. Ich glaube, dass ich die Abende an denen ich meinen Vater gesehen habe an einer Hand abzählen kann. Vielleicht ist er enttäuscht, dass du nicht auf ihn hörst- aber er ist ins Krankenhaus gekommen um dich zu besuchen, er liebt dich, verdammt. Sonst würde er nicht so handeln. Aber dein Vater würde nicht einfach mit ansehen wie das hier mit seinem Sohn passiert!" Er deutete wütend auf das Brandmal an seinem Hals und ließ sich dann wieder gegen die Wand sinken. "Na los... nimm dir das was dir gehört, du hast gewonnen. Das ist es doch was du hören willst. Fick mich, Sir." Er klang sarkastisch dabei, aber gerade war ihm das alles ziemlich egal. Er würde sowieso kaum etwas davon spüren.

Silvio schlief ein, sein erschöpfter Körper zwang seinen Kopf zum GLück zur Ruhe, sodass er nicht mehr lange wach lag.

"Oh Junge, wie ich vor drei Tagen noch triumphiert hätte..." Er legte den Kopf erschöpft an die Wand und zupfte kurz an der Leine, dass er zu ihm kam. Selbst wollte er sich nicht bewegen. Er tat ihm jedoch nichts, sondern schob ihm einen Teller und Wasser hin. "Denk doch nach, schieb deinen Stolz und deine Wut nicht vor. Ich behaupte nicht, dass es mir genauso scheiße geht. Ich behaupte, dass ich den Zorn eines Vaters so gut wie du kenne. Mein Vater straft mich nicht mehr, wie deiner. Er ignoriert mich. Wir sind Geschäftspartner geworden." Er schnaubte spöttisch. "Die Sorge kauf ich ihm nicht ab, das war Sorge, einen neuen Partner kaufen zu müssen..."

Sandro wachte auf, als die Tablette nicht mehr wirkte und ging langsam zum Fenster. Er starrte raus und legte den Kopf an die Scheibe. Warum? Warum passierte ihm immer die Scheiße?