RE: Remember me? - 35

Verwirrt hob Liam den Kopf wieder. Triumphiert hätte? Was wollte Luciano ihm damit sagen? Erschöpft folgte er dem Zupfen an der Leine, ihm war es egal ob der Ältere sich an ihm vergehen würde oder nicht. Doch ihm wurde nur ein wenig von dem Essen und Wasser zugeschoben. Appetit hatte er keinen, also nahm er nur das Glas. "Das ist... unheimlich. Er wirkt überhaupt nicht so. Aber...", stockte er, zögerte ob er es offen sagen sollte, aber jetzt wusste Luciano eh schon so gut wie alles. "Bis gestern Abend habe ich versucht zu fliehen, ich habe die Gelegenheit gesucht, ich habe gewartet bis du einen Fehler machst. Ich wollte unbedingt nach Hause. Aber jetzt... selbst wenn mir die Flucht gelänge, wofür würde ich es tun? Es gibt kein Ziel mehr, danke meines Vaters. Also kann ich genauso gut hier bleiben und egal was du mir erzählst wie schlimm es sein könnte, es ist und bleibt beschissen."

Silvio stand am Morgen auf und zog sich langsam an. Er musste nach dem Jungen sehen, wer wusste schon wo er sich herumtrieb. Die Hand musste versorgt werden. Er durchsuchte das Haus und fand ihn schließlich in der Arztpraxis, den Kopf an die Fensterscheibe gelehnt. "Hier bist du also.",meinte er nur und musterte ihn aufmerksam.

Luciano musterte ihn, er kam tatsächlich näher und keifte nicht.Er biss von seinem Brot ab und lauschte den Worten des Jüngeren. "Du resignierst. Dein Vater hätte eine schützende Figur in deinem Leben sein. Viele Väter werden wahnsinnig vor Sorge, wenn der Sohn weg ist. Das, was deiner da getan hat, war grausam...." Er war einserseits froh, dass Liam nicht mehr fliehen wollte, auf der anderen Seite war er extrem wütend auf den Vater. "Du musst nur etwas weniger giften und du hast es vielleicht auch gut hier...."


Sandro hob den Kopf. Die Stimme kannte er, er musste sich nicht mal umdrehen. Seine gesunde Hand schloss sich um die gebrochene. "Hier bin ich, ja. Was willst du? Mir die Andere auch brechen?"

"Das hab ich bemerkt, als ich dir fast das Auge ausgestochen hätte- egal, auch wenn dein Vater viel schauspielert, die Angst in seinen Augen war echt und seine Wut auf mich auch. Ich glaub da hab ich zum ersten Mal kapiert, dass mein Vater das niemals machen würde." Liam zuckte die Schultern und sah zu ihm. "Du machst doch sowieso mit mir was du willst. Und wenn ich dich langweile, entsorgst du mich. So ist es doch oder? Du kannst sowieso alles haben was du willst."

"Hab ich nicht vor solange du dich benimmst. Ich hätte nicht so überreagieren dürfen, aber ich nehme an dass du jetzt kapierst, was passieren wird wenn du mich nervst." Silvio gab so gut wie nie einen Fehler zu, er war irgendwie von sich selbst überrascht.

"Und das ist jetzt dein Grund aufzugeben? Du warst in der Uni immer der mit der größten Klappe und hast mir mehrmals ins Gesicht gesagt, dass du sie nicht verlieren wirst. Ich wollte sie dir abgewöhnen, jetzt hat dein Vater sie gestopft. Doch der sollte der Letzte sein, der das tut. Ich weiß im Moment nicht, was ich zu der Situation sagen oder was ich tun soll, doch dein Vater wird es lernen, glaub mir das!" Er stellte ihm neues Wasser und noch etwas Essen hin, ehe er sich erhob. "Was ich mit dir tu, hängt vom Benehmen ab, das hatten wir..."


Er hob die Braue und musterte ihn. "Wenn ich nerve? Oh ich mache Fehler, weil ich mein Recht auf Freiheit beanspruche? Nun gut, warum sollte ich? Typen wie du wollen immer alles, aber strengen sich dafür nicht an, sie gehen den einfachen Weg."

Liam schüttelte leicht den Kopf und sah zu ihm auf. "Tja dann habe ich wohl deine Hoffnungen erfüllt. Freu dich. Und was meinen Vater angeht... mir ist egal was du tust. Es kümmert mich nicht mehr wie es ihm geht." Er zuckte die Schultern und lehnte sich müde an die Wand. Die Beine zog er an und schloss die Augen um Luciano nicht mehr ansehen zu müssen. Er fühlte sich immer verlorener und wusste nicht mehr wie er hier herauskommen sollte. Langsam resignierte er nur noch.

"Du gehörst mir,dein Recht auf Freiheit hast du verloren Kleiner. Aber daran gewöhnst du dich schon noch.",meinte Silvio nur und lehnte sich entspannt zurück. "Ich diskutiere dieses Thema nicht mehr mit dir."

"Oh Junge, Rache? Ich weiß nicht, ob das das Richtige ist. Er ist dein Vater, du der Sohn. Solltet ihr nicht gegen mich und meine Familie sein?" Er seuftzte und setzte sich vor ihn. Er wollte Luciano nicht anblicken, er nahm es fürs erste hin. "Ich fürchte aber, dass dein Dad um eine Lehre nicht herum kommt, da er mich und Vater schon immer gern testete und jetzt wohl vergessen hat, wem er hier den Ruhm verdankt. Dennoch solltest du es wohl nicht sehen.."

Sandro drehte sich nur weg und starrte aus dem Fenster. "Merk dir meine Worte: Auch wenn ich nicht bocke, du wirst keine Freude an mir haben. Ich bin die stille Gefahr in deinem Haus. Du hast immer einen Feind, weil du nicht weißt, wie man Leute für sich gewinnt. Und ih merke mir alles. Du wirst immer wissen, dass es eine Person gibt, die dir das Schlimmste wünscht. Du wirst jetzt sagen, dass es dich nicht juckt,doch warte nur eine Weile...

"Meine Familie existiert nicht. Ich bin allein, hast du das noch nicht kapiert? Mir ist egal was mein Vater tut. Vielleicht gibt es bei euch wahnsinnigen Mafiamördern eine Familienordnung aber hier gibt es keine. Ich hatte nie eine." Er schnaubte nur und verschränkte die Arme.

Silvio musste lachen und schüttelte leicht den Kopf. "Du hast keine Ahnung was du da sagst. Aber glaub mir,es ist besser wenn du nicht behauptest mein Feind zu sein." Er lächelte eiskalt und verengte die Augen. "Ich bin gut darin Leute zu überzeugen und ich habe enge Freunde. Und wenn jemand wie du mir in die Quere kommt..."

"Wahnsinnige Mafiamörder. Du bist süß. So Naiv und doch so stolz. Aber gut, wenn du das denkst.." Er erhob sich und musterte ihn. "Ich lasse die Tür offen, Wächter sind in jedem Stockwerk wenn etwas wäre, ich bin in meinem Büro. Beschäftige dich und denk dran: Keine Dummheit"

"Ja, weitere Psychos. Leute von deinem Schlag sind verbittert, weil sie keiner mag, daher versuchen sie es mit Gewalt. Und wenn du mich schlägst, oder fickst. Du weißt, dass du nur den Körper hast und der Geist nur auf die Sekunde wartet, dass du blutend vor ihm liegst..."

Liam zuckte die Schultern und lehnte sich wieder an die Wand. Er war irgendwie froh wieder allein zu sein und es dauerte fast zwei Stunden bis er sich aus dem Zimmer heraus wagte. Langsam schlich er sich durch die Gänge und sah sich in den Zimmern um. Lucianos Villa war riesig und es war fast unmöglich den Wachen auszuweichen. Er wollte einfach seine Ruhe und von niemandem gesehen werden. Irgendwann landete er doch in Lucianos Arbeitszimmer. Nervös wich er zurück.

Kopfschüttelnd musterte Silvio den Jungen. "Das kümmert mich nicht kleiner. was du denkst ist mir egal. Genauso was du über mich denkst. Du gehorchst, alles andere... seis drum.Du solltest nur wissen dass es leichter ist wenn du gehorchst."

Luciano saß vor einigen Akten. Er musterte die Bilder und Beschreibungen. Er musste schnell, effektiv aber Vorallem vorsichtig sein, wenn ein fehlender Politiker zu sehr ins Gespräch der Medien kam, würde es eine Hexenjagd geben. Er musste etwas besseres finden. Vielleicht eine Ausrede oder etwas, was Zuschauer öffentlich gesehen hatten. Ihm kam eine Idee. Wenn Liams Vater öffentlich auf einer Gala krank wurde, würde sein erstiges Verschwinden als Auskurieren gedeutet werden, müsste er ihn töten, könnte man das Gerücht eines Attentates in die Welt setzen... Zufrieden erhob sich Luciano und ging zu seinem Schränkchen, voll mit Giften und Kräutern. Er verdünnte ein Nervengift hinunter, sodass es nur Schmerz und Übelkeit hervorrufen würde. Als Liam eintrat, hob er den Kopf. "Hallo? Na, erholt?"


"ich weiß, dass sagt jeder. Und ich glaube es nicht. Aber für den Frieden sage ich mal nichts" Er lehnte sich zurück. Er war so einer- keiner wollte ihn, ergo holte er es sich mit Gewalt. Nun, er hatte jetzt einen Feind im Haus- der immer auf seine Schwäxhe wartete

Liam stand im Türrahmen und beobachtete wie Luciano erst am Laptop herumtippte und dann aufstand um aus einem Schrank mehrere dünne Phiolen mit verschiedenen Flüssigkeiten zu holen. Es war offensichtlich was er vor hatte und dem Jungen stellte es alle Haare auf. Er sah gerade zu wie der Mordanschlag auf seinen Vater vorbereitet wurde. "Wird er... lange leiden?",fragte er vorsichtig und ließ dem Dunkelhaarigen nicht aus den Augen. Er fühlte sich unwohl außerdem befürchtete er, dass der Italiener in der Stimmung sein könnte ihn zu vergewaltigen.

Er stand entspannt auf und ging zur Bar hinüber um sich einen Drink zu holen. "Weißt du, du hast nicht die geringste Ahnung wie diese Welt hier funktioniert. Vielleicht ist es besser du verstehst es nicht. Aber lass dieses dumme Gerede oder ich werde wirklich wütend."

Er musterte die Phiole in seiner Hand,legte sie weg und schüttelte den Kopf. “Es ist verdünnt. Er wird nicht sterben davon. Er soll nur mit möglichst vielen Zeugen Krankheitssymptome entwickeln. Ich werde dann mit ihm sprechen,fernab der Öffentlichkeit. Wenn das nicht hilft...“ Er hielt inne und atmete durch. “sehen wir weiter.“ Er konnte dem Jungen nicht ins Gesicht sagen,dass die Chance,dass er den Vater töten würde,sehr hoch stand...

Er biss sich auf die Lippe und schnaubte nur abfällig. Sollte er das doch glauben. Er war nicht naiv und nicht dumm. Doch wenn das sein glaube war,unso besser für Sandro. Dieser Kerl war für ihn einfach nur verzweifelt und fast witzig eingebildet.

Liam seufzte leise und sah zu dem Älteren hinüber. "Lüg mich nicht an... er wird sterben. Nach dem was passiert ist. Er hat keinen Wert mehr für euch." Er zuckte die Schultern und schüttelte leicht den Kopf. "Mir egal... mach doch was du willst. Ich verbinde nichts mehr mit ihm." Er setzte sich in eine Ecke und lehnte den Kopf an die Wand. Ruhe... er brauchte Ruhe um nachzudenken. Auch wenn er wusste, wie sein restliches Leben aussehen würde. Er musste sich ersteinmal beruhigen und einen Plan machen, sonst würde er hier noch durchdrehen.

Silvio seufzte leise und setzte sich aufs Sofa. Er lehnte sich zurück, seine Hand grub sich beiläufig in Sandros Haar, er kraulte ihn ein wenig während er eine Nachricht an Luciano tippte. "Wie läuft es mit Aurelio? Schon Fortschritte? Ich warte nur auf deine Anweisung..."

"Das Mittel ist fertig, heute Abend schlagen wir zu und bringen ihn zu uns", schrieb Luciano, ehe er das Handy in die Hosentasche schob und Liam musterte. Der Kleine hatte sich damit abgefunden und ließ sich wohl nicht blenden. Luciano steckte die Phiole in eine Schachtel und sperrte sie wieder weg, sicher war sicher. Der Plan stand schon und er hatte ehrlich gesagt, mit mehr Gegenwehr gerechnet. Doch Liam saß nur da, an die Wand gelehnt, erschöpft und fast absent. Luciano trat vor ihn, musterte ihn erst eine Weile von oben, dann seuftzte er tief, ging in die Hocke und legte drei Finger unter sein Kinn, um es anzuheben. Die Berührung war zwar dominant, doch schwang keinerlei Grobheit mit. "Junge, du bist fix und fertig. Komm, ruh dich aus, schlaf etwas, du musst wohl erst einiges verarbeiten." Er sah ihn an, ernst, besorgt.

Sandro saß am Fuß des Sofas und schwieg, jeder von ihnen hatte seine Meinung klar gemacht, jedes weitere Wort wäre sinnlos. Er hatte nicht aufgegeben, doch blieb er fürs erste ruhig. Kraftsparender. Die Hand des Älteren grub sich in sein Haar, er zuckte erst zusammen, sah ihn dann überrascht an, als statt Grobheit eine Krauleinheit kam.

Liam hörte die Schritte näher kommen aber er sah nicht auf. Er verkroch sich lieber weiter in seiner Ecke und zuckte zusammen als Luciano sein Gesicht berührte. Erschrocken sah er zu ihm auf. Wenn der Ältere ihn anfasste,erwartete er sofort Schmerzen und hatte Angst, dass er einen Fehler gemacht hatte. Sonst hatte Luciano auch keinen anderen Grund um ihm hinterher zu laufen. Kurz starrte er sein Gegenüber sprachlos an, dann schüttelte er leicht den Kopf. "Lüg mich nicht an... wenn du mich ins Bett kriegen willst, sag es doch einfach so wie es ist. Als ob es dich die letzten Wochen gekümmert hätte, dass ich müde war." Er wich seinem Blick aus, wagte es aber nicht sich aus seinem Griff zu befreien.

Silvio lächelte leicht als er die Nachricht las. "Das wird meine Laune erheblich verbessern... wie geht es deinem Kleinen? Hat er sich von dem Schock erholt?" Seine FInger glitten durch Sandros Haar, solange sich der Junge ruhig verhielt, würde der Italiener auch nicht grob zu ihm sein. Vielleicht verstand er dann, wie der Hase lief.