RE: Model gesucht - 9

Kays Augen weiteten sich. Er hatte dies falsch verstanden. "Verstehe..."murmelte er und wandte sich ab. Er senkte den Blick, dann steuerte er stumm den Ausgang an. Einen Moment blieb er stehen, zögerte, doch dann verließ er das Gebäude ohne auf das Geld zu achten. Er lief die Treppen hinunter und stand kurz darauf auf der Straße. Der junge Mann steckte seine Hände in die Hosentaschen und machte sich auf den Heimweg.

Jaryth seufzte, als Kay einfach das Gebäude verlies, ohne sich zu verabschieden, oder das Geld zu nehmen? Er hätte wirklich ncihts mit ihm anfangen sollen. Das war unprofessionell gewesen und er hatte das Gefühl, dem Burschen wehgetan zu haben, ohne etwas gemacht zu haben. Der Tag verlief ruhig, er machte nur noch das ein oder andere an Vorbereitung oder telefonierte mit Vernissagen.
Am Abend jedoch malte er wieder, und zwar sehr intensiv. Er malte Kay, wie er gestern vom Sonnenlicht beschienen wurde. Er malte Kay unter der Dusche, seinen Rücken, sein nasses Haar. Frustirert malte er Kay, wie er heute morgen im Bett gelegen hatte. Er malte eine ganze Reihe und ging in dieser Nacht nicht schlafen. Immer wieder rauchte er dabei, und vergaß zu essen und zu trinken.
Am Nachmittag kam seine Managerin vorbei. Er schickte sie umgehend weg. Er war im Tief angekommen. Ob Kay sich melden würde?

Kay sah auf sein Handy. Zögernd griff er danach. Nachdenklich tippte er eine Nachricht.
>>Kennst du das, wenn du Angst hast, verstoßen zu werden? Dumme Frage...natürlich nicht. Ich habe Angst davor und es gibt niemanden, der mir diese Angst nehmen könnte. Vielleicht war es naiv zu denken, ich würde dich lieben. Ich habe mir eingebildet, dass ich dieses Gefühl brauche. Aber jetzt weiß ich, dass ich auch ohne dieser zu leben.Ich weiß noch nicht einmal, was das Wort LIEBE bedeutet. Es war nur so, dass du da warst für mich. Mit mir geredet hast, als wäre ich normal...und du hast versucht mir nicht weh zu tun. Ich danke dir dafür. Ich will nicht, dass etwas zwischen uns steht. Schon gar nicht Liebe! Ich wäre gerne dein Freund mit gewissen Vorzügen. Wenn du dies noch willst...<<

Jaryth beachtete sein Handy nicht. Waren es zwei oder drei Tage in denen er beinahe nur durchmalte? Er aß nichts, und erst als er sich am dritten Tag ins Bett fallen lies, sah er die Nachricht. Er las sie mehrmals durch und hob seine Braue. Dann ging er wieder nach unten. Wie sollte ein kaputter Mensch einem anderen kaputten Helfen? Er warf das Handy in die Ecke, und malte wieder. Sein sonst doch attraktives Gesicht, hatte tiefe Augenringe bekommen. An diesem Tag kam seine Managerin wieder und schrie ihn an, er solle schlafen essen und was auch immer. Er malte einfach weiter und ignorierte, dass sie sein Handy nahm.
Lynn war schon seit Jahren Jaryth Managerin und kannte diese Phasen bereits. Und mit der Nachricht die sie auf dem Handy fand, bestätigte sich ihre Vermutung. Und sie rief Kay an. Hoffte, dass er dran gehen würde und wenn ja würde sie sagen: "Hey.. Ich weiß nicht wer du bist, aber kannst du zu Jaryth kommen? Triff mich am besten draußen, vor der Haustür" und dort würde sie stehen und auf diesen ominösen jungen Mann warten, der auf den vielen Bildern in Jaryth Atelier war.

Kay machte sich sofort auf den Weg zu ihm. Er war besorgt. Kay hatte nicht erwartet, dass sich Jaryth meldete. Und selbst jetzt war er unsicher, ob er das richtige tat. Doch ein seltsames Gefühl trieb ihn an. Kurz darauf kam er an seinem Ziel an. Er war nervös, denn seit seinem fluchtartigen Abgang war er nicht mehr hier gewesen.

Lynn stand vor der Haustür, die Arme vor der Brust verschränkt und wartete. Sie hatte kurzes wildabstehendes braunes Haar und war sehr schmal und groß. Als sie Kay auf sich zu kommen sah, hob sie überrascht die Augenbrauen "Oh.. Ach dann bist das wirklich du?" sie lächelte leicht, mit ihren geschminkten Lippen. "Magst du mir erklären was passiert ist?" fragte sie ohne mit der Sprache rauszurücken was mit Jaryth los war.

Er zögerte. "Was ist mit Jaryth?" fragte er ohne zu antworten. Besorgt sah er sie an. "Ist ihm was passiert? Geht es ihm nicht gut?" Man hörte ganz deutlich seine Angst und Sorge heraus. Er senkte den Blick. "Er hat sich nicht gemeldet...und da dachte ich, er hätte genug von mir...ist es so?"

Lynn löste die verschränkten Arme und stützte ihre Hände in die Hüften. "So wie er aussieht hat er die letzten Tage weder geschlafen noch gegessen, aber er malt noch immer, das heißt in der Regel es geht ihm noch gut. Aber ich würde gerne einen Krankenhausaufenthalt vermeiden." sie hob eine Braue und sah dabei ziemlich streng aus. "Deswegen würde ich gerne wissen, was vorgefallen ist. Im Idealfall könnt ihr beiden euch dann wieder vertragen und wieder machen, was auch immer ihr davor gemacht habt." sie seufzte und musterte ihn wieder "Wer bist du überhaubt?" es klang nicht wie ein vorwurf, eher wie ehrliches Interesse.

"Ich bin Kay. Ich bin...war Jaryths Model..." Kay zögerte. "Wir...haben miteinander geschlafen..." gestand er leise. "Ich bin...dann einfach gegangen. Ich wollte ihm eigentlich alles erklären. Ich wollte ihm vertrauen...aber es kam keine Antwort..." Er senkte den Blick. "Hasst er mich jetzt?" fragte er leise. "Ich meine...ich bin an allem Schuld...wäre ich doch nur nicht gegangen. Aber ich hatte Angst zu vertrauen..."

Lynn hörte zu, musterte diesen unsicheren Burschen und nickte schließlich. "Ich verstehe schon." sie lächelte ihn verstehend an. Es war nicht das erste Mal dass sich Jaryth so verrannte. "Komm mit rein. Ein Tipp, sprich ihn erstmal nicht an." und damit ludt sie ihn ein und sagte dabei. "Er hasst dich nicht." und damit ging sie rein. In der Halle war es stickig und Jaryth kniete auf dem Boden, über einem Bild und zeichnete Haargenau jedes kleine Detail von Kays Gesicht darauf. Er ignorierte, dass die Tür aufging und setzte eine weitere Pore. An den Wänden standen bestimmt 20 Bilder. Manche bis in die Vollendung gemalt, wie das, indem man Kay im Mondlicht sah, andere nur angefangen, und dann nie weiter gemalt. Lynn sah besorgt zu Kay. Sie selbst fand das ganze immer erschreckend. "Er würde mich erschlagen, wenn ich das sage... Aber er bekommt dich scheinbar nicht aus dem Kopf.." sie flüsterte und grinste leicht.

Ungläubig sah er sich um. Sein Blick fiel auf Jaryth. Er öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder ohne erwas gesagt zu haben. Er zögerte, wollte zu dem Künstler und ihn in die Arme schließen. Ihm sagen, dass er da war für ihn...und das er ihn...nun ja...das er ihn liebte. Das war Kay nun vollständig klar geworden. Ja, er liebte den Künstler. Traurig senkte er den Blick.

Lynn blieb bei Kay und musterte Jaryth, der wütend schnaubte. "Was willst du Lynn?! Ich bin noch nicht fertig!" er knurrte beinahe und seine Stimme war rau und gereizt. Er blickte auf und starrte einen Moment Kay an, dann senkt er den Kopf wieder. "Steht nicht nur rum, macht leinwände, kauft farbe. Seid produktiv!" er klang nicht besonders glücklich. Doch Lynn schnaubte. "Du hast genug gemalt. Und jetzt bekomm deinen Arsch hoch und sag ihm wenigstens Hallo" sie trat auf ihn zu, doch Jaryth blieb knien und sagte "Ich sag dir schon wenn ich fertig bin." er hielt inne und sah wieder zu Kay. "Du! Komm her. Setz dich hin und halt still" er hatte etwas wildes an, so wie er Kay ansah und dann wieder zu zeichnen begann, diesmal hoch konzentriert das Ohr von Kay, um es ja richtig hinzubekommen.

Er zuckte leicht zusammen, dann setzte er sich gehoraam und hielt ganz still. War er etwa nur ein Model? Ihn schmerzte dieser Gedanke, doch er sprach dies nicht aus. Kay wagte es nicht, Lynn anzusehen, geschweige denn sie anzusprechen. Warum konnte es nicht wie früher werden? Warum war er wortlos gegangen? Hatte den Künstler allein gelassen? War er an allem Schuld? Er wollte ihn ansprechen, ihm alles erklären...doch er wagte es nicht, Jaryth zu stören.

Jaryth malte vertieft und sah Kay nur hin und wieder an. Es war seine Art sich wieder anzunähern, an den Mann der ihn einfach mit einem Mal in dieses Tief gestoßen hatte.
Lynn seufzte im Hintergrund.. "Ich mache mal Kaffee..." und ging die Treppen hinauf.
Einen Moment lauschte Jaryth den Stufen und hielt inne. Er sah wieder zu Kay auf, musterte ihn und malte weiter "Wieso bist du gegangen?" wollte er wissen. Seine stimmte war rau und trocken.

"Um eines mal klar zu stellen..." begann Kay zögernd. "Ich hatte nie vor, dir weh zu tun!" er sah ihn direkt an. "Es hat etwas mit meiner Vergangenheit zu tun!" Sein Blick wurde unsicher. "Ich habe Angst, dass du mich ekelerregend findest und mich verstößt...oder mich hasst!" Seine Stimme wurde leiser. "Das könnte ich nicht ertragen...du bedeutest mir dafür zu viel!"