RE: A Warlock's Destiny - 12

Der Jäger knurrte lüstern, während er das widersprüchliche Gebaren seines Spielgefährten mit Argusaugen beobachtete. Dieses Wechselbad der Gefühle, welches dem Antlitz des Jungen abzulesen war, erfüllte Dain mit einer beinahe größeren Befriedigung als der körperliche Höhepunkt. Um Nicolais Pein zu verstärken, zerrte er mit seinen Zähnen an dessen Brustwarze und erhöhte den Druck an dessen Glied, bis der Bengel mit einer Intensität kam, die an Brutalität grenzte. Wieder lachte der Hexer kehlig, wobei er sich auf den Rücken neben Nicolai rollte und den Kopf auf dem angewinkelten Arm abstützte. Sein diabolisch glühendes Augenmerk lag auf dem Antlitz des Jünglings, dessen schmerzerfüllten Anblick verzehrend. Obwohl kein Zweifel mehr daran bestand, wem Nicolai gehörte, ermahnte er ihn dennoch; "Damit eins klar ist; dein Arsch gehört mir. Was du mit deinem Schwanz machst, ist mir egal. Steck ihn rein wo du willst, aber gefickt wirst du nur von mir!"

Stocksteif lag Nicolai auf seinem Rücken. Sein ganzer Körper glänzte schweißnass und ließ ihn noch großartiger aussehen. Erschrocken wie er war, sah er an die Decke, lauschte dem brutalen Klopfen seines eigenen Herzens und dem Rauschen des Blutes in seinen Ohren. Die Stimme seines Meisters hörte er überdeutlich und nickte hastig und zitternd, um zu zeigen, dass er verstanden hatte.
"I-ich habe v-v-verstanden", keuchte er nervös, doch mit der zaghaften Gewissheit, dass er für heute Abend der Pein entkommen war. Nur ganz kurz blickte er nach links, wo der nackte Körper des Hexers sich räkelte und grinste wie ein Wolf vor dem erlegten Reh. Er schämte sich furchtbar. Doch auch in ihm reifte die Erkenntnis, dass Dain Recht hatte...

Dain grinste wölfisch. „So gefällst du mir“ ließ er auf Nicolais beständiges Nicken hin verlauten. Dieser schweißnasse, erschöpfte Anblick war gerade zu verlockend. Gar so sehr, dass der Hexer sich dazu verleiten ließ, mit den Fingerkuppen über die sanfte Bauchmuskulatur seines Lehrlings zu streichen. Gedankenversunken folgte er mit seinem wachsamen Blick dem Tun seiner Finger, die lange Linien auf der geschmeidigen, streichelzarten Haut hinter sich her zogen. „Du wirst mehr Muskelmasse zulegen müssen, wenn du im Schwertkampf ohne magische Tricks gewinnen willst. Noch einmal wird Mordred nicht darauf reinfallen“ sprach er aus, was Nicolai schon zuvor erkannt hatte. Jene Tatsache würde Nicolai so lange ein Hindernis sein, bis er um einiges kräftiger geworden war. „Wir werden zu diesem Zweck deine Ernährung und dein Training umstellen“ ob es Nicolai recht war oder nicht, das Wort seines Meisters war Gesetz.

"Was... was heißt "umstellen"?", fragte er nervös und richtete sich halb auf, ohne die Hand zurück zu schlagen, die auf ihm herum tänzelte. Am liebsten wäre er nun allein, doch andererseits hatte er das Gefühl, sofort sterben zu müssen, wenn ihn Dain nun allein ließ. Deshalb mühte er sich, die Berührungen zu genießen, die ihm aufgezwungen wurden. Doch natürlich konnte es nie schaden, ein stärkerer Mann zu werden. Neben all diesen Hünen in der Burg fühlte er sich mehr als Frau denn als Mann. Apropos... würde Dain etwa hier nächtigen, in seinem spärlichen Domizil? Oder sich alleine wieder verziehen und ihn zurück lassen?

"Mehr Eiweiß, weniger Kohlenhydrate. Mehr Krafttraining, weniger Magieübungen" antwortete Dain schadenfroh grinsend ohne von dem Jungen abzulassen. "Außerdem werde ich dafür sorgen, dass du in meinen Turm verlegt wirst. Der Weg hier her ist elendig lang" offenbarte er ihm gleich danach sein Vorhaben, das er alsbald in die Tat umsetzen würde. "Und jetzt schlaf. Morgen wird ein anstrengender Tag für dich sein" fügte er noch hinzu, ehe er sich von diesem lächerlichen Abklatsch eines Bettes erhob und zur Tür hinaus ging, geradewegs in Richtung seines Privatgemachs, das nicht vergleichbar war mit den schäbigen Unterkünften der Lehrlinge.

In seinen Turm verlegen? Verwirrt blieb der Junge zurück und vergrub seinen Kopf zwischen seinen Armen. Er fühlte sich so elend wie am Tag nach ihrer Begegnung und fast noch schlimmer war, dass ihn Dain nun allein ließ, ihm nicht die Gelegenheit gab, sich der Wärme seines Körpers anzuvertrauen. Der innere Zwiespalt verwirrte ihn zutiefst und auch wenn er wusste, dass genau dies im Sinne seines Herrn war, machte es das nicht besser. Die halbe Nacht grübelte er nach, über Mordred, Dain und auch über Tommen, bevor die schiere Erschöpfung ihn in den Schlaf rettete.
Am Morgen weckte ihn der Gong und er fühlte sich wie gerädert. Der zweite Tag auf Burg Kaer Morhen brach an und mit einem leichten wimmern angesichts der Schmerzen zog er seine Kleidung an, um sich auf den Weg zum Frühstück zu machen. Was nur sollte er nun wegen Mordred tun, der sich als größeres Problem erwiesen hatte als erwartet?

Mordred war an diesem Morgen nicht im Speisesaal. Sofort wurde gemunkelt, der alte Waldschrat hätte ihn geholt, lüstern wie er war. Dieser erfreuliche Umstand lockte Tommen in den gefürchteten Saal, der gefüllt war mit Schülern verschiedenen Alters, die mehr oder weniger friedlich miteinander an den Tischen saßen und speisten. Auf leisen Sohlen schlich er sich an den besetzten Reihen vorbei auf der Suche nach Nicolai, zu welchem er sich gesellen wollte, um sich nach dessen Wohlergehen zu erkunden. Ihn plagte nämlich die Sorge um den Freund, der sicherlich eine Abreibung durch Mordred erfahren musste wegen der Niederlage, die Nicolai ihm beschert hatte. Als der Blonde den Jungen entdeckte, eilte er schnellen Schrittes zu ihm hinüber, woraufhin es aus ihm heraus sprudelte: "Ich bin gestern bei dir gewesen. Aber du warst nicht da! Hast du etwa noch mit deinem Meister trainiert oder hat dich... Mordred geschnappt? Du hast ihn doch nicht etwa wieder platt gemacht? Ist er deswegen heute nicht hier?" Tommen reckte den Hals und sah von einer Seite zur anderen wie in dem Versuch, den pechschwarzen Haarschopf Mordreds ausfindig zu machen.

Nicolai sah matt von seinem Essen auf als Tommen sich zu ihm gesellte. Dessen Befürchtung erwies sich als sehr akkurat, dennoch wollte er weder seinen neuen Freund beunruhigen, noch wollte er sich eingestehen, tatsächlich von dem Mistkerl überreumpelt worden zu sein.
"Oh nein, mein Meister wollte... noch etwas von mir."
Das sollte genügen, fand er, und musterte sein Essen unwillig. Das sah noch ekliger aus als der Haferschleim und mit einem Seufzen hob er den Löffel an die Lippen. Offenbar hatte Dain seine Drohung bereits wahr gemacht. "Heute werde ich mit ihm trainieren... Wenn wir beide frei sind, hast du dann Lust, mir die Burg zu zeigen?"

Tommen blinzelte, wobei seine dichten Wimpernkränze nervös flatterten. Er war bereits lange genug auf dieser Burg, um zu wissen, wie der Hase lief. Dass Mordred eine Gelegenheit sich zu rächen, ausließ und dann auch noch nicht zum Früchstücken erschien, stank gewaltig. Ebenso sehr spürte er aber, dass Nicolai nicht darüber sprechen wollte, weswegen er seine Neugier hinunter schluckte. Es stand ihm immerhin nicht zu, Fragen zu stellen. Erst recht wollte er sich nicht aufdrängen. Nicht dass er am Ende seinen einzigen Freund in dieser gottlosen Gegend verlor. Tommen verzog eine angewiderte Miene als er Nicolais Essen dabei beobachtete wie es vom erhobenen Löffel in einer zähen Masse hinunter troff. "Sieht nach angebranntem Rührei mit Speck aus, das zu einem Brei vermischt wurde" kommentierte er naserümpfend. Auf Nicolais Frage hin nickte er eifrig mit dem Kopf auf dass ihm die fransigen Haarsträhnen in die Stirn flogen. "Gern! Was genau willst du denn sehen? Die Burg ist groß! An einem Tag schaffen wir es bestimmt nicht, jeden Winkel zu erkunden."

"Oh, was will ich sehen (am liebsten den Ausgang!)... Am besten, wir fangen oben an und arbeiten uns nach unten vor, oder?", fragte er und schmunzelte, wobei er sich die kühlen Hände rieb. Die Kälte kroch einem heute in Mark und Bein. Nicht, dass ihn das von dem Essen ablenken konnte, in dem er lustlos herumstocherte. Da sah selbst der Haferbrei besser aus.
"Neee, wenn's Speck wär, hätte man ihn nicht pürieren müssen, oder?", fragte er naserümpfend und zog eine Kralle aus dem Brei, die die Länge seines Zeigefingers besaß. "Bei den Göttern, ich hasse diesen Laden..."
Mit einem Ausdruck äußersten Ekels im Gesicht hob er den hölzernen Löffel an seine Lippen, Augen geschlossen und hopp! Als der erste Bissen seine Kehle herunter schwappte wie träger Schlamm, schüttelte er sich angewidert und schnappte sich den Becher schalen Weins, der den Schülern ausgeschenkt wurde, um diesen in einem Zug auszutrinken. "Ich hasse es hier!"
Im Gegensatz zu Tommen machte er sich um ihre kostbare Freundschaft keine Gedanken. Er fand Dinge völlig normal, die für seinen neuen Bekannten scheinbar Wunder waren. Das einzige, das ihn störte, war dessen notorische Angewohnheit, sich selbst herunter zu putzen. Das ließ ihn selbst seine eigene fiese Nacht vergessen und während des Frühstücks fand sich noch so manche Gelegenheit, dem jungen Kerl ins Gewissen zu reden. Jedenfalls bis die Meister an den oberen Tischen sich erhoben - das Signal für alle, dass die Schonzeit am Morgen vorbei war.
"Ich muss zu Dain", seufzte Nicolai, der von seinem Essen bis auf den ersten Happen nichts angerührt hatte. "Wir sehen uns dann - wenn ich dann noch lebe." Unbehelligt - auch er fragte sich langsam, ob Dain dem Mistkerl Mordred nicht auf die Schliche gekommen und ihm etwas Furchtbares angetan hatte - ging er auf den Ausgang zu, um seinen Meister in dessen Kammer aufzusuchen.

Tommen starrte Nicolai mit offenem Mund an. Es war schrecklich in Kaer Morhen, keine Frage, aber dass es einen Jungen wie Nicolai derartig widerstrebte zum Hexer ausgebildet zu werden, hätte der Blonde nicht gedacht. Vor allem wagte es kaum einer auszusprechen, was er im Geheimen über sein auferzwungenes Schicksal dachte. Nicht dass einem der Hexer die Klage zu Ohren kam und die Schüler dann noch härter ran genommen wurden als Beweis dafür, dass es wesentlich schlimmer ging.
Sichtlich betrübt lenkte Tommen seinen Blick auf den Haferschleim in seiner Schüssel und schaufelte diesen stumm. Er konnte Nicolais Frust nichts aufheiterndes entgegen bringen, denn er war der Letzte, der dem Anderen in dieser Hinsicht widersprechen würde. Lediglich die Aussicht auf eine gemeinsame Erkundungstour durch die Burg hielt ihn bei Laune. Mit einem schwachen Lächeln in den Mundwinkeln verabschiedete sich der blonde Knabe letztendlich von Nicolai und strebte seinerseits den Unterricht mit seinem Meister an.

Dain erwartete seinen Lehrling bereits vor dessen Kammer. Für die bevorstehenden Übungen hatte er sich etwas Bequemes übergezogen - eine Lederhose und ein lockeres Leinenhemd. In den Händen hielt er zwei Holzschwerter von denen er eines Nicolai entgegen hielt, nachdem dieser im Gang aufgetaucht war. "Ich hoffe, du hast gut gegessen. Ich habe nicht vor, dich zu schonen" erklang es schon aus der Kehle des Hexers, der wie gewohnt in einem harschen Tonfall mit seinem Schützling sprach. Ohne dessen Antwort oder eine Reaktion abzuwarten, machte sich der Weißhaarige auf in Richtung der Übungsplätze im Burghof. Dort nahm er seine übliche Kampfhaltung ein und forderte Nicolai dazu auf, ihn anzugreifen. "Steh nicht da wie ein Schluck Wasser! Etwas mehr Haltung wenn ich bitten darf! Den Schwertarm hoch, die Beine auseinander und den Rücken gerade!" bellte der Hexer ohne Punkt und Komma.

Nicolai hatte nicht wirklich Klamotten, die er vorweisen konnte. Seit ihrer Ankunft hatte man ihm jedenfalls nichts anderes ausgehändigt, als das, was er am Leib trug. So war es überraschend, Dain in diesem Aufzug zu sehen, den er bislang nur in Rüstung kannte.
"Gut gegessen?", grüßte er den Hexer unverschämt, wenn auch kleinlaut nach ihrer nächtlichen Begegnung. "Was für ein Tier war da genau drin? Ich glaube so etwas Ekelhaftes habe ich noch nie gegessen..."
Und er war wirklich keinen Luxus gewöhnt! Wer sich ein Leben lang größtenteils von Resten und Abfall ernährt hatte, wusste was schlecht schmeckte!
Mit gesenktem Kopf fand er sich auf dem Kampfplatz ein, den sie heute merkwürdigerweise für sich alleine hatten. Nicolai hegte die starke Vermutung, dass Dain damit etwas zu tun hatte, gab seine Gedanken jedoch nicht Preis und mühte sich, den strengen Lehrmeister zufrieden zu stellen, um keine Strafe zu erwarten. Dummerweise schien er den Satz "Ich habe nicht vor, dich zu schonen" durchaus ernst gemeint zu haben, denn der Schüler hatte seine liebe Mühe, den schnellen Bewegungen des Hexers gekonnt entgegen zu treten. Schließlich war er im Schwertkampf noch immer ein völliger Anfänger und es half nicht, dass der weißhaarige Mistkerl gleich nach der ersten Vorführung perfekte Ergebnisse erwartete.
Nicolai bezog eine Tracht Prügel, die er sicher nicht so schnell vergessen würde und war erleichtert, als die Stunde endlich zu Ende war. Auf Knien und heftig nach Luft ringend, kniete er auf der Erde und seine Hände klammerten sich fest in das Holzschwert, das bereits deutliche Kerben aufwies.
"Bei den Göttern...", keuchte er aus Gewohnheit, auch wenn es Dain nicht gefiel, wenn er die großen Zwölf anrief. "Ich... ich bin erledigt..."

Dain konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen als sich Nicolai über die gewöhnungsbedürftige Mahlzeit beschwerte. Das Fleisch eines Hyppogreifs war eben nicht jedermanns Sache und doch konnte es wahre Wunder vollbringen, wenn man es erst eine Zeit lang zu sich genommen hatte. Aber auch das würde Nicolai früher oder später von selbst erkennen. Daher war keine Aufklärung von Nöten. Dem Hexer war ohnehin nicht nach reden, weswegen er das Training auf dem Übungsplatz bevorzugte.
Der Jäger hatte seinen Schüler ordentlich vermöbelt. Wie versprochen war er nicht zimperlich mit ihm umgegangen - in der Wildnis nahm man schließlich auch keine Rücksicht auf Schwächlinge. Erst recht kümmerte es kein Ungeheuer, ob seine Beute in der richtigen Stimmung war, gefressen zu werden, oder nicht. Dort draußen herrschten die Gesetze der Natur, daher auch in der Burg. Wer überleben wollte, musste ein zäher Knochen sein. Nicolai war allerdings noch weit davon entfernt. Nach einer weiteren Tracht Prügel mit dem Holzschwert lag der Bursche am Boden, was den Meister nicht sonderlich erfreute. Zähneknirschend trat er an diesen heran, ging vor ihm in die Hocke und fasste mit seiner Faust nach einem Schwall Haare, sodass Nicolai gezwungen war aufzublicken. "Dir fehlt die Motivation. Aber auch das ist kein Problem. Ich weiß, wie ich dich motivieren kann" kaum ausgesprochen, schon zerrte Dain seinen Schützling unsanft auf die Beine, holte ein Halsband aus Metall hervor und legte es dem Jungen um den Hals. "Eine magische Fessel. Sie verhindert, dass du Gebrauch von deiner Magie machen kannst, während du sie trägst. Und versuch erst gar nicht, sie abzunehmen. Ich bin der einzige, der sie dir abnehmen kann" erklärte Dain boshaft grinsend, ehe er den Jungen im Genick packte und ihn hinter sich her schleifte bis in den Wald, der einen Hort für eingefangene Bestien beherbergte. Wie ein Stück Fleisch warf er den Burschen einem Ungeheuer zum Fraß vor, das er zuvor aus seinem Käfig gelassen hatte. Das Ungetüm fletschte die messerscharfen Reißzähne, brüllte ohrenbetäubend, und machte dann einen Satz auf Nicolai zu, während Dain vom Rand aus zusah und Anweisungen brüllte. "Es gibt da draußen eine Menge magieresistente Ungeheuer. Nicht selten bist du einzig und allein auf dein Schwert angewiesen". War die Erklärung für das Halsband und die direkte Konfrontation mit einem Monster. "Zeig was du drauf hast! Werde eins mit deiner Waffe. Kämpfe, meinetwegen schmutzig und ehrlos, aber kämpfe!" rief ihm der Hexer zu, welcher gegen einen Baumstamm lehnte und das Spektakel aufmerksam verfolgte. Das Holzschwert hatte er gegen ein Silberschwert ausgetauscht, das äußerst effektiv im Kampf gegen Monstrositäten war aufgrund des hohen Silbergehalts, was zugleich für einen unwahrscheinlich hohen Wert der Waffe sorgte.

Nicolai zeterte wie ein wütendes Waschweib als der Despot ihn fort vom Übungsplatz schleppte und hinein in den verschneiten Wald. Er wusste noch gar nicht, was ihm blühte, bevor ihn Dain eine Böschung hinunter stieß, wo bereits ein unliebsamer Gastgeber auf ihn wartete.
"Kämpfe, meinetwegen schmutzig und ehrlos, aber kämpfe!"
Der Junge erbleichte. Während ihrer Reise hatte Dain ihn oft als Köder benutzt oder anderweitig von seiner Hilfe Gebrauch gemacht, um seine Ziele zu erledigen. Aber wie sollte er dieses vierbeinige Ekelvieh denn bitte allein und ohne seine Magie zur Strecke bringen!? Auf allen Vieren kroch er auf die am Boden liegende Waffe aus purem Silber zu, als das Monster zu einem weiteren Satz ansetzte. Das durfte doch nicht wahr sein! Dieser Schwachkopf wollte ihn umbringen!
"Helft mir sofort!", rief er in Todesangst und aufgestanden, holte er mit der Waffe aus, die einen waagerechten Halbkreis beschrieb und das zurückweichende grollende Geschöpf weit verfehlte. Dieses verfehlte ihn jedoch nicht, als er auf ihn zusprang und auf seinen Rücken warf. Das geifernde Maul war direkt über ihm, bedeckte ihn mit Speichel und nur das Schwert war zwischen ihnen, das er mit beiden Händen gegen den Kiefer presste, bis es von ihm abließ. Sein ganzer Körper schmerzte und zitterte als er sich aufrichtete. Immer wieder musste er sich vor den schnellen Sprüngen und den Fängen und Krallen der Bestie in Sicherheit bringen und zog zahlreiche blutende Schrammen davon. Seine Jacke stellte keinen zuverlässigen Schutz dar, denn die Krallen des Ungeheuers fuhren mühelos durch den Stoff über seinen Rücken. In Todesangst flüchtete Nicolai sich hinter einen Baum und hörte das wütende Bellen der abscheulichen Kreatur hinter sich. Sie kam näher, sprintete auf ihn zu, bereit, sich an seinem Fleisch zu laben!
Sein Körper reagierte wie von selbst. Als er das Keuchen des Monsters genau hinter sich hörte, ließ er die Klinge so heftig nach links fahren, wie er konnte. Das Monster, mitten im Lauf, lief mitten in sie hinein. Das Silber fuhr genau zwischen Ober- und Unterkiefer und wurde tief in den Schädel der Bestie getrieben, die noch einige Schritte weiter gerissen wurde, ehe sie leblos zu Boden fiel.
Der Lehrling, dem die Wucht des Aufpralls das Schwert aus der Hand gerissen hatte, fiel verzweifelt bäuchlings auf die Erde, wo er vor ungeheurer Erleichterung und gleichzeitig unsäglicher Verzweiflung das Gesicht in den Händen vergrub.
"Ihr Götter, rettet mich! Ich flehe euch an!"

Mit Wohlwollen beobachtete das scharfsinnige Augenpaar des Hexers den Adepten dabei, wie er sich wacker auf den Beinen hielt im Angesicht der drohenden Gefahr. Insgeheim bereitete es ihm eine Heidenfreude den Burschen leiden zu sehen - ja geradezu vor Angst in die Hosen pissen zu sehen. Der Sadismus des Hexers war nun mal grenzenlos und doch empfand er einen Hauch von Erleichterung als sein Lehrling den Sieg davon trug. Der Bengel hatte eben mehr zu bieten als bloß faulen Zauber. Wenn sie so weiter machten, würde er schon bald Mordred im offenen Kampf schlagen können, ganz ohne Magie. Dain klatschte verhalten in die Hände, als er zwischen den Bäumen auf Nicolai zuging. "Bravo!" ließ er noch vernehmen, ehe er mit der Stiefelspitze gegen den im Dreck liegenden Burschen trat, sodass sich dieser auf den Rücken rollte. "Du hast gesiegt und doch gibst du ein klägliches Bild ab. Wir beide wissen, dass du ein Wurm bist, aber musst du dich wie einer anstellen?" kommentierte er gehässig sein Tun, woraufhin er nach dem Silberschwert langte und die gefährlich blitzende Spitze auf Nicolais Kehle richtete. "Wann wirst du endlich einsehen, dass deine Götter nicht existieren? Sie sind völlig machtlos. Nichts und niemand wird dich retten. Hörst du? Niemand! Außer du selbst" belehrte er ihn ein weiteres Mal, genervt seufzend. "Wenn du fertig damit bist, dich in Selbstmitleid zu suhlen, dann steh auf. Flenne, heule und winsle so viel du willst. Wir werden diesen Wald nicht eher verlassen, bis du damit aufgehört hast. Und wenn es so weit ist, will ich dich nie wieder flennen hören. Verstanden!?" knurrte Dain herzlos wie das Scheusal, das er ganz und gar verkörperte. Die Klinge hatte er mittlerweile wenige Handspannen von Nicolai entfernt im Erdboden versenkt, wo sie darauf wartete, vom kriegerischen Nicolai ergriffen zu werden, der somit seine Bereitschaft zur Mannwerdung symbolisieren würde. Frei von jeglichen Selbstzweifeln und weibischer Furcht.