RE: In deiner Schuld - 7

Leicht nickte er. Er mochte die zärtlichen Berührungen, die Lijan ihm zu Teil kommen ließ. Vorsichtig legte er sich auf das weiche Bett in dem er gestern gelegen hatte. Neben Lijan zu liegen war angenehm und fast schon vertraut. Aber der Prinz konnte doch nicht vorhaben jetzt einfach rum zu liegen... "Warum wart Ihr heute Nacht nicht in Eurem Zimmer?", fragte er.

Ich strich Quirin über die Seite bis er mich nach letzten Nacht fragte.
Die Frage liess mich zusammen zucken. "Was sollte ich ihm antworten? Ich konnte ihm nicht sagen, dass ich die Nacht im Kerker verbracht habe. Ihn weiter belügen wollte ich aber auch nicht. Das tat ich schon vorhin, meine Verletzungen betreffend. "Stell mir diese Frage nicht, bitte."
Ich lockerte den Gürtel der den Stoff seiner Tunika in der Hüfte zusammen hielt. "Ich würde wirklich alles für dich tun, aber bitte stell mir diese Frage nicht."
Keine Ahnung wie ich regaieren würde, würde Quirin die Wahreheit erfahren. Ich würde wohl im Boden versinken aus scham.

Fast hätte Quirin gefragt, ob sein Herr jemanden umgebracht hätte. Es klang zumindest so. Aber wenn der Prinz ihm diese Frage nicht beantworten wollte, hatte er kein Recht dadrauf zu wissen, was in der letzten Nacht geschehen war. Als der Prinz begann seinen Gürtel zu lockern half Quirin nach. Er würde ihm nichts verwehren. Würde er ihm mit dem Gürtel züchtigen, weil er die Frage gestellt hatte?

Quirin kam mir bei seinem Gürtel zu Hilfe. Da ich auf der Seite lag, hatte ich nur eine Hand zur Verfügung. Ein seltsames Gefühl machte sich in mir breit als ich das weiche Leder in meiner Hand betrachtete. Damit hat es angefangen...
Ich sah zu meinem Sklaven, war das Angst, was ich da in seinen Augen sah?
Schnell legte ich den Gürtel weg und schob meine Hand zärtlich unter seine Tunika um seinen Rücken zu erkunden. Was würde ich fühlen? Alte Narben, frische Wunden? Hatte man die Sklaven vor ihrer Hinrichtung gefoltert?

Anders als erwartet legte Lijan den Gürtel weg. Verwundert richtete Quirin sich halb auf, um sicher zu sehen, dass der Gürtel nicht mehr in der Nähe war. Dann ließ er sich wieder entspannt in die Kissen sinken und spürte, wie eine sanfte Hand langsam über seine alten und neuen Narben strich. Er wünschte sich unversehrt zu sein. Lijan sollte nicht wissen, was für ein schlechter Sklave er gewesen war. Doch er würde es zwangsläufig erfahren. Mit Sicherheit würde die Hand sich gleich vor Ekel wegziehen.
Gerne hätte er Lijan berührt, doch wagte er es nicht.

Quirin und ich lagen auf der Seite, ich hinter ihm. Die Art wie er dem Gürtel nachschaute verletzte mich etwas. "Ich haben dir doch versprochen, dass ich dir nicht weh tun werde."
Ich fühlte Narben und verschorfte Wunden. Ich hatte recht, Vater hat die Sklaven auspeitschen lassen. Ich setzte mich auf und griff nach einer Heilsalbe auf meinem Nachttisch. Dann zog ich Quirin die Tunika aus und begann die frischeren Wunden einzusalben. Die Narben waren sicherlich ein paar Jahre Alt, aber auch nicht so alt. Schien als hätte er mit seinem ersten Herren glück gehabt. Zärtlich verrieb er die Salbe unf küsste Quirins Nacken, warum er das tat, konnte er sich selbst nicht erklären, es war einfach über ihn gekommen.

So ganz wollte Quirin dem Prinzen noch immer nicht glauben. Still ließ er sich das Oberteil ausziehen, bevor er sich wieder auf den Rücken drehte. Kurz zuckte er zusammen, als er die kühlende Salbe auf seinem Rücken spürte. Sie tat gut, doch hatte er einfach nicht damit gerechnet. "Danke", flüsterte er und schaffte es endlich, sich zu entspannen. Nur eine Frage blieb: Warum brauchte Lijan Wundsalbe? Dann plötzlich spürte er federleichte Küsse auf seinem Nacken. Verwundert drehte er seinen Kopf zu Lijan und blinzelte ihn an.

Quirin zuckte immer wieder unter meinen Berührungen zusammen. Ich nahm an, es lag daran, dass er es einfach nicht gewohnt war. Mein kleines Küsschen schien ihn dann aber doch sehr zu verwirren. Ich lächelte unschuldig. "Entschuldige, ist einfach über mich gekommen" erklärte ich. "Wird nicht wieder vorkommen."
Ich rutschte etwas von ihm weg, so das unsere Körper sich nicht mehr berührten. Quirin schien meine Berührungen zu mögen, aber mehr Nähe schien ihn zu erschrecken. Ich wollte ihn in keinster Weise bedrängen. Er sollte sich wohl bei mir fühlen.

Quirin konnte es kaum genießen, wie Lijan sich um ihn kümmerte. Sollte es nicht anders herum sein? Er hatte das Gefühl die Zärtlichkeiten nicht verdient zu haben. Trotzdem war er enttäuscht, als der andere von ihm abrückte. Still blieb er auf dem Bauch liegen und wartete auf mögliche Anweisungen seines Herren. "Was müsst Ihr heute alles tun?", fragte er. Vielleicht konnte er ihn bei irgendetwas unterstützen.

Ich versorgte die Salbe. "Ich habe heute keine Pflichten zu erfüllen. Vielleicht machen wir heute Nachmittag einen Ausflug zusammen. Wenn du magst." Seltsam, ich dachte ich wäre darüber hinweg, aber das war offenbar ein Irrtum, Zurückweisung schmerzte mich noch immer, egal ob sie von meinem Vater, oder von Quirin kam. Ich stand auf. Ich musste hier raus, den Kopf frei kriegen. Wie sollte ich mich um Quirin kümmern, wenn er kaum mit mir redete, mir seine Bedürfnisse nicht mitteilte?
Ohne ein weiteres Wort und ohne mich nochmal umzudrehen verliess ich das Zimmer. Auf dem Flur lief Alistar mir über den Weg. Ich ignorierte ihn und seine Frage, ob alles in Ordnung sei.
Verwirrt trat er in mein Zimmer wo er Quirin auf dem Bett liegend vorfand.
"Ist irgendwas passiert? Lijan schien gerade ziemlich neben sich zu stehen." Er lächelte. "Er hat dir doch bestimmt auch erlaubt ihn so zu nennen oder?"

Unter keinen Umständen würde Quirin eine Einladung des Prinzen ausschlagen. Doch trotz seiner guten Vorsätze schien er alles falsch zu machen, was er falsch machen konnte. Trotzdem musste er den Prinzen in irgendeiner Form verärgert haben, denn der andere schritt ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. Überfordert zog Quirin seine Tunika wieder an. Hoffentlich erwartete der Prinz nicht, dass er sich nicht gerührt hatte, denn dann wäre es nun zu spät. Ertappt hielt er inne, als er Alistar sah. "Ich weiß es nicht", meinte er leise. "Ich weiß nicht, was ich machen und lassen soll und ich verstehe nicht, warum du dich als Sklave dem Prinzen gegenüber so unhöflich verhältst", flüsterte er ihm leise zu , als er auf ihn zu trat. Wäre Alistar gemeinsam mit ihm aufgewachsen, hätte er viele Züchtigungen erdulden müssen.

"Du findest, dass ich mich unhöflich dem Prinzen gegenüber verhalte? Warum? Weil ich ihn beim Vornamen nenne? Weil ich ihn ermahne, genug zu essen oder weil ich ihm meine Meinung sage?" Alistar legte die Wäsche, die er bei sich trug auf dem Bett ab. Es wurde Zeit, dass jemand Klartext mit Quirin redete. "Du findest mein Verhalten unangemessen für einen Sklaven. Dabei tue ich nichts anderes als Lijans Wünsche zu erfüllen."
Er drehte sich zu Quirin um uns ah ihn mit ernster Mine an.
"Du weisst nicht was du tun oder lassen sollst? Frag ihn, rede mit ihm. Lijan weiss wahrscheinlich selbst nicht, was er tun oder lassen soll. Du bist sein Sklave, dass ist schon richtig aber du hast auch sein Leben gerettet. Er steht in deiner Schuld und wird versuchen dir jeden Wunsch zu erfüllen. Warum willst du nicht verstehen, dass er dich nicht als Sklave sieht?"

Natürlich! Natürlich fand er es unangemessen, dass ein Sklave einem Prinzen verbesserte, oder auch nur denken konnte, dass er seine Meinung äußern durfte. Er hatte nie erlebt, wie ein Sklave in der Gegenwart eines Adeligen gesprochen hatte. Jetzt sollte er plötzlich derjenige sein, der ein mögliches Gespräch leitete? Das war vollkommen unangebracht! Doch durch die ernste Mine, die Alistar aufgesetzt hatte, traute Quirin nicht, etwas zu sagen. "Also... soll ich ihm hinterher gehen?", fragte er leise.

"Das würde ich lassen. Lijan braucht etwas Zeit für sich, ich bin sicher er kommt bald zurück. Er wird dich sicherlich nicht lange alleine lassen, wenn er es verhindern kann." Einen Momentlag betrachtete Alistar den anderen. "Du bist nicht der Einzige, der mein Verhalten als unmöglich betrachtet. Diese Vertrautheit zwischen Lijan und mir existiert nur in diesem Zimmer."

Alistar sollte recht behalten. Ich kam nicht weit, da drehte ich auch schon wieder um. Was hatte mich da geritten, den jungen Mann allein zu lassen? Womöglich geriet er noch in Schwierigkeiten, wenn ich nicht auf ihn aufpasste. Ich ging zurück und hörte wie Alistar sich mit Quirin unterhielt. Ich blib stehen und lauschte. Nicht die feine Art aber womöglich würde ich etwas schlauer werden, auf diese Weise.

"Ich wollte dir nicht zu nahe treten... ich verstehe einfach nicht, wie er das Verhalten fördern kann. Aber ich freue mich für dich.. Verstellst du dich?", fragte er dann. Er hatte miterlebt, wie ein anderes Sklavenkind sich gezwungener Maßen mit einem Adeligen angefreundet hatte. Aber auch in dieser Beziehung hatte keine Augenhöhe geherrscht. Wenn Lijan jemand war, der gerne so tat, als wären er und seine Diener gleichberechtigt, konnte Quirin es versuchen. Dann wusste er, worauf er ungefähr achten musste.