RE: A Warlock's Destiny - 9

Als sein neuer Bekannter zurückkehrte, seufzte der kränkliche Junge erleichtert. Sofort legte er sich den kalten Lappen auf die Stirn und diese wunderbare Kälte vertrieb das Fieber wenigstens für den Augenblick.
"Oooooh danke... Danke, das hab ich gebraucht...", nuschelte er schwach und sank tiefer in das Laken. Er machte einen furchtbar elenden Eindruck nach all den Strapazen der Reise. Verdammt und das gerade, als sie angekommen waren. Hinzu kam, dass er nicht wusste, wie ernst es um ihn stand und dass sein Meister sich anscheinend überhaupt nicht dafür interessierte.
"Danke... Mehr brauche ich nicht... Du... Du kannst ruhig noch etwas hier bleiben, wenn du willst. Ich weiß aber nicht, ob ich wach bleiben kann... Ich bin so kaputt..."
Sich vor seinem neuen Mitschüler gleich als erstes so zu erniedrigen, war ihm peinlich. Andererseits hatte er hier sonst keine Freunde und immerhin schien Tommen sich hier auszukennen und es genauso zu hassen wie er. Womöglich konnte man gemeinsam fliehen?

"Deine Drohungen klingen wie immer wie Musik in meinen Ohren", plärrte der Elf mit seiner hellen melodischen Stimme. "Es ist immer so amüsant, dir zuzuhören, mein Freund."
Ohne Scham näherte er sich Dain durch das Wasser und schmiegte sich an dessen Seite, wobei seine zarte Hand wie selbstverständlich über die Brust des anderen Hexers strich.
"Erzähl, was hast du erlebt auf deiner langen Reise? Ich habe es hier ohne dich kaum ausgehalten... Hat dich dieser plumpe Junge etwa so von mir abgelenkt?"

Gäbe es eine Möglichkeit zu fliehen, hätte es der Blonde längst getan. Denn er wusste wie kein anderer, dass es aus dieser Feste kein Entkommen gab. Erst recht nicht aus den Fängen der Hexer. Allein der Meister des jeweiligen Jungen konnte seinen Lehrling zu jeder Zeit und überall ausfindig machen, was eine Flucht von vornerein zum Scheitern verurteilte. Hätte Tommen den Hauch einer Ahnung von Nicolais Gedanken, würde er ihm mit panischer Hysterie davon abraten. Die Dankbarkeit vonseiten des Jünglings erwärmte Tommens Herz, welches lediglich Grausamkeit und Ablehnung gewohnt war. Er strahlte förmlich übers ganze Gesicht aufgrund jener Freundlichkeit, die ihm bisher gänzlich fremd gewesen war. Mit schief gelegtem Kopf musterte er den Dunkelhaarigen, zog nachdenklich die Unterlippe zwischen die Zähne und nickte dann. „Du solltest schlafen. Ich werde hier bleiben und Wache halten“ beschloss er mit ungewohntem Eifer und einer nie da gewesenenTapferkeit, die seine Lebensgeister zu erwecken schien. Sogleich setzte er sich im Schneidersitz auf das Bett und hielt den Blick unerschütterlich auf den schwächelnden Nicolai gerichtet wie eine Löwenmutter, die ihr Junges beschützte. Dabei war es eigentlich Tommen, der jeden erdenklichen Schutz durch einen Anderen benötigte.

Dain, der sich hingesetzt und den Rücken gegen den Rand des felsigen Beckens gelehnt hatte, öffnete kein einziges Mal die Augen, als sich der Anderling ungefragt zu ihm gesellte und seine Finger auf seine geschundene Brust legte, welche er ebenso gekonnt umgarnte wie die Saiten seiner Laute. Wahrlich niemand konnte sich mit der Sinnlichkeit eines Elfen messen und doch verabscheute Dain gleichermaßen diese Sanftheit wie er sie schätzte. Widersprüchlicher konnten seine Gefühle für Thranduil nicht sein. Nicht selten packte ihn die Lust, sich das Spitzohr mit aller Gewalt zu nehmen und ihm so zu zeigen, dass er sich mit seinen hinterhältigen Schmeicheleien keinen Vorteil bei Dain verschaffen konnte. So auch jetzt, wäre da nicht dieses Gesäusel, welches ihn dazu zwang, der ekelerregend wohlklingenden Stimme des Elfen zu lauschen. Wie die Lefze eines Wolfes kräuselte sich Dains Oberlippe, da er an sich halten musste, seine Zähne nicht sonst wo zu versenken. „Das Übliche. Ein Mantikor hier, eine Sirene da“ spielte der Hexer seine Heldentaten herab in einem Tonfall, der gänzlich unbeeindruckt von jenen vollbrachten Taten klang. Gleich danach folgte ein Schnauben, welches die Nasenflügel erbeben ließ. „Dieser... plumpe Junge ist mehr Mann als du es jemals sein wirst“ verteidigte er die Ehre Nicolais inbrünstig, ehe er den Kopf des Anderlings mit einer Hand umfasste und ihn hinunter zu seinem Gemächt drückte, welches aus dem Wasser empor ragte, nachdem er sein Becken etwas angehoben hatte. „Du könntest deinen Mund für etwas Nützlicheres verwenden statt zu reden“ grollte er kehlig.

Während Nicolai langsam seiner Erschöpfung nachgab und einschlief, nicht ahnend welch großen Dienst er seinem neuen Freund erwiesen hatte, umgarnte der Elf weiterhin den legendären Hexer, der ihn unverhohlen zum Schmunzeln brachte. Auch wenn er hätte beleidigt sein sollen, musste er grinsen.
"Und dennoch bist du hier bei mir und nicht dort", gab er scharfsinnig zurück, bevor er die Stelle unter dem Bauchnabel Dains küsste und seine weichen Lippen langsam über dessen Glied wölbte. Wie immer galt es erst, diesen wilden Stier milde zu stimmen, ehe er ihn zähmen konnte. Es wurde Zeit, ihm wieder in Erinnerung zu rufen, dass err zu ihm gehörte und nicht zu irgendeinem Gör. Egal wie groß Dains bestes Stück war, der Elf konnte es problemlos in seinem Rachen verschwinden lassen und lauschte schon bald nach unverhohlenen Lustlauten seines Kollegen, bevor er sich aufrichtete und verlangend diesen auf dem Mund küsste. Dabei schmiegte er sich an den anderen als seien sie frisch wiedervereinte Geliebte.

Irgendwann nickte auch Tommen ein, wobei ihm sein Kinn auf die Brust fiel, während er mit aller Mühe darauf achtete, aus seiner sitzenden Position nicht vornüber zu kippen.
Dain bleckte nur die Zähne ob der Worte. Thranduil mochte verschlagen und intelligent sein, doch er besaß nicht den Scharfsinn eines Killers. Wäre dem so, dann wäre er sich dessen bewusst, dass Dain ihn lediglich ausnutzte, mehr nicht. Naiv wie Thranduil war, bildete sich dieser ein, bei dem Hexer weitaus mehr zu erregen als lediglich dessen Wollust. Sentimental und gefühlsbetont wie die Elfen waren, erhofften sie sich mit jeder geleisteten Gefälligkeit die Zuneigung eines Anderen mehr und mehr für sich zu gewinnen. Doch dem war nicht so. Dies wollte der Anderling allerdings nicht wahr haben, weswegen er sich noch heute um Dains Gunst bemühte trotz der zahlreichen Zurückweisungen. Im Moment ließ er den Elf jedoch gerne glauben, ihn zu besitzen, derart anbetungswürdig waren dessen Verführungskünste. Augenblicklich spannte sich seine Bauchmuskulatur unter den unendlich weichen Lippenpolstern an, die sich kurz darauf um seinen Schaft schlossen und ihm so den letzten Funken Verstand raubten. Scharf sog er die Luft ein, grub seine groben Finger krallenartig in den Schopf des Elfen und fixierte ihn so an Ort und Stelle, bevor er ein unterdrücktes Keuchen von sich gab. Ein, zwei Mal rammte er ihm sein Teil tief in den Mund, was ihn lustvoll erschaudern ließ. Wenig später vernahm er diese durchtriebenen Lippen eines Blenders auf seinem halb geöffneten Mund. Der höchst erregende Geschmack eines Elfen, der an lieblichen Honig und süßen Nektar erinnerte, verführte ihn letztendlich dazu, sich auf den Kuss einzulassen. Begierig schnappte er mit den Zähnen nach den köstlichen Lippen und versah diese mit groben Bissen, ehe er mit der Zunge über das pralle Lippenfleisch fuhr wie ein wildes Tier, das Blut geleckt hatte. Gleich danach schob er seine Zunge zwischen die Lippen, um die Mundhöhle des Elfen mit kraftvollen Zungenhieben zu plündern. Währenddessen begaben sich seine kampferprobten Hände zum Gesäß des Anderlings, platzierten diesen rittlings auf seinem Schoss und krallten sich dann in das stramme Sitzfleisch der wohlgeformten Rundungen.

Es dauerte eine Weile, doch der Elf hatte es geschafft, Dain so scharf zu machen, dass dieser sich freiwillig seinen animalischen Trieben hingab. Der leichte junge Mann ließ sich seufzend auf dem Schoß des Hexers nieder und küsste ihn, küsste ihn solange wie Dain es zuließ. Er liebte es, wenn Dain zu einem wilden Tier wurde. Dann gehörte er ihm, jedenfalls so lange wie er ihn von seinem Höhepunkt abhalten konnte.
"Ich bin dein", säuselte er verführerisch und ließ sich von dem Meisterhexer aufspießen, wobei er sein Gesicht in dessen Brust versenkte.

Dain stöhnte gedehnt, während er sich zwischen die Pobacken des Anderlings drängte und sich von diesem reiten ließ, nachdem er sich bis zum Anschlag in ihm vergraben hatte. Unfähig auch nur ein verständliches Wort von sich zu geben, weil seine animalische Lust von ihm Besitz ergriffen hatte, tat er nichts weiter als das, was er am besten konnte gleich nach dem Monstertöten; er fickte das enge Loch des Elfen bis er mit solch einer schwindelerregenden Heftigkeit kam, dass ihm die Kehle rau und trocken wurde vom Stöhnen. Ein letztes Mal stahl er sich einen atemlosen Kuss von den elfischen Lippen, ehe er an diese gelehnt grollte; "Wem solltest du auch sonst gehören?" Für wahr, der Hexer war ein gieriges, besitzergreifendes Scheusal, das die besonders schmackhaften Früchtchen in diesem Land ganz allein für sich beanspruchte.
Nach seinem äußerst befriedigenden Bad mit Thranduil machte er sich auf in Nicolais Kammer, bewaffnet mit einem Heiltrank aus Kräutern der hiesigen Wälder, der selbst einen Höhlentroll zurück ins Leben rufen würde. Ohne anzuklopfen oder dergleichen betrat er das sperrlich eingerichtete Zimmer, durchquerte es mit großen Schritten und packte Tommen im Nacken, um diesen von Nicolais Bett zu zerren. Der Blonde zappelte schlaftrunken in dem eisernen Griff, bevor er sich widerstandslos dem Willen des Hexers beugte und sich unsanft gen Boden befördern ließ. Mit einer Hand umfasste Dain das Kinn seines Lehrlings, zwang ihn mit etwas Druck den Mund zu öffnen und flößte ihm dann den bitter schmeckenden Trank ein, welcher das Fieber vertreiben und das geschwächte Immunsystem stärken würde.

Auch bewacht von Tommen war Nicolais Schlaf mehr schlecht als recht. Er wand sich hin und her, gebeutelt von dem Fieber. So mochte es nicht verwundern, dass er sich heftig dagegen sträubte, als der Hexer Hand an den Schlafenden legte. Er warf Hände und Füße durch die Luft, bevor er schließlich erwachte, als die Finger seines meisters sich unsanft in seine Wangen gruben und seinen Kiefer auseinander bogen.
"Glllb!", entkam es ihm, als das widerliche Gebräu seinen Rachen hinunter stürzte und schluckte zu langsam, um zu verhindern, dass ein Großteil von dem Zeug seine Mundwinkel hinunter lief. Als der Horror endlich vorüber war, richtete der junge Lehrling sich auf und rieb sich die Rückstände von den Lippen.
"Bwäh! Bei den Zwölf, was ist das für ein widerliches Zeug?", rief er angeekelt und rutschte so weit von dem Mistkerl weg, wie es ging. "Was... was war das? Habt Ihr mich jetzt auch noch vergiftet? Fasst mich bloß nicht an! U-Und was habt Ihr mit Tommen gemacht?" Eilig griff er nach seiner Kleidung, um dem Monster nicht völlig nackt gegenüber zu treten und schlüpfte in seine Hosen, die noch nicht ganz mit dem Gürtel angezogen waren, als er aufstand.

Dain kräuselte in einer Mischung aus Belustigung und Verachtung die Lippen. Der Junge stellte sich zimperlicher an als eine Magd bei ihrer Entjungferung. Allmählich zweifelte er daran, dass Nicolai geeignet war für ein Leben auf der Burg wie jener der Hexer. Allein das Paktieren mit Tommen würde ihm keine Vorteile einbringen. Eher Spott und Hohn. Er sollte sich mit Mordred gut stellen, wenn er ein einigermaßen angenehmes Leben in Kaer Morhen führen wollte. "Ein Heiltrank" erklärte der Hexer knapp, der erzürnt war über Nicolais anhaltenden Anrgwohn ihm gegenüber. Nach all dem, was sie gemeinsam erlebt hatten, misstraute er seinem Meister beinahe so sehr wie am ersten Tag. Als ob er den Knaben jetzt, da sie endlich an ihrem Ziel angekommen waren, vergiften würde. Was hätte Dain davon? Das wochenlange Kämpfen und Trainieren wären mit einem Schlag zunichte gemacht. Für solch eine Verschwendung waren ihm seine Zeit und Nerven wahrlich zu kostbar. Tommen beachtete der Hexer nicht weiter. Stattdessen ruhte sein immerzu hungriger Blick unverhohlen auf dem entblößten Körper Nicolais, der zwar dürrer geworden war im Laufe der Reise aufgrund der kümmerlichen Ernährung, jedoch nicht an Anziehungskraft verloren hatte. "Nichts. Ich habe ihn bloß daran erinnert, wo er hin gehört" merkte er in einem ruhigen Ton an, gänzlich unbeeindruckt von Nicolais weibischem Gezeter. Indes rappelte sich der Blondling vom Boden auf, senkte unterwürfig den Kopf und mied tunlichst den Blick gen Dain, da er wusste, dass sich ein aufmüpfiges Behagen in der Gegenwart eines meisterlichen Hexers nicht ziemte. Um zu beweisen, dass es ihm trotz der groben Behandlung gut ging, nickte er Nicolai zu, damit sich dieser nicht um den Blonden sorgte.
"Ich erwarte, dass du dich morgen beim Unterricht gegen die anderen behauptest. Bring mir keine Schande ein. Ich kann dich noch immer an eine Bestie verfüttern, wenn du meinen Erwartungen nicht gerecht wirst" erinnerte Dain seinen Schützling an den Grund für ihr Dasein in der Burg. "Und halt dich fern von diesem Taugenichts" befahl er noch mit einem anklagenden Handdeut auf Tommen, der beschämt die Finger hinter dem Rücken verschränkte, um die Schmach protestlos über sich ergehen zu lassen.

Mit seinen Befehlen war der Alte bei ihm an der völlig falschen Adresse! Nicolai reckte rebellisch den Unterkiefer vor und ein wütendes Funkeln glitzerte in seinen Augen, gerade als Dain ihm verbot, sich mit Tommen einzulassen - der wohl einzigen Person auf dieser Burg, mit der er freiwillig zu tun haben wollte. Ein leises Schnauben war die Antwort bevor der Hexer das Gemach verließ und sie allein ließ.
Sofort stand Nicolai neben dem anderen Jungen - dass es ihm selbst viel besser ging dank des Tranks, bemerkte er nicht - und legte ihm die Hand auf die Schulter.
"Ist alles in Ordnung bei dir?", wollte er wissen. "Gib nichts drum, was der Arsch sagt. Der hat keine Ahnung von Menschen, nur von seinen Monstern. Also Kopf hoch, ja? Morgen zeigen wir denen, wozu wir fähig sind."
Er versuchte es mit einem aufmunternden Lächeln, doch seinem Gegenüber war anzusehen, wie sehr ihn die harsche Kritik getroffen hatte. Nicolai hatte mitleid. Seit er sich erinnern konnte, hatte Tommen unter den anderen gelitten, genau wie er selbst. Doch dazu noch war Tommen unter Gleichgesinnten aufgewachsen, die ihn eigentlich verstehen sollten. Wie nur hatte er das so lange ertragen?

Mit einem verweichlichten Charakter erlangte man bei Hexern und deren Schülern kein Ansehen. Ein jeder in Kaer Morhen ging davon aus, dass Tommen nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun konnte. Wie um alles in der Welt sollte er ein Ungeheuer erlegen? Höchst wahrscheinlich würde er dem monströsen Nachwuchs dabei verhelfen, groß und stark zu werden, anstatt jenen zu töten noch bevor er aus dem Nest gekrochen kam. So gefasst wie er konnte nickte der Blonde nachdrücklich mit dem Kopf, die Tränen der Wut und der Demut runter schluckend. Tommen blinzelte auf das Gesagt hin verstört. Wozu sie fähig waren? Er war zu nichts fähig! Man konnte ihn höchstens als Fußabtreter nutzen, ginge es nach den Hexern. "Du solltest dich wirklich nicht mit mir sehen lassen, wenn du nicht willst, dass es dir so ergeht wie mir" riet er dem Anderen naserümpfend, während er sich mit dem Hemdsärmel über die Nase wischte.

Dain war wieder in die große Halle zurückgekehrt, wo noch immer gespeist, gesoffen und gefeiert wurde. Dudu - das missgeburtige Maskottchen Kaer Morhens - der einem halbwüchsigen Wicht glich, jedoch um einiges missratener und verbeulter, humpelte so schnell er konnte dem weißhaarigen Hexer entgegen auf der Flucht vor Mordred, der eine Heidenfreude dabei empfand, die Missgeburt zu quälen. Der Jäger konnte über solch einen primitiven Sadismus nur den Kopf schütteln, ehe er seinen Weg hinüber zu Vesemir fortsetzte, damit er mit dem Ältesten die Planung des folgenden Tages durchgehen konnte.

Nicolai schüttelte den Kopf.
"Mit wem ich mich sehen lasse, entscheide ich allein! Und ich bin lieber mit jemandem zusammen, der sich um andere kümmert, als mit jemandem, der sie behandelt wie Dreck! Ich war mein ganzes Leben lang allein. Fehlt noch, dass ich damit jetzt weitermache, wo endlich jemand freiwillig mit mir spricht. Also Kopf hoch. Es wird sich nichts ändern, wenn du's nicht versuchst. Morgen machen wir unsere Sache gut und dann zeigen wir es diesen Säcken. Einverstanden?"

Er erlaubte Tommen in dieser Nacht, in seinem Zimmer zu bleiben. Es war ein wenig unbequem, zu zweit in einem Bett, doch besser als die obligatorischen Streiche der übrigen Lehrlinge über sich ergehen zu lassen. Nicolai sah es pragmatisch. Wenn man nicht stark genug war, sich gegen sie zu wehren, dann wenigstens schlau genug, zusammen zu bleiben. Und so erwachten sie am nächsten Morgen unbehelligt mit dem Gong, der zum Frühstück schlug, zogen sich an und gingen gemeinsam hinunter. Nicolai gab sich besser gelaunt als er war. Er wollte nicht, dass der arme Kerl neben ihm auch noch unter seiner Verzweiflung litt.
"Komm schon, Kopf hoch!"

Tommen zwang sich zu einem schwachen Lächeln bei Nicolais aufmunternden Worten. Er lächelte selten. Nie. Doch der Andere schien genau zu wissen, wie er den Blonden aufmuntern konnte, was er ihm mit neugewonnener Lebensfreude dankte. Im Speisesaal herrschte bereits reges Treiben. Einige Schüler hetzten sich gegenseitig Zauber auf den Hals, was sie als Übung vor dem Unterricht rechtfertigten. Andere aßen als hätten sie seit Tagen nichts Essbares zwischen die Zähne bekommen und wieder andere zogen über die Schwächeren her. So auch Mordred, der stets mitten drin dabei war, wenn es darum ging, andere zu schikanieren. Der kräftige, junge Mann - ehemaliger Sohn eines Ritters - fiel in erster Linie durch seine beispiellose Grausamkeit und Brutalität auf, die er jeden spüren ließ. Zusammen mit seinen Gleichgesinnten saß er am Tisch und blickte hinterhältig grinsend auf als Tommen in Nicolais Begleitung im Speisesaal erschien. "Seht! Unsere Prinzessin hat endlich ihren Prinzen gefunden!" brüllte er durch den ganzen Raum mit einem Nicken in Richtung der beiden. Sogleich galt alle Aufmerksamkeit den erwähnten Schülern. Atemloses Schweigen breitete sich aus. Ein jeder war verstummt vor angespannter Neugier auf das, was folgen würde. Der Blondling fühlte sich auf unangenehme Weise ertappt. Er bereute sofort in den Saal gegangen zu sein, in dem alle Schüler zu essen pflegten. Um ihnen auszuweichen frühstückte Tommen für gewöhnlich in der Küche. Doch an Nicolais erstem Morgen in Kaer Morhen wollte er diesen nicht alleine mit den Anderen lassen.

Nicolai hatte schon so etwas befürchtet. Tommens Verhalten kam schließlich nicht von ungefähr und er hatte ihm ja erzählt, was ihnen blühen konnte. Die älteren Hexer saßen auf einer höheren Ebene des Saals, von wo sie einen guten Überblick über die jungen hatten, doch keinem fiel es ein, das tyrannische Treiben zu unterbrechen. So überlebten schließlich nur die Stärksten.
Der jüngere hielt Tommen zurück und schüttelte unmerklich den Kopf.
"Ignorieren", flüsterte er. "Einfach ignorieren."
Ja, so etwas tat weh. Er hatte in seiner Zeit in der Hauptstadt so viele bösartige Kommentatre über sich ergehen lassen müssen, dass es kaum zu ertragen gewesen wäre. Doch darauf zu reagieren, machte alles nur schlimmer. Und letztendlich waren es nur Worte.
So holte er sich mit seinem neuen Freund seine Portion ab und grüßte jene, die sich nicht zu sehr fürchteten vor Mordred und seinen Kumpanen. Sie setzten sich zu zweit an einen Tisch, um zu essen, als der Grobian - offenbar in seinem Stolz verletzt - zu ihnen herüber stapfte.
"He, Kleiner! Hast du was an den Ohren? Ich habe mit euch geredet! Der Abschaum sollte der Obrigkeit antworten, meinst du nicht, Tommen?"
"Mmmh, jaaa. Du hast gerufen, dass die Prinzessin nun ihren Prinzen gefunden hat", fasste Nicolai ganz locker zusammen. "Aber mach dir keine Sorgen, du musst nicht eifersüchtig sein. Für eine süße Maid wie dich habe ich doch immer Zeit."
Daraufhin brüllte der Speisesaal vor Lachen. So etwas hatte sich wirklich noch keiner getraut.

Dain, der sich der Unruhen unter den Lehrlingen gewahr wurde, sah von seinem Platz aus zu den Unruhestiftern hinab und erblickte keinen anderen als seinen Schützling Nicolai, der kaum im Speisesaal erschienen war, schon alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Insbesondere die Mordreds, der keine Gelegenheit ausließ den Alpha zu markieren. Der Hexer hätte eingreifen können, tat es jedoch nicht, denn er wollte sehen wie sich sein Lehrling ohne jegliche Hilfe vonseiten seines Meisters schlug. Dass sich jener in Tommens Gegenwart befand, ignorierte Dain vorerst.

Der Blonde war wahrlich beeindruckt von Nicolais Mut und Klugheit. Er konnte nicht fassen mit welch einem Selbstbewusstsein er den anderen gegenüber trat. Und dann auch noch Mordreds verbalem Angriff trotzte! Innerlich vor schadensfreude grinsend, folgte er Nicolai zu einem freien Tisch und ließ sich dort nieder. Ihm war nicht einmal die Zeit für einen Bissen vergönnt als der schwarzhaarige Mordred vor ihnen auftauchte und die Tyrannei fortsetzte. Betroffen zog Tommen den Kopf ein, nickte dann hörbar schluckend auf die rhetorische Frage.
Mordred, der ein Kontra nicht gewohnt war, staunte nicht schlecht über Nicolais Größenwahnsinn. Das würde ihn einen gebrochenen Arm kosten, mindestens! Zähnefletschend beugte er sich zu dem sitzenden Nicolai herab. „Du wirst dich noch nach meinem Schwanz sehnen, wenn ich dich erst mit meinen Fäusten bearbeitet habe, Bastard! Genieße dein Essen. Es wird das Letzte sein“ spie er dem Neuen entgegen und hieb dann mit der Faust gegen Tommens Schüssel, sodass diese samt Inhalt in seinem Schoß landete. Wegen der knappen Rationen würde er keinen Nachschlag bekommen. Betroffen blickte er auf den Haferschleim, der seine Kleidung beschmutzte.

"Oh, wie es aussieht, hat da jemand seine Tage", schmunzelte Nicolai amüsiert, der dank seiner Zeit auf der Straße genau wusste, wie man mit solchen Schlägern reden musste, um sie zur Weißglut zu treiben. Ohne Umschweife schüttete er die Hälfte seines Essens in Tommens Schüssel und bedeutete diesem, zu essen.
"Mach dir nichts drauß. Er ist laut, aber da ist nichts hinter. Er kann nur herrschen, weil alle Angst vor ihm haben. Er muss nicht einmal der beste Schüler sein, er muss nur am lautesten brüllen", grinste er.
So kam schließlich die Übungsstunde, in denen die Schüler sich gegeneinander behaupten mussten. Richtige Bewaffnung gab es natürlich nicht. Die Schwerter waren aus Holz, aber so verzaubert, dass sie schwer wie echte waren. Dennoch würden sie wehtun, wenn einer wie Mordred sie schwang. Nicolai hatte noch keine nennenswerte Erfahrung im Kampf, das wusste er. Aber seine Kräfte waren sehr weit entwickelt und das würde ihm den Sieg bringen, hoffte er. Selbst wenn Mordred stärker war, würde er ihn sicher nicht gewinnen lassen.
Vesemir war es, der die Übungskämpfe eröffnete. Sie standen um die je zwei Kämpfenden und sahen ihnen zu. Nicolai war entgegen seiner großen Worte ziemlich nervös, immerhin wollte er sich nicht gleich als erstes vor allen blamieren. Außerdem war er sicher, dass Dain ihnen entweder von irgendwo zusah oder sich über den Verlauf seines Kampfes informieren würde...
"Also schön, als nächstes schauen wir dann mal, zu was unser Neuzugang fähig ist. Nicolai! Komm, du bist jetzt dran. Und als deinen Gegner nehmen wir... hm... Tomme..."
"Ich übernehme das schon!", knurrte Mordred, der sich dreisterweise in Vesemirs Monolog einmischte und bewaffnet in den Ring sprang. "Jetzt bist du fällig, Kleiner!"