RE: A Warlock's Destiny - 16

Die schweren Jagdstiefel knarzten herrisch auf dem Holzboden als der Hexer die kleine Kammer betrat, um sich zu vergewissern, dass sein Lehrling tat, was er ihm befohlen hatte. Und tatsächlich. Der Bursche saß vorbildlich über die Bücher gebeugt am Tisch und eignete sich das Wissen über die Monstren dieser Welt an. Dain musste bei diesem zuhöchst befriedigenden Anblick kehlig brummen, während er von hinten an den Jungen heran trat. Ohne jegliche Vorwarnung oder gar Ankündigung legte er dem Knaben die schwere, mordlüsternde Hand auf die Schulter und drückte diese kurz anerkennend. Mit der anderen schloss er das aufgeschlagene Buch und beendete so das Studium. "Du wirst mich morgen bei der Jagd begleiten und zeigen, was du gelernt hast", entschied er knapp. Sein Tonfall gab deutlich zu verstehen, dass er keine Widerworte duldete. Nicolai hatte seinem Meister zu gehorchen, egal was dieser von ihm verlangte. Mit der tückischen Trägheit einer Schlange kroch seine Hand von Nicolais Schulter hinüber zu dessen Nacken, um diesen mit der trügerischen Sanftheit seiner kräftigen Finger zu massieren.

"Ja... Meister...", murmelte der Junge als ihm eröffnet wurde, dass er den Hexer auf die Jagd zu begleiten hatte. Nicht, dass er sich darauf freute. Andererseits: wie gefährlich konnten die Biester in der Nähe des Schlosses schon sein, wo die Hexer lebten, die ihr Zuhause sicherlich beschützten? "Dann... sollte ich mich wohl vorbereiten und früh schlafen gehen."
Stur geradeaus starrend, als die Hand Dains sich in seinen Nacken legte, hoffte er, dass das genügen würde, damit dieser von ihm ließ. Heute hatte er irgendwie noch viel weniger Lust als vorher. Und da war er schon selten dabei gewesen...

"Ja, das solltest du", bestätigte Dain leis brummend, den Daumen über die Halswirbel des Jungen fahrig streichen lassend als wäre es ein Leichtes für den Hexer, jenem das Genick zu brechen. Kurz danach gab er den Lehrling frei, indem er einen Schritt zur Seite machte und sich die Klinge seines Dolches besah, die für die Jagd geschärft werden musste. "Wir werden einen Hyppogreif jagen. Vesemir benötigt das Blut für seine Tränke. Zudem eignet sich der Kopf dieser Bestie ausgezeichnet als Trophäe für mein Studierzimmer. Meinst du nicht auch?", stellte er die rhetorische Frage, die nur eine einzige Antwort dulden würde - und zwar die Richtige.

Nicolai war wirklich nicht dazu aufgelegt, dem Meister Honig ums Maul zu schmieren.
"Wie könnte irgendein Monster es wert sein, in Eurem Zimmer zu hängen, wo Ihr doch so viel Besseres verdient. Herr.", antwortete er, nicht ohne eine Spur Sarkasmus.

Dain lachte kehlig, beinahe amüsiert. Der Junge verstand sich ausgezeichnet darin, anderen zu schmeicheln. Was er damit wohl beabsichtigte? Weil er den Burschen noch eine Weile lang quälen wollte, bevor dieser ins Bett gehen konnte, hakte er nach; "Was genau habe ich denn verdient?"

"Keine Ahnung. Vermutlich das größte Monster, das es gibt..."
Es war komisch - er fühlte sich komisch. Dieses Gefühl... Er hatte es seit dere Begegnung mit dem Elfen. Hatte es was zu bedeuten?

Dain grinste wölfisch. „Ausgezeichnet. Wir werden uns auf die Suche nach der größten Bestie machen, sobald wir Vesemirs Auftrag erfüllt haben“, entschied der Hexer kurzerhand, ehe ihm der eigenartige Ausdruck auf Nikolais jungenhaftem Antlitz gewahr wurde. „Was ist mit dir? Du fürchtest dich doch nicht etwa vor dem Hyppogreif?“. Dem Burschen war doch nicht etwa übel?

Nicolai war tatsächlich etwas blasser geworden. Sollte er es seinem Meister sagen? Schließlich hatte dieser schmierige Elf sich klar und deutlich ausgedrückt. Andererseits: Vor seinem Meister hatte er mehr Angst.
"Ich... Ich weiß nicht... Doch ich werder es allein klären, wenn Ihr erlaubt....", murmelte er. Wenn ihm Dain den Arsch retten musste, würde er ihm das ewig nachhalten!

Der Weiße zog argwöhnisch eine Braue in die Höhe. Nicolai hatte mehr Dreck am Stecken als eine Moorleiche. Seufzend schüttelte er den Kopf. Der Junge war ein hoffnungsloser Fall. „Sieh zu, dass du aus der Sache heil wieder rauskommst“, riet er dem Burschen mit ernster Miene, bevor er sich in sein Schlafgemach zurück zog, wo er sich auf die bevorstehende Jagd vorbereitete.

"Großartig. Nun muss ich mich auch noch darum kümmern...", brummte Nicolai, der wütend die Kammer verließ. Sein ganzer Körper fühlte sich merkwürdig an - als würde er ihm nicht recht gehören. Der Lehrling suchte die Gemächer des Elfen, der ihn, darauf wettete er, verflucht hatte oder sowas in der Art. Als er es gefunden hatte, klopfte er laut und kräftig an, sodass ihm sicher geöffnet wurde.
"Was habt Ihr mit mir gemacht?", fragte er den Elfen, als dieser öffnete.

Ein verschlafener Thranduil stand hinter der halb geöffneten Tür und spähte zwischen den Spalt hinaus in den dunklen Korridor. Vor ihm war ein kleiner, wütender Wicht erschienen, der eine Erklärung verlangte. Selbstgefällig formte der Elf die dünnen Lippen zu einer schmalen, schiefen Linie. Offenbar hatte Nicolai inzwischen bemerkt, dass ihm die Libido abhandengekommen war. Wie amüsant! „Das habe ich doch bereits gesagt. Ich nehme dir die Fleischeslust, wenn du dich nicht von Dain fernhältst“, klärte er den Bengel auf mit vor der Brust verschränkten Armen.

"Wie soll ich mich von ihm fernhalten? Und glaubt Ihr etwa, er wird das nicht merken? Und wen glaubt Ihr, wird er dann aufsuchen?"
Nicolai hielt dem Blick des Elfen rebellisch stand.

„Das soll nicht meine Sorge sein. Lass dir etwas einfallen“, zischte der Elf mit erhobener Nase - die Überheblichkeit in Person. Danach machte er einen Schritt auf den Knaben zu, ganz und gar bedrohlich in seiner tödlichen Eleganz. „Ich glaube, er wird dann mich aufsuchen“, schnurrte er selbstgefällig, wobei er mit den Fingern gegen Nicolais Nasenspitze schnippte. „Und jetzt sei ein braver junge und finde dich mit deinem Schicksal ab. Du solltest mir dankbar dafür sein, dass ich dir die Bürde des Lustknaben genommen habe.“

"Glaubst du wirklich, er lässt sich davon abhalten, nur weil ICH keinen hochbekomme? Und glaubst du, dass wenn er zu dir kommt, nicht kommt, um dich dafür zu bestrafen!?", rief der Junge trotzig und hielt mutig den Blickkontakt zum Elfen.

Es mochte durchaus sein, dass er seinen Plan nicht zu Ende gedacht hatte, dennoch ließ er sich von einer Rotznase wie Nicolai nicht zurecht weisen. "Er wird mich nicht bestrafen. Nicht, solange er nicht weiß, wer hinter diesem kleinen Streich steckt. Und wenn du weißt, was das Beste für dich ist, dann wirst du ihm gewiss nichts verraten", antwortete der Elf schnippisch.