RE: Der Teufel trägt Beretta - 12

Shiro hatte zum ersten Mal seit langem keinen Alptraum. Ageros Nähe tat ihm gut. Sie war beruhigend und fühlte sich an, als würde ihm nichts passieren könnte. Doch nach einer Weile wachte Shiro wieder auf. Er gähnte und richtete sich aufrecht hin. Er blickte auf Agero, der noch schlief. Lächelnd betrachtete er ihn.

Agero beruhigte sich wieder ein wenig, er schlief den Kopf an das Fenster gelehnt tief und fest- aber dann wurde er langsam wach und öffnete die Augen. SHiro war anscheinend auch wieder wach geworden und er gähnte genüsslich. "Hm, gut geschlafen? Du siehst besser aus als vorhin.",meinte er und sah aus dem Fenster. Eigentlich mussten sie schon lange zu Hause sein, aber sie fuhren immer noch... Und die Gegend war dunkel, er konnte nicht erkennen wohin. Die Stirn runzelnd sah Agero durch die Glasscheibe in den vorderen Teil des Wagens. Das war merkwürdig... alles war völlig schräg.

Shiro sah zu Agero. "Ja, und du?" Er sah sich um. "Hier stimmt etwas nicht!" wisperte er. "Wir sollten schon lange da sein!" Shiro blickte wieder zu Agero. "Was geht hier vor? Wohin bringt dein Freund uns?" All diese Fragen sprudelten aus ihm hinaus. Shiro war verunsichert. Er starrte aus dem Fenster und versuchte etwas zu erkennen. Er rückte etwas näher zu Agero. Die ganze Sache verwirrte ihn. Er hatte ein sehr ungutes Gefühl dabei.

Agero spannte sich an. Es wäre ein Fehler, Hiro deswegen jetzt zu fragen. Besser war es, so zu tun als würde man nichts davon mitbekommen. "Still- du hast Recht, etwas stimmt nicht. Tu so als würde es dir nicht auffallen. Hiro scheint nicht mein Freund zu sein..." Er legte den Arm um den Jungen und versuchte seine Nervosität in den Griff zu bekommen. Was sollte er jetzt bloß noch machen? Er hatte keine Waffe und keine Möglichkeit um Hilfe zu rufen. Trotzdem musste er eine Möglichkeit zur Flucht finden.

Shiro nickte leicht. Er schluckte schwer. Er blickte ihn an. Letztes Mal war er mit Ageros Hilfe entkommen...nun war er an der Reihe, ihn zu retten. Er nahm sich vor, Agero zur Flucht verhelfen. Was mit ihm geschah, war ihm in dem Moment egal. Er senkte den Blick und verbarg zögernd den Kopf an Ageros Brust. Dieser war angenehm warm. Die Zeit verging. Nach einer halben Ewigkeit wurde das Auto langsamer und hielt schließlich an. Shiro sah auf. Er gab sich Mühe, sich nichts anmerken zu lassen.

Nervös wartete Agero ab, bis das Auto anhielt. Um sie herum war es völlig dunkel, der Teufel wusste, wo sie sich jetzt befanden. Er musste Shiro auf jeden Fall schützen, noch einmal würde er nicht zulassen, dass dem Jungen etwas passierte. Irgendwie fühlte er sich schuldig, dass er ihn in Gefahr gebracht hatte. Hätte er ihn nur besser nie mitgenommen. "Wo sind wir hier?",fragte er Hiro scharf, der jetzt auf sie zukam. Ein leichtes Lächeln spielte um die Lippen des Killers. "Abwarten... das wirst du schon noch sehen.",antwortete er und zog eine Pistole aus der Anzugtasche. "Mitkommen."

Shiro sah unsicher auf die Waffe. Sein Herz raste vor Angst. Fragend sah er zu Agero. Was sollte sie jetzt tun? Versuchen zu fliehen, oder still bleiben und fürs Erste gehorchen? Shiro zögerte, dann stellte er sich schützend vor Agero. Kalt sah er Hiro an. Er wollte ihn schützen- um jeden Preis. Panisch dachte er nach...er hatte keine Angst um sein Leben. Für ihn zählte im Moment nur Agero. Warum dies so war, konnte er sich selbst nicht erklären. Dennoch fühlte er sich wohl in seiner Gegenwart.

Agero sah sprachlos zu wie Shiro einen Schritt nach vorne machte und sich vor seinen Entführer stellte um ihn zu schützen. Was war nur in den Jungen gefahren??? Er schien wild entschlossen zu sein, Agero zu beschützen. Hiro zögerte einen Moment, dann grinste er kurz und spannte den Hahn. "So so sieh mal einer an. Geh besser aus dem Weg, wenn du nicht sterben willst. " Agero nutzte den kleinen Moment in dem Hiros Aufmerksamkeit auf dem jungen Sklaven lag um einen kleinen, kräftigen Ast aufzuheben, der auf dem Boden zu seinen Füßen lag. Er schien ihm wie ein Geschenk des Himmels zu sein. Sein Plan musste aufgehen, sonst war Shiros Leben in ein paar Sekunden vorbei.

Shiro blieb stur stehen. Er würde Agero nicht sterben lassen. Er funkelte Hiro kalt an. Shiro sah flüchtig zu Agero. Er wandte den Blick kurz darauf ab. Der Junge war fest entschlossen, dass er Agero schützte. Shiro deutete unauffällig nach rechts. Er hoffte, dass Agero verstand und floh. Er flehte in Gedanken, dass Agero darauf hörte. Mach schon, dachte er verzweifelt. Lauf schon!

Für ein paar Sekunden starrte Agero den Jungen sprachlos an,dann stieß er ihn zu Boden und warf den Stock mit aller Kraft nach Hiros Kopf. Der Treffer klang dumpf doch mehr bekam er nicht mehr mit denn er zerrte Shiro hinter sich her in die Büsche,dann rannte er so schnell und so weit er irgendwie konnte.

Überrascht folgte er ihm. Er stolperte hinter ihm her. Er konnte nicht sagen, wie lange sie liefen, hörte nichts anderes, als ihren gehetzten Atem. Nach einer halben Ewigkeit blieben sie stehen. "Wohin jetzt?" Er sah sich hektisch um. Zwei Wege führten weiter. Er sah zwischen beide hin und her.

Agero hatte kaum noch Kraft, normalerweise musste er sich nicht besonders anstrengen schließlich machte er viel Sport aber jetzt... die letzten Tage raubten ihm alle Kraft. Keuchend hielt er an und sah benommen zwischen den Wegen hin und her. "Entscheide du, aber sei schnell die lassen nicht locker.",bat er und lehnte sich erschöpft an einen Baum. Wieso hatte Shiro ihn gerettet? Er musste wahnsinnig sein sich vor ihn zu stellen.

Shiro fluchte leise. Er war schlecht darin, Entscheidungen zu treffen. Er zögerte, dann packte er Agero am Arm und lief los. Er wählte den rechten Weg. Panisch sah er sich nach einer Rettung um. Und dann erblickte er ein Auto, dass näher kam. Er wurde blass. Es war die Polizei. Er sah zu Agero. "Zeit, zu 'spielen'!" flüsterte er. "Aber dieses Mal eines meiner Spiele!" Er trat auf die Fahrbahn. Quietschend hielt der Wagen an. Shiro trat zu den aussteigenden Beamten. "Sie müssen uns helfen!" flehte er. Er hatte Agero mit gezogen. "Da hinten ist ein Irrer! Er wollte uns umbringen!"

Er ließ sich mitzerren durch die Nacht, stolperte über Steine und versuchte mit Shiro Schritt zu halten. Plötzlich huschten Scheinwerfer über den steinigen Weg und er erstarrte. Doch es war nicht Hiro, der sie sicher noch verfolgte sondern zwei Polizisten die durch Zufall diesen Weg entlang fuhren. Sprachlos sah er zu wie Shrio begann mit den Polizisten zu reden- hatte der Junge den Verstand verloren??? Er war durchaus ein bekannter Verbrecher, es war nicht sicher, dass er unerkannt bleiben würde. Verdammt, warum hatte er dem Jungen nicht öfter eine Tracht Prügel verpasst??? Er würde noch draufgehen wegen ihm!

Die Polizisten musterten Agero nachdenklich. Sie wechselten Blicke, dann sprachen sie leise miteinander. Shiro trat zu Agero. "Was ist?" flüsterte er ihm zu. Er hatte nicht daran gedacht, dass Agero bekannt war. Doch noch ehe dieser antworten konnte, kamen die Polizisten zu ihnen. Ihre Blicke waren kalt, sie hatten ihn eindeutig erkannt. "Oh..." murmelte Shiro. Er schob Agero unauffällig weg. "Lauf!" wisperte er. "Du kommst nicht meinetwegen ins Gefängnis!" Dann nahm er ihn am Arm und lief abermals los. Fluchend folgten die Polizisten ihnen. Er sah sich um. Die Beamten waren jedoch nicht so voller Adrenalin wie er. Er erblickte eine kleine Höhle, in die er Agero zog. Es war so dunkel, dass Shiro hoffte, die Polizisten und Hiro würden sie nicht sehen. Er erstarrte, als die Lichter einer Taschenlampe herumirrte. Er hörte wütende Stimmen, dann entfernten sie sich. Shiro wagte es nicht, aufzuatmen. Er sah zu Agero. Traurig senkte er den Blick. "Es tut mir so leid..." sagte er leise. "Ich bringe dich ständig in Gefahr..."