RE: Spouse - 13

"Achso, er ist im Krankenhaus." Ich fragte mich wirklich, um wen es sich da handeln könnte. Vielleicht ein Verwandter, den er nach vielen Jahren dort getroffen hat, oder ein alter Freund? Aber weshalb war es so verdammt wichtig, dass ich dann diese Person kennen lerne? Es schien irgendeinen Grund zu haben, weshalb London das nun so einfädelte.
Aber... nicht heute...
"Gut, dann werde ich langsam gehen." So sehr es mir, oder meinen Hormonen, auch schwer fiel. Würde ich auf diese nichtigen Triebe hören... ich wollte es mir gar nicht vorstellen. "Wehe, du provozierst es jetzt noch", warnte ich ihn und warf ihn einen wenig freundlichen Blick zu. Er nannte mich süß, ich seufzte und kämpfte mich vom Sofa hoch. Mir war noch immer heiß, und die Schuld daran trug alleine mein Verlobter. "Ich hasse diese ganze Scheiße, wirklich... Ich schaff's ja nichtmal, mir Abhilfe zu verschaffen."

"Mich soweit entspannen, dass ich mich selbstbefriedigen kann", meinte ich in einem leicht zickigem Tonfall, da mir das alles verdammt unangenehm war. Er schob mich wieder auf das Sofa und bei dieser Berührung, dieser Geste, musste ich seufzen. Einerseits genervt, andererseits, weil es erneut eine Hitzewelle auslöste, welche direkt nach unten abwanderte. "Ja. Ich fühle mich seitdem einfach ekelhaft. Sobald ich auch nur an irgendetwas körperliches oder sexuelles denke... es fühlt sich alles nicht mehr freiwillig an. Und ich fühle mich, als säße ich wieder auf diesem Stuhl." Ich fuhr mir mit den Händen durch mein Gesicht, meine Stirn schwitzte leicht, auf meinen Unterarmen hatten sich die kleinen blonden Haare dem Himmel empor gerichtet. "Nein, ich will nicht reden. Ich will Dr. Clance ins Gesicht treten oder ficken." Obwohl ich beides noch nie getan hatte, war immer für nach der Hochzeit keusch geblieben, aber natürlich hatte ich es mir auch mal selbst gemacht. Ich wusste aus Büchern und Pornos, aus Erzählungen, wie es war mit jemandem zu schlafen. Und meine Zellen schrien danach, und stießen gleichzeitig jeden Gedanken daran ab.

Ich musste kurz lächeln, als London mir zustimmte, Dr. Clance zu verrügeln. Die Vorstellung ließ mich für einen kurzen Moment zumindest meine sexuellen Probleme vergessen. Mittlerweile fühlte er sich fast wie ein Freund an, auch wenn da noch viel mehr zwischen uns lag, positives sowie negatives. Es war kompliziert, keine Frage. Alle Emotionen schienen immer wieder miteinander zu kämpfen, dann zu tanzen, sich zu verschlingen und wieder gegenseitig abzustoßen.
Als er das mit den Damen erwähnte, hob ich den Kopf und blickte ihn schockiert an. "Ich gehe doch nicht zu irgendwelchen Nutten! Das macht es doch auch nicht besser. Oder willst du wirklich, dass ich dich betrüge. Hallo, London, wir sind verlobt." Wollte er wirklich, dass mich irgendwer fremdes anfässt? "Juckt es dich denn gar nicht, dass Dr. Clance seine Finger in mir hatte?" Falls nicht, würde ich wütend werden. Das konnte zum Teil auch an den Hormonen liegen, dass ich leichter reizbar war, aber der andere Teil war immer noch mein Verständnis von Ehe. "Und nein, ich will nicht, dass du mich anpackst." Ich stand auf, es waren wieder viel zu viele Probleme auf einmal. Sexuelles Verlangen, Selbstekel, und die ganzen Gedanken, die dann noch um London und seine merkwürdige Einstellung kreisten.

Ich wollte nicht, dass London mich anfasste. Zwar wollte mein Körper es, und wie er es wollte, aber mein Geist sagte mir klar und deutlich: Nicht so! Am besten gar nicht, niemals. Und dann war da aber noch meine Seele, die wiederum ganz andere Pläne zu haben schien. Fakt war, ich würde erstmal nicht zur Ruhe kommen, bis die Hormone abebbten. Dann würde ich eventuell wieder eine neue Dosis erhalten, wer wusste das schon?
Dann explodierte auch London, und in dem Moment, stellte sich eine beruhigende Erleichterung bei mir ein. Immer hatte er sich stark und belastbar gezeigt. Und nun wusste ich zu einem Teil besser, was in ihm vorging. Zwar hatte ich mir auch Eifersucht erhofft, aber diese Informationen waren noch viel mehr wert. Er sprach von Familie und ich konnte nachvollziehen, was in ihm vorging. Schweigend hörte ich mir all das an und war dann doch sehr überrascht, als die Geschichte seines Bruders mit zu Worte kam.
Das letzte Word verklang und ich blieb überfordert stehen. Das änderte sehr viel. London freute sich sicherlich, seinen Bruder wieder zu sehen, und hatte gleichzeitig Angst um ihn. Vielleicht sogar noch mehr Verantwortung, als er mit mir schon hatte.
Schweigend ging ich zu ihm, setzte mich neben ihm auf das Sofa und lehnte dann meinen Kopf auf seine Schulter. Der viel zu intensive Duft direkt an seinem Körper ließ wieder ein Kribbeln in den Lenden entstehen, aber ich schloss nur die Augen und versuchte es zu ignorieren. "Es tut mir leid." Ich hätte ihn nun viel zu gerne geküsst und wusste nicht, weshalb.

Er legte seinen Kopf auf meinen und meine Nackenhaare stellten sich dabei auf. Es war so viel Nähe, so viel verfluchte Nähe. Mit keinem anderen Menschen hatte ich diese Art von Nähe, und ich hatte sie schon seit Jahren nicht mehr erlebt, und die Hormone verstärkte das alles. Obwohl es so traurig war, wie wir hier saßen und uns selbst bemitleideten, spürte ich, wie Blut in meinen Unterleib floss. Er wollte, dass ich blieb. Und ich wollte es auch, obwohl ich wusste, dass es unklug war. Dennoch stimmte ich zu. Ließ mich von dieser Traurigkeit verführen, von seinen vielen Versuchen, mir das Bleiben schmackhaft zu machen.
Sein Arm legte sich um mich, mein Atem wurde schwerer. "Vor.. vorlesen klingt gut." Meine Stimme war leicht zittrig und ich stotterte. Konnte nun wohl kaum von meinen Träumen berichten, denn meine Gedanken wollten wild wie Pferde in eine andere Richtung durchbrennen. "Vielleicht lenkt mich das ab." Von der Enge in meinem Schritt. "Gott, London, dein Duft." Ich schob ihn von mir und rückte ein Stück weiter weg, hielt die Nähe kaum mehr aus, alles in mir pulsierte.

Ich war so gar nicht darauf vorbereitet, was in den nächsten Augenblicken passieren würde. Sein Duft betörte mich heftig und ich versuchte nur, mich unter Kontrolle zu halten. Dann sah er mich an, faselte irgendetwas über meine Augen und kam näher. Ich konnte mich nicht bewegen, war wie hypnotisiert von seinen wunderschönen Gesichtszügen, und dann passierte es. Ich spürte seine Lippen, unsere Nasen streiften sich, seine Finger lagen auf meiner Wange. Mein Körper war taub und heiß und ich spürte ein Schaudern und starkes Zittern durch jede Zelle rasen.
Dann löste er sich. Meine Lippen blieben einen Spalt weit geöffnet und ich starrte ihn mit meinen hellblauen Augen an. Was war passiert? War es wirklich ein Kuss? Es fühlte sich an, als sei mein System vollkommen abgestürzt. Er entschuldigte sich bei mir und brach kein Wort heraus. Dann bemerkte ich etwas warmes, feuchtes... Shit.
"Ähh... ich bin mal kurz im Bad." Der Raum füllte sich unterschwellig mit dem Duft meines Saftes, und ich hatte die Befürchtung, dass London es auch wahrnehmen konnte. Ich stand auf und ging zittrig und leicht schwankend auf sein Bad zu.

Im Badezimmer zog ich mich aus und war glücklich darüber, meine Privatsphäre zu haben. Ich atmete tief durch, mehrere Male, und stieg dann unter seine Dusche. Die Haare sparte ich aus, aber ich wusch mir Schweiß und Sperma von meiner hellen Haut und stöhnte einige Male genussvoll. Ein wenig von der Anspannung fiel von mir ab, auch da ich gekommen war. Ich hoffte nur, er hatte nichts mitbekommen.
Nach wenigen Minuten trocknete ich mich ab und schlüpfte in die Sachen, die er mir bereit gestellt hatte. Anschließend legte ich meine Sachen zusammen und legte sie auf den Fußboden, würde sie später einfach mitnehmen.
Als ich aus dem Badezimmer kam, duftete ich nach seinem Duschgel, und das stachelte mich schon wieder leicht an. Gleichzeitig konnte ich die heiße Schokolade riechen, welche mich beruhigte. Es würde ein gemütlicher Abend werden und ich machte es mir auf dem Sofa bequem.

Ich ließ mich noch ein wenig tiefer sinken, als London sich zu mir gesellte. Als er dann das Buch in meine Richtung drehte, schaute ich interessiert hinein. Kurz beugte ich mich noch vor, um den Kakao zu nehmen und vorsichtig einen Schluck der heißen Flüssigkeit meinem Mund zuzuführen. "Die sehen niedlich aus. Habe ich noch nie gesehen." Auch einen Comic hatte ich nie zuvor gesehen. Meine Augen funkelten wie die eines Kindes. "Wer von diesen ganzen Figuren ist Snuffkin?" Ein wenig ungeduldig wartete er darauf, dass London zu lesen begann.